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nische Literatur auf den nationalen
Boden zurĂĽckfĂĽhrte und an die Stelle der
bisherigen Flachheit und Sentimentalität
Kraft, GefĂĽhl und Charakter setzte. Er
war der Erste, der die Poesie eines und
seines Volkes als Etwas mit dem Wesen
und Geiste desselben innigst verbundenes
und daraus hervorgehendes betrachtetennd
als solches in's Leben rief. Er studirte den
Geist und den Charakter seines Volkes,
fand eine FĂĽlle von Poesie in demselben,
und in seinem Ringen nach Vollendnng
der Form, wuĂźte er beide mit der vollsten
Anmuth, mit dem ganzen Reiz wieder-
zugeben. Ohne au dem Kampfe der No-
mautiker mit den Classikern, der mit allem
Ernste ausgefochten wurde, auch nnr den
mindesten Antheil zu nehmen, war es
doch B., der deu Romantikern den Weg
zum Siege gcbahut. Zu jeuer Zeit hatte
die Warschauer Universität zwei Professo-
ren der Literatur, Osiiiski und Brod-
zins ki. Der erste, ein entschiedener
Anhänger des Klassicismus und Verehrer
der französischen Literatur, erfreute sich als
begabter Nedner, Dichter und besonders
als vorzüglicher Ucberfetzcr französischer
Trauerspiele, einer groĂźen BerĂĽhmt
heit, kannte aber ivcder sein Volk uoch dic
geistigen BedĂĽrfnisse seiner Zcit; der
zweite hatte erst kurze Zeit zuvor das
Schwert mit der Feder vertauscht, und
betrat, ein Unbekannter, das Gebiet der
Literatur. Osiiiski bczaubcrtedurch seine
Declamatronen und seine angenehme Mc-
tallstimme die Zuhörer; seiu Vortragssaal
war stets ĂĽberfĂĽllt. B. hingegen las seine
gehaltvollen Vorträge mit der heiseren
leisen Stimme einer geschwächten Brust,
ohne oratorischen Schwung anspruchs-
los vor. Sein Saal war uicht ĂĽberfĂĽllt
wie jener Osiiiski's. Doch des letzteru
Zöglinge waren die geradestehenden, die
Vrodzinki's die gebeugten Aehren anf
dem Felde der poln. Literatur. Gesund-
heitshalber bereiste B. Italien, dieSchweiz und besuchte Paris. Doch sein BrustĂĽbel
mehrte sich
u. in Dresden, wo er Genesung
hoffte, ereilte ihn der Tod. Seine Schriften
sind: ^Oxie^o 8tki'6FO i nowsAu. tssta-
2 pisma 6VV.
L. voromo ui'oione") d. i. Die Ge-
schichten des alten und neuen Testamentes;
oder Auswahl vou Beispielen und Lehren
aus der heiligen Schrift, nach der Aus-
gabe vou T. Derome, 2 Bde. (War-
schau 1843, 8°., mit 120 Lithographien.
— Zweite Ausgabe ebenda 1848, 12".,
mit Hlzschn.); — „Wieg-Ikv^ LikikukN
^itzoin ^ieZniaok^ d. i.
, ein krakauisches ländliches Ge-
dicht in 5 Gesängen (Leszno 1844, 8°.,
auch Krakau 1850, 16°.), eines feiner
schönsten Gedichte und der schönsten in der
polnischen Literatur. Er malt darin das
Landleben der Polen wie es ist, und in
der Wahrheit der Zeichnung zeigt sich der
ganze Reiz des poetischen Stoffes. Der
Tanz der polnischen Bauern mit dem
Klappern der Hufeisen und HM'a hat auch
nnd uoch dazu uicht die schwächste poetische
Seite; — „VieZ-i
d. i. Die Elegien des Johann Kocha-
n owski, ĂĽbersetzt mit gegenĂĽberstehen-
dem lateinischen Terte (Warschau 1831,
8".). — „I'iLMH i'02W2.ite", d. i. Ver-
schiedene Schriften (Warschau 1830). —
Gesammelt erschienen seine Werke unter
dem Titel: „DöieiÄ. ^V^äanie 2Upe.!u6
i P0N1U020N6 pisiNÄiai äottzä ärukiein
iN60Fi'0820Nämi lo toinöv^") d. i.
Werke. Vollständige und mit uoch unge-
drucktcn Schriften vermehrte Ausgabe in
10 Bden. (Wilna 1842—44, 12",). In
dieser Ausgabe sind aber nicht sämmtliche
Werke B.'s enthalten, die vollständig her-
ausgegeben nahezu 20 Bände umfassen
wĂĽrden. Anonym erschienen von ihm die
Uebersetzungen der „Veibrn d?3 Mgrn Wer-
tzrr" und des „Malinsnipw von St. Helena";
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Bninski-Cordova, Band 2
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Bninski-Cordova
- Band
- 2
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1857
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 470
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon