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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Habsburg-Hartlieb, Band 7
Seite - 37 -
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Seite - 37 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Habsburg-Hartlieb, Band 7

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Hlldsbnrg — Maria Antonia 3? Sabsburg — Maria Antonia rhetorischen Spiegelfechtereien die Schuld der Königin herzustellen. Die Geschworn nen sprachen das „Schuldig" aus, und ohne Aufenthalt wurde der Königin das Todesurtheil verkündigt. Es war um halb vier Uhr Morgens nach 18stündiger Sitzung. Die Königin wurde in die Con« ciergerie zurückgeführt. Ihre Bitte, die Kinder nochmal zu sehen, wurde ihr abgeschlagen. Um 3 Uhr Morgens wurde in allen Sectionen Generalmarsch geschla- gen, um 6 Uhr stand schon Alles unter den Waffen. Geladenes Geschütz mit bren« nenden Lunten war an allen Haupt» puncten aufgestellt. So groß war die Schuld der Witwe Capet's, daß man solche Vorkehrungen für ihre Hinrichtung treffen mußte (!). Die wenigen Stunden, welche Mar ia Anto inerte noch im Kerker zubrachte, benutzte sie, um jenen denkwürdigen Brief an ihre Schwägerin Elisabeth zuschreiben, der nie an seine Adresse gelangte, sondern erst 23 Jahre später in die Oeffentlichkeit kam. Der Brief wurde nämlich an Robespierre abgegeben, und kam nach dessen Sturz in Besitz des Deputirten Courtois, der als Königsmörder durch die bekannte königliche Ordonnanz vom 12. Jänner 1816 aus Frankreich verbannt wurde, sich nach Brüssel zurückzog, und daselbst noch im December desselben Jahres starb. Unter dessen Papieren wurde Maria Antoinettens Brief gefunden. Um 11 Uhr Vormittags, am 16. October, öffneten sich die Pforten des Gefängnisses, und mit auf den Rücken gebundenen Händen bestieg sie den Henkerkarren. Eine Stunde dauerte der Zug. Bemerkt wurde, daß die Schmähungen und Ver- wünschungen, welche dem Schlachtopfer zugerufen wurden, nicht aus der Hefe des Pöbels, sondern aus den ehemals privi- legirten Ständen kamen. Um ^ auf Zwölf fiel das Beil der Guillotine und endete das Leben einer Fürstin, welche mit seltenen geistigen und körperlichen Vorzügen viele Tugenden vereinte, und die, wenn sie Gott weiß was verschuldet hätte, durch ein Uebermaß von Leiden, jeden auch noch so großen Fehler ihres Lebens vielfach abgebüßt haben würde. Wir schließen diese traurige Lebens» oder vielmehr Leidensskizze der königlichen Märtyrin mit dem Porträte, welches ein Franzose von ihr entwirft. Lamartine schreibt: „Ihr erstes Erscheinen blendete den Hof und ganz Frankreich. Sie war damals 16 Jahre alt. Ihre Schönheit verdunkelte die der Madame du Barry, der Favoritin Ludw ig 's XV. Die Schönheit der du Barry war die einer Buhlerin, die Schönheit der Mar ia Antoinette war die Schönheit einer Prinzessin. Die Natur hatte sie mit allen Gaben reichlich geschmückt, welche sie als Weib zum Gegenstande der Bewunde« rung machten, und als Königin zum Gegenstande tiefster Verehrung. Sie war hoch gewachsen, ihre Bewegungen waren jchwanenähnlich, bei ihrer Eleganz ging nichts von ihrer Majestät verloren. Ihr Haar war blond und seidenartig, und erinnerte den Betrachter an Titians wogende Locken. Von hoher Ovalform war die Stirne, wie jene der schönen Töchter von der Donau; die Augen himmelblau, worin die Stille und der Sturm der Seele den Blick abwechselnd schlafen oder Wellen schlagen ließen; die Nase ein klein wenig gebogen, der Mund österreichisch, der ihrer Familie, d. h. ein Gemisch von Stolz und Lächeln, das Kinn aufwärts gebogen. Ihre Farbe ward erhöht durch das kalte Klima des Nordens, und eine unwiderstehliche Grazie war wie ein jugendlicher Duft über alle ihre Züge ausgegossen."
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Habsburg-Hartlieb, Band 7
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Habsburg-Hartlieb
Band
7
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1861
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
472
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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