Seite - 396 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Abel-Blumenthal, Band 1

396 gezeichnet. Bihari besaß aber ein außergewöhnliches Gehör und Gedächtniß, Der größte Rivale B.'s war C z ermak, ein geborner Böhme, der aber trotzdem den Compositioneu seiner ungar. Melodien einen rein nationalen Typus zu verleihen wußte. C z er mak soll darüber, daß Bihar i alle seine Stücke, nachdem er sie einmal gehört, nachspielte, ja sogar, indem er C z er mak« Proben belauschte, vorher spielte und für seine eigenen Compositioneu ausgab, wahnsinnig ge- worden sein. Daß C z er mak wahn- sinnig geworden, ist nun wohl eine That» fache, doch als Ursache seines Wahnsinnes wird nicht Bihari, souderu unglückliche Liebe angegeben ^vergleiche darüber die interessanten Mittheilungen in der „Oestr, Zeitung" 1856, Nr. 325: „Ein ungari- scher Musikant"«. Nr. 341 das Schreiben de« Ernst S u schitzk y de dato: Iuiis- bruck^Iuli i ^H ,— Wie schon bemerkt worden, hatte B. die ihm zugeschriebenen Werke nicht verfaßt. Die berühmtesten sind: ^koroiiäiäzi vaß^LiliHriiiota", d. і. Die berühmte Krönungs- sonst auch Bihaii-Nüta genannt (ein Toboizo oder Verbunkos in langsamem Tempo,^ ,-dur), ein Marsch, welcher im I. 180?, als die Kaiserin Maria L u d o v i c a Beatrix in Pießburg als Königin von Ungarn ge- krönt wurde, und während des bei dieser Gelegenheit abgehaltenen Landtages vor« getragen wurde. Die Composition soll, wie Kenner und Zeitgenossen Bihaii's und L a v o t t a's behaupten, von Letzterem sein ; die zweite Composition B.'s ist: ^ pri matialis Ias8n ma^ar^eiu langsamer Ungartanz in lü-dur. Diese« Stück nur ist von B.'s Sohn, und das Trio daz» von seinem Collegen Säiközy Iänos componirt. Diese Composition gefiel dem alten Bihari so sehr, daß er sie sogleich einstudirte, und bei der Inangnration des ehemaligen Primas Rud »ay nm 15. und 16. Mai 1«?" in Gran zum ersten Male spielte; die dritte berühmte Piece ist der „I^sLii L^omoru''/eine Trauer- melodie in v-moll, die er auf den Tod seines Sohnes compouirte. Diese wieder soll von Csicso (auchCsänsai ge- nannt), Chef einer Waizner Musikgesell- schaft, und der mit B. wetteiferte, com- ponirt sein. Außer diesen Stucken sind in Pesth und Wien noch mehrere unter seinem Namen bekannt. — B i h a r i war frei von dem Laster der Trunkenheit; freilich hat er in den letzten Jahren seines Lebens, wenn ihm Gönner dazu die Mittel gaben, mehr als gewöhnlich getrunken, aber er that es um sein Herzleid zu betäuben, und trieb c« auch dann nicht bis zum viehischen Rausch. Die Mitglieder seiner Musikgesellschaft hielt er streng in Ordnuug. Das erste Piachtcostume erhielten diese geschenkt im I. 1809, auf Antrag Karl Kub in y i's, des Hauptmanns einer adeligen Iusur» geutenschaar, der einer der liberalsten Gönner B.'s war. Das Costume wurde mittelst einer unter den Patrioten gemach- ten Collecte angeschafft, und bestand aus kornblumenblauen Neinkleidern mit schwarze» Schnüre», einem rothen Dol< mäny mit schwarzen und blauen Schnü» ren, einem mit Lammsfell verbrämten Mantel, nud einem Otterkalpag mit weißem Neiherbusch. B iha r i selbst hatte Goldschniire. Seine Lieblingsgeige überließ B,'s Witwe dem ehemaligen Schloßhaiiptmann des Pesther Comitate« zum Verkauf, der ihr auch den Preis des Instrumentes im Voraus auszahlte. Bihari'« Sftielweife im Vortrage un- garifcher Melodien war regelrecht, und zn seiner Zeit ohue Gleiche». Er spielte dieselben einfach, ohne übertriebene Fio- ritnren, so wie er sie von ben Composi teuren selbst gehört hatte, aber mit Ge fühl und den nationalen Typus getreu wiedergebend, wobei er von seinen treff- lichen Mitgliedern besten« unterstützt