Seite - 17 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Egervári-Füchs, Band 4
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los, daß E. in der Verzweiflung seine Lage
vergaß, einen Stein aufhob, und ihn sei-
nem Peiniger mit solcher Gewalt an die
Stirne schleuderte, daß er auf der Stelle
todt blieb. Nun stürzten sogleich die an-
dern Türken und Aufseher auf E. los,
rissen ihn zu Boden nnd mißhandelten
ihn. Dann brachte man einen Pfahl
herbei und traf alle Anstalten, ihn zu
spießen, als der engl. Consnl vorüber-
ging und diese Schreckensscene erblickte.
Durch diesen entging E. dem furchtbaren
Tode. E. erhielt Befehl, nach seinem Ge-
fäugniß zurückzukehren. Mühsam schleppte
er sich die Straße hinab. Der Abend
dämmerte schon. Die Straßen wurden
menschenleer. Er sah sich allein und un-
bemerkt , nud als er an dem Kapuziner-
Kloster vorüber schlich und die Kirchthüre
offen sah, wankte er hinein, und fand in
einem alten Mönche seinen zweiten Ret-
ter, der erst die Wunden des Armen
wusch und ihm nach einigen Tagen, in
einer Kutte verkleidet, Mittel zur Flucht
gab. Auf einem Kahne erreichte E. ein
französisches Kauffahrteischiff, das eben
im Begriffe stand, die Anker zu lichten.
Nach mannigfachen Schicksalen n. Fahrten
wurde er von Benetianern erkannt, als
Deserteur zurückverlangt und ausgelie-
fert. Zu I8monatlicher Arbeit in Eisen
verurtheilt, wurde er zu 2monatlicher
begnadigt. Nichtsdestoweniger faßte E.
neuerdings den Vorsatz zu desertiren. Mit
5 anderen Cameraden führte er den Plan
aus u. erreichte nach vielen Gefahren Mo-
rea. Dort trennte er
sich von seinen Came-
raden, schlug den Landweg ein und fiel in
Hände von Räubern, die ihn im nächsten
türkischen Dorfe um 150 Piaster an einen
Türken als Sclaven verkauften. Bei
seinem neuen Herrn erfuhr E. milde Be-
handlung nud endlich die Freiheit. Auf
seiner Neise nach der Heimat wurde die
Caravane, der er sich angeschlossen, von
Räubern überfallen. E.
flüchtete sich
und
v. Wurzbach, biogr. Lexikon. IV. 1?
kam nach Durazzo, wo er in seiner gro-
ßen Noth
sich
den Venetianern selbst als
Deserteur stellte und in Folge dessen eine
mildere Strafe erhielt. Von Zante aus
erhielt E. Gelegenheit, Briefe in seine
Heimat zu senden; unglücklicher Weise gin-
gen aber die Antwort nnd das mitgeschickte
Geld verloren. Als Venedig 1797 von
den Franzosen besetzt wurde, entwischte
E. zum drittenmale aus Corfn, wo er
sich eben befand. Im Febr. 1798 kam er
nach Venedig, erhielt dort einen Paß,
mit dem er sich nach Trieft begab und
von da am 23. März 1798 nach Iijähri-
gen Leiden und Fahrten seine Heimat er-
reichte. Seine ferneren Schicksale sind
ohne Interesse. Er vermalte
sich
und sein
Sohn trat in den geistlichen Stand. Er
selbst erhielt einen kleinen Dienst bei Un-
ter-Drauburg. Seine Reisen und Aben-
teuer gab er — schlecht erzählt — im
Drucke heraus. Es ist das in den Quel-
len angegebene Werk, dessen Auszug die
obige Skizze ist.
Merkwürdige Land- und Seereisen durch Europa,
Afrika und Asien. Eine wahre Geschichte aus
den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts von
Leonh. Eisenschmidt. 2 Thle. (Grazi807,
mit K. K., 8°.).
Eisenstecken, Joseph (Schützen-
major, geb. zu Matrei im Wippthale
1. April 1779, gest. zn Botzen 1. Mai
1827). Taglöhnerssohn. Zog, 18 Jahre
alt, mit dem Luttischen Corps nach Ita-
lien und kehrte mit ehrenvollem Abschied
in die Heimat zurück. Nun trat er bei
einem Kaufmann in Botzen als Commis
ein. 1802 kanfte er die Badlwirths-Ta-
verne an der Talfer bei Botzen und lebte
daselbst bis zum I . 1809. I n diefem I .
schloß fich E. voll Patriotismus an Hofer
an, der solches Vertrauen zu ihm besaß,
daß er nichts Wichtiges ohne seinen Rath
und seine Mitwirkung unternahm. Als
im I . 1809 der österr. General Buol
Befehl erhielt, die Brennerschanze zu
verlassen, war Hofer, der indessen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Egervári-Füchs, Band 4
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Egervári-Füchs
- Band
- 4
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1858
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 422
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon