Seite - 414 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Coremans-Eger, Band 3
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Also leb' ich frei und sterbe trostesreich:
Muß es heut schon sein, ob morgen —
mir ist's gleich!
Ios. Sigm. Ebersberg."
— Denkstein. E. liegt auf dem Friedhofe
in Hernals begraben. Die Inschrift seines
Denksteins lautet: Josef Sigmund > Ebers-
berg < Geboren am 22. März 1799 l Gestorben
am 27. October 1854 I Seine trauernden
Kinder, j
Ebert, Karl Egon (Dichter, geb
zu Prag 5. Juni 1801). Seiu Vater
Doctor der Rechte und fürstl. Flirsten-
berg'fcherBeamter überwachte sorgfältig
die Erziehung des Sohnes. Ein Paar
Jahre studirte Egon im Löwe nburg-
schen Couvicte in Wien, ging aber als-
daun nach Prag, wo er die übrigen Gy-
mnasialclassen, die philosophischen und
juridischen Studien zurücklegte. Früh
(1818) erwachte in E. die Liebe zur
Poesie, welche durch den Aesthetiker Ios.
Heiur. Math. Dambeck (s. d. S. 137
d. Bandes) genährt und gepflegt wurde.
In dieser Zeit entwickelte E. eine solche
Produktivität, daß er in der Frist von
drei Jahren (1818—1820) nicht weniger
als 24 Schauspiele gedichtet, welche aber
nie gedruckt worden sind. Nach vollende-
ten Fachstudien trat er auch mit der ersten
Sammlung seiner Poesien unter d. Titel:
„WchwM" (Prag 1825, Kronberger,
2. Aufl. in 2 Vdn. ebenda 1828, 8°.)
auf. Diese Erstlinge wurden sehr günstig
aufgenommen, die Widmung derselben
an den Mäcen Karl Egon Fürst von
Fürsteuberg ward auch für Eberts
Zukunft entscheidend, denn er erhielt in
Folge derselben die eben erledigte Stelle
eines fürstlichen Bibliothekars und Archi-
vars. In dieser Bedienstung sand die
Muse viel Nahrung, aber wenig Zeit.
Ebert konnte nur die schon erwähnte
zweite Auflage seiner Dichtungen voll-
enden nnd an der bereits 1825 begonne-
nen epischen Dichtung „Wlasta" arbei-
ten. Auf einer in dieser Periode unter- nommenen Reise trat er in freundschaft-
liche Beziehungen zu Karl Förster, dem
Uebersetzer der Gedichte Petrarca's,
zu Tiedge und Frau Elise von der
Recke und zu seinem Namensverwand-
ten, dem ausgezeichneten Deutschen, Bi-
bliographen und Dresdener Bibliothekar
Hofrath Friedrich Ad. Ebert, mit wel-
chem unser Dichter viele Jahre hindurch
eine lebhafte Correspondenz unterhielt.
Nachdem E. sein Epos vollendet, erschien
es unter dem Titel: „MaM. Böhmisch-
Nlltinnlllez Heldengedicht in drei Rächern" (Prag
1829, Calve, Lex. 8".). Das Gedicht
fand ebensowohl seiner poetischen Schön-
heiten als seines nationalen Stoffes we-
gen die frenlidlichste Aufnahme. Nun warf
sich E. auf das Drama und schrieb: „Vn>
tizlüV und Jutta. Dramatisches Gedicht" (Prag
1835, 8°.), welches aber bereits 1829
zuerst in Prag und bald darauf in Wien
(3. Oct. 1829) gegeben und beifällig auf-
genommen wnrde. Im nämlichen Jahre
verlor der Dichter seinen Bater, fand
aber in seinem Mäcen, dem hochsinnigen
Fürsten, nunmehr die alte mächtige Stütze.
Der Fürst ernannte E. zum fürstl. Rath
mit Beibehaltung seiner Functiouen als
Archidsdirector und die Fürstin bot ihm
die Mittel, das Land seiner Sehnsucht,
die Schweiz zu besuchen. Das poetische
Ergebniß dieser Reise war das ein paar
Jahre später veröffentlichte Gedicht: „Nas
Uluster. Idyllische Orzählnng in fünf Gesängen"
(Stuttgart 1833, Brodhag, 8".), entstan-
den ans den Eindrücken, den die erst
ürzlich besuchte Alpenwelt auf ihn ge-
macht und worin er in das Stillleben
>es abgeschlossenen Klosters das laute
ffentliche Leben der bewegten Welt hin-
einblicken läßt. Im Herbste 1831 folgte
E. einem Rufe seines Gebieters nach
Karlsruhe, wo der Fürst dem badischen
Landtage als Vicepräsident beiwohnte.
Auf der Reise nach Karlsruhe wurde E.
mit Uhland, Gust. Schwab, Lenau,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Band 3
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Coremans-Eger
- Band
- 3
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 456
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon