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Hanschild 77 Hauschild
der andere die „gelehrte Schule". Das
erste ist für Jünglinge berechnet, die in eine
Fachschule, auf ein Comptoir, zur Erlernung
eines Gewerbes, in eine Dienstlehre übergehen
wollen, und vollendet seine Aufgabe in einer
Classe mit einjährigem Cursus, so daß der
junge Mensch, wenn er von unten auf im
richtigen Gange aufwärts geschritten ist, mit
dem 16. oder 16. Lebensjahre die Schule
hinter sich hat. Das „gelehrte Gymna-
sium" braucht begreiflich mehr Zeit, das
Vierfache, und enthält 4 Classen mit je ein-
jährigem Curfus. I n der untersten dieser
Claffen tritt von den alten Sprachen, diesem
hier neuen Elemente, die römische allein
auf und zwar gleich mit 10 Stunden; zu ihr
gesellt sich in der folgenden Classe die grie-
chische mit 4 Stunden, welche in den zwei
folgenden Classen 7 Stunden in Anspruch
nimmt, während die römische als schon tüchtig
eingeübt, auf 6 zurücktritt. Für Jene, welche
wollen, kommt noch das Hebräische als
Vorbereitung zum theologischen Studium hin-
zu. Das Römische und Griechische wird seiner
Zeit als Unterrichtssprache benützt und das
früher massenhaft getriebene, und darum fest'
sitzende Englisch und Französisch wird nur in
den Stunden über Literaturgcschichte fort«
geübt. Dieß ist in den allgemeinsten Umrissen
der Plan des „modernen Gesammtaym-
nasiums", welcher schon deßhalb beheizt«
genswerth ist, weil er ein Element in den
Vordergrund stellt, welches in der Gegen«
wart uon höchster Bedeutung ist, die Sprach«
kenntniß; dann aber. weil er die praktische
für's Leben nöthige Ausbildung voranstellt,
ohne jedoch die classische Bildung, zu welcher
man hier auf richtigerem Wege gelangt, als
nach dem bisherigen Plane, zu vernachlässigen.
Hauschild, Ignaz (Ad v o cat und Ab-
geordneter des österreichischen Reichs-
tages 1848 und des Reichsrathes 1861).
Zeitgenoß. Studirte die Rechte in Prag,
wo er auch die juridische Doctorwürde
erhielt und darauf die Advocatur aus-
übte. Im Jahre 1848 wurde er von
der Stadt Hohenmauth in den öster-
reichischen Reichstag entsendet. I n dem-
selben bezeichnete er bei dem ersten Anlasse,
als er das Wort nahm (in der 6. vor-
berathenden Sitzung, 18. Juli) die Herren Borrosch, Palacky, Rieger und
Strobach als Manner des allgemeinen
Vertrauens und stellt an die Versamm»
lung die Frage, wer thätigere Männer
(worin thätig, gibt H. nicht bekannt) als
die Genannten vorweisen könne? In der
13. Sitzung (vom 4. August) bestreitet er
den Wahlern das Recht, ihren Deputirten
das Mandat zurückzuziehen, indem er sich
gegen die Abstimmung durch Namens--
aufruf aussprach. In der Sitzung vom
11. September, in welcher der Abgeordnete
Rieger die fulminante Rede in Betreff
der Sprachmfrage hielt, sprach H. für den
Antrag des Abgeordneten Hawliczek,
welcher verlangte, daß vor jeder Abstim-
mung, wenn es 10 Abgeordnete verlan-
gen, die Abstimmungsfrage in der ihnen
verständlichen Sprache durch einen von
der Kammer aufgestellten Translator laut
mitgetheilt werde. In der 43. Sitzung
(16. September) beantragte er, daß die
Commissionen zur Regelung von Grund»
streitigkeiten nicht vom Reichstage, son-
dern von der Exekutivgewalt aufgestellt
werden sollen: in der 44. Sitzung (vom
19. September) willfahrt der Präsident
seiner Forderung, daß Abgeordneter
Gold mark wegen unanständigen Be»
nehmens zur Ordnung gerufen werde; in
der 77. zu Kremsier (am 24. Jänner
1849) gehaltenen Sitzung sprach er da
für den von dem Minoritätsvotum bean-
tragten Satz: „Die Todesstrafe ist abge«
schafft" in den Z. 6 der Grundrechte, wel-
cher Geschwornengerichte, Oeffentlichkeit
und Mündlich» des gerichtlichen Ver-
fahrens festsetzt, aufzunehmen; und wird
sein Antrag von der Versammlung unter«
stützt; und endlich in der 99. Sitzung
(vom 6. März) stellte er mit der öechi-
schen Partei an den Iustizmwister die In«
terpellation, betreffend die Prager Juni.
ereigmsse. Mit diesem Acte schließt seine-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon