Seite - 128 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Coremans-Eger, Band 3
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fand bald so vielen Beifall, daß er seine
Stelle als Porzellanmaler aufgab,
und sich
ganz dem Porträtfache widmete.
Die französ. Officiere, welche sich 1309
im Lager vor der Stadt befanden, waren
seine ersten zahlreichen nnd bedeutenden
Kunden. Seine vortrefflichen Arbeiten
verschafften ihm bald einen ausgebreiteten
Ruf nnd zahlreiche Bestellungen. Als zur
Zeit des Wiener Congresses der berühmte
Lawrence in Wien war, blieb dieser
Künstler nicht ohne Einfluß auf D. und
seit dieser Zeit neigte er sich sehr der eng
lischen Manier zu, doch zeichuen sich seine
Leistungen immer dnrch eigenthümliche,
geistreiche Auffassung, sprechende Nebn
lichkeit und geniale Ausführung mit mar
kigem, kräftigem Pinsel aus, wobei er
fast jederzeit die Hülfsmittel einer ängst-
lichen Contour verschmäht. D. malte mei-
stens nur Porträte von Personen des hö-
heren Adels, d'le sich als Privateigenthum
in deren Händen befinden, daher seine
Arbeiten nie auf Kunstansstellungen oder
sonst öffentlich zu sehen waren. Aus die-
sem Grunde ist auch eine einzelne Auf-
führung seiner vorzüglichsten Kunstlei-
stungen nicht leicht möglich. Besonders
berühmt sind indessen mehrere Porträts
des Herzogs von Reichstadt, woruuter
eines von Benedetti gestochen und ei-
nes von Kolb geschabt wurde. (Das
gelungenste, welches den Prinzen schrei-
bend vorstellt, ist iu den Händen des Gra-
fen Moriz vonDietrichstein). Ferner
sind anznführen: Porträt der ErzHerz.
Sophie und deren Kinder; Porträte
Sr. Exeelleuz des Grafen Zichy, der
berühmten Schröder; Porträt des Für-
sten Meitern ich und dessen Familie;
die Fürstin war überhaupt eine große
Verehrerin von D.'s Arbeiten; sie legte
sich ein blos für Porträte von seiner Hand
bestimmtes Albnm an; wenn nnn aus
Artigkeit für den Geber auch ein von
anderer Hand gefertigtes Bildniß an- genommen wurde, so verschwand es doch
einige Zeit später wieder aus dem Al-
bum. Auch hat sich D. im Kupferstich
und selbst in der Sculptur versucht und
in der Lctztereu sogar einen Preis errun-
gen. In früheren Zeiten hatte er eine
besondere Vorliebe für Theater - Co-
stumiruug uud u. a. die Costumes für
Raupachs „Fürsten Chawansky" ent-
worfen. D. war seiner Zeit der berühm-
teste Porträtmaler in Miniatur. Man hat
ihn den österreichischen Isabey genannt.
Seine Arbeiten, größtentheils auf Elfen-
beiu ausgeführt — doch gibt es auch Aqua-
relle und Oelbilduisse von ihm — sind
von außerordentlicher Zartheit und be-
urkunden den saubersten Pinsel, der selbst
im kleinsten Ningbilde den Charakter, die
Aehnlichkeit der Physiognomie festzuhalten
versteht und das innere Leben aus dem
Auge hervorschauen läßt. Groß ist die
Zahl vou D.'s Bildnissen, er hat wohl
deren an Tausend gemalt, aber jedes sei-
ner Bilder ist vollendet, nie hat D. in
seinen Arbeiten sich verflacht. Nach dem
Tode seiner Tochter gab er das Porträt-
malen ganz auf und malte zu seinem
Privatvergnügen Blumen, denn schon
hatte er genng erworben und besaß Nie-
mand mehr, für den er noch erwerben
sollte. So sammelte er dann die herrlich-
sten Blumen, welche die österreichischen
Berge und Fluren hervorbringen und
porträtirte sie. Schon hatte er an 200
solcher Blnmenporträte vollendet, als ihn
im Jahre 1849 die Cholera dahinraffte.
Nach seinem Tode hat diese herrliche
Pflanz cn-Porträtsammlung die kais. Aka-
demie der bildenden Künste gekauft. Im
gewöhnlichen Leben anspruchlos und lie-
benswürdig, war er durch und durch eiue
Künstlernatur; sehr witzig und höchst
lebhaften Temperaments, war er Enthu-
siast für Knnstwerke, die ihm imponirten;
aber ein grausamer nnd gefürchteter
Nichter für gepinselte Nichtigkeiten. Er
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Band 3
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Coremans-Eger
- Band
- 3
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 456
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon