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Hasch ka Haselbauer
Thron bestieg suchte Haschka seine zerrütte-
ten Glücksumstände dadurch zu verbessern, daß
er die Partei der Aufklärung, von der er nichts
mehr erwartete, verließ, zur Fahne des Obscu«
rantisiuus schwor und sich von der geheimen
Polizei als Spion besolden ließ. Er und
Gottharoy wurden vorzüglich dazu ge-
braucht, geheime Verbindungen auszukund-
schaften, welches Geschäft dem ersteren dadurch
sehr erleichtert wurde, daß er nach und nach
Jesuit, Freimaurer, Illuminat, Nosenkreuzer
und Kryptojcsuit gewesen war." — Kurz
(Heinrich), Geschichte der deutschen Literatur
mit ausgewählten Stücken aus den Werken
der vorzüglichsten Schriftsteller (Leipzig l839,
B. G. Teubner. Lcr. 8«.) Bd. I I I , S. 7,
erste Spalte. S. 46. erste Spalte. sKurz
gedenkt hier, als er über die deutschen Oden»
dichter schreibt, auch Haschka's und schreibt:
„Die meisten der bisher genannten Dichter
(Sto l lbcrg, Voß. Hölty. Mi l ler u.
A.) haben die Odenform öfters zum Ausdruck
ihrer vaterländischen Gesinnungen und ihrer
Freiheitslicbc gebraucht und manche derselben
haben dabei solche Ansichten an den Tag ge-
legt, und diese in einer so kräftigen und rück-
sichtslosen Sprache dargestellt, daß man heut zu
Tage darüber erstaunt und cs kaum begreifen
kann, wie in der damaligen Willkührherrschaft
eine solche freie Sprache geführt werden konnte.
Wenn aber schon die hicrhergehörigen Oden
der Gott inger (Fr. L. Stol lberg 's „die
Freiheit", „Zreihcitsgcsang" u. a. m., Voß's
„Trinklied für Freie", Mi l ler 's „Todescngel
am Lager eines Tyrannen". Bürger's „der
Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen")
unser Staunen erregen, so muß dieses noch
steigen, wenn wir die Oden eines gleichzeiti»
gen österreichischen Jesuiten, Lorenz Leopold
Haschka aus Wien lesen, der in Gedanken
und Ausdruck Alles weit überbietet, was An-
dere noch so scharf gesagt haben mochten.
Freilich geht die Begeisterung oft in Wuth
über, in welcher alle poetische Wirkung oer>
schwindet, aber er ist doch keineswegs ohne
Talent; es geht dasselbe, nicht bloß aus seinen
anderen Gedichten, sondern selbst aus den Oden
hervor, welche wir zunächst im Auge haben
und welche im Voß'schcn Musenalmanache
für 1787 stehen („Zuruf an Deutschlands
Dichter", „Art läßt von Art"). Der nämliche
Haschka gab sich später unter Leopold I I .
zum gemeinen Denuncianten gegen die Freunde
der französischen Revolution her und ent-
wickelte gegen sie eine ähnliche Wuth wie früher gegen die Tyrannen.") — Tic von
Göthe und Schiller herausgegebenen „Xe<
nicn" gedenken in der vorletzten auch Hascht a's,
und zwar schreibt Schil ler in Xenie 4t3,
betitelt: „Muse zu den Xemen":
Aber jetzt rath' ich euch, geht, sonst kommt
noch gar der Gorgona
Fratze oder ein Band Oden von Haschka
heraus.
Der nachmalige Superintendent von Halle.
Christian Fürchtegott Fulda, der anonyme
Verfasser der unter dem Titel „Trogalicn zur
Verdauung der Xenicn (Kochstndt, zu finden
in der Speisekammer, 1797)" erschienenen
Antixcnien nimmt sich Hascht a's gegen
Schil ler an und schreibt, abgeschmackt genug:
Sicherlich hätt' er Dich mit der Klappe
verschonet, o Haschka.
Hättest Du Wahrheit nicht unsern Regen-
ten gesagt.
(Ein Haschka und Regenten die Wahrheit
sagen!!!) Uebrigens waren auch Andere ähn»
licher Ansicht wie Schiller über H aschka's
Poesie, und die „literarischen Spießruthen",
auch eine von Daniel Ienisch anonym heraus»
gegebene Antirenienschrift, sagen gar und
treffend: „Haschka sei der „wienerische
Klopstock", sowie Schikaneder der „wie<
nerische Goethe".
ßaselbauer, Franz (Orientalist
und Priester der Gesellschaft Jesu, geb.
zu Frauenberg in Böhmen 7. Sep.
tember 1677, gest. 23. September 1766).
Trat am 20. October 1696 in den Orden,
wo er dem Lehramte oblag, und zwar
sechs Jahre in den Humanitatsclaffm
(so hießen damals die fünfte und sechste
lateinische Schule) lehrte, vier Jahre
Präfect der lateinischen Classen und zulcht
Professor der hebräischen Sprache an der
Prager Hochschule war, welche Stelle er
20 Jahre bekleidete. Zugleich war er
Censor und Revisor der hebräischen
Bücher. H. brachte die größte Zeit seines
Lebens im Clementinum zu Prag zu,
wo er auch im hohen Alter von 79 Iah.
rett starb. H. war ein gründlicher Kenner
der hebräischen Sprache und veröffent»
lichte über dieselbe ein paar geschätzte
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon