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schon früh den richtigen Blick des Fach-
mannes. Nachdem er den akademischen
Grad erreicht hatte, lebte er still zwei
Jahre auf einem kleinen Dorfe im No
varesischen als Arzt, und machte
sich
durch
seine Humanität, sowie durch gelungene
Curen sehr beliebt. Aber die damaligen
Verhältnisse Italiens riefen auch ihn zu
anderer und höherer Wirksamkeit. Er
folgte dem Rathe angesehener Freunde,
und trat als Militärarzt in Dienste des
Königreichs Italien; zuerst im Militär-
spitale St. Ambrogio zu Mailand, später
als Regiments-Oberarzt unter Prinz
Eugen mit der Zutheilung zur chirur-
gischen Klinik in Mailand. Von da kam
er nach Mantna, und dann als erster
Chirurg und Professor der chirurgischen
Klinik in's Militärspital nach Ancona,
wo er 5 Jahre, von der ganzen Bevöl-
kerung gesucht und geachtet, blieb. Hier
war es, wo er sich entschieden dem Stu-
dium der Geburtshilfe zuwendete, in dem
er später so große Erfolge erzielte, und
die er allein auf einen für die damaligeZeit
außerordentlichen Standpunct brachte.
Nach dem Aufhören des Königr. Italien,
ward er auf ehrenvolle Weise seiner
Dienste enthoben. Aber eben jetzt begann
er eine glänzende Praxis und zwar in
Mailand, das er in Erinnerung seines
früheren Aufenthaltes der Stadt Ancona
vorzog. Später nahm er zwar die in
Turin erledigte Kanzel der Geburtshilfe
ein; aber als bald darnach die österrei-
chische Regierung, vou der Wichtigkeit
des Gegenstandes durchdrungen, dem me-
chanischen Theile der Geburtshilfe und
allen Details derselben besondere Auf-
merksamkeit zuwendete und für dieselbe
mehrere Kanzeln eröffnete; konnte B.
einem Rufe nach Pavia zur Uebernahme
des Lehramtes sich nicht entziehen. In
dieser Stellung wirkte er bis zu seinem
Ende, und zwar vornehmlich durch die
praktische Ausführung und Darstellung seiner Grundsätze, sowie durch seme er-
folgreiche Lehrmethode, obwohl er kein
Redner war. Aus feiner Schule gingen
eine Menge der tüchtigsten Geburtshelfer
uuo Hebammen hervor. Die Verbesse-
rungen, die er bei den Instrumenten und
der Manipulation einführte, waren ent-
scheidend und von den mächtigsten Folgen.
Leider ereilte diesen für die leidende
Menschheit so thätigen Arzt ein früher
Tod. Er starb kaum 50 Jahre alt. An
Schriften hinterließ er außer einzelnen
Aufsätzen in Omodei's Zeitschrift
seine „Vorlesungen über OebnrtZhilk", zu
Pavia in 2 Austagen erschienen; dann
ein zweites Werk, in welchem er Alles
zusammenfaßte, was einem vollendeten
Geburtshelfer zu wissen nöthig ist. Die-
ses ward dem classischen Buche Bode-
locche's an die Seite gestellt, und zeich-
net sich vorzüglich durch die klare Aus-
einandersetzung über Führung der In-
strumente und die Handgriffe aus.
1830, 8°.).
Bongiovanili, Bartholomäus (Ar-
chitekt, Bildhauer, Ciseleur, geb.
inVicenza). Zeitgenosse. Im Kindes-
alter bereits entwickelte sich
sein Talent zur
Bildhauerkunst, indem er aus Holz Men-
scheu- u.Thiergcstalten so geschickt schnitzte,
daß ihn sein Vater dem geschicktesten Bild-
hauer der Stadt anvertraute. Fünfzehn
Jahre alt, trat er mit seinem Meister in
Verfertigung zweier kolossaler Kinder aus
Holz in die Schranken. Dann übernahm er
das Amt eines topographischen Zeichners
in Vicenza, oblag aber unter Einem den
Studien nnd bildete sich selbst im Zeich-
nen und Schnitzen. Nach Napoleons
Sturz lernte er unter Alois Merlo die
Goldarbeiterkunst und zeichnete sich durch
seine historischen Basreliefs aus. Er ar-
beitete das große „Bacchanal" von Ra-
phael für den Prinzen Erius in Ve-
liedig. Nun ging B. nach Venedig, besuchte
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Bninski-Cordova, Band 2
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Bninski-Cordova
- Band
- 2
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1857
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 470
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon