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Hauser Häuser
falle im Theater hören laffen. Unter der
Leitung des Professors Böhm ^s. d.
Bd. I I , S. 20 j^ das Wiener Conservato-
rium besuchend, fand er an dem kaiserlichen
Kammervirtuosen Mayseder einen
Freund und Lehrer, der seiner ferneren
Ausbildung eine künstlerische Richtung
gab. I n Begleitung des Vaters, der als
vorzüglicher Violindilettant einst zu
Beethoven in naher Beziehung stand,
unternahm er 4840 den ersten Kunstaus-
stug nach Deutschland, der sich unter stets
steigernden Erfolgen zu einer beinahe
achtjährigen Concertreise durch Deutsch-
land, Dänemark, Schweden, Norwegen,
Finnland, ganz Rußland bis an die Gren-
zen Sibiriens ausdehnte. I n Hannover,
Kopenhagen, Stockholm und St. Peters«
bürg wurde H. in auszeichnender Weise
zu Hofconcerten geladen und gab glän-
zend besuchte Concerte. I n den Schlossern
des russischen Adels flofsen ihm prächtige
Geschenke zu. Als H. 1848 nach Wien
zurückkehrte, wurden die ersten Töne sei-
ner Geige von dem Lärmen der Revolu-
tion übertäubt, welche damals Europa
erschütterte; dieß bestimmte ihn, seinen
Geburtsort aufzusuchen, um sich zu einer
größeren Reise nach Frankreich und Eng-
land vorzubereiten. Von London, wo er
auch viel Beifall fand, lockte ihn ein glän-
zender Ruf nach Amerika, und schon am
1. Jänner 1830 brachte ihn der Dam-
pfer „Baltis" nach New-York. Von dort
aus durchzog er in Begleitung einer Con»
certgesellschaft drei Jahre lang das Gebiet
der Nnion nach allen Richtungen. I n der
neuen Welt dürfte es wohl kaum eine
Stadt geben, die von dem Besuche dieses
modernen Argonautenzuges unberührt ge»
blieben wäre. 1832 nach New-Iork zu»
rückgekehrt, schiffte er längs des Ohio
und Mississipistromes dem Süden zu. Die
bösartigen Fieber Havanna's jedoch ver- kürzten seinen Aufenthalt auf jener Insel.
Er eilte nach New-Iork zurück, wo er im
Concerte der Jenny Lind zum ersten
Male „der Vogel auf dem Baume" pro»
ducirte, welcheComposition ein Lieblings«
stück der Uankee's wurde. Er zog nun zum
dritten Male durch die vereinigten Staa»
ten bis Neu-Orleans, ging von dort nach
Centralamerika über den Isthmus nach
Panama und schiffte den stillen Ocean ent-
lang nach Californien. Nach einer fünf.
wöchentlichen, abenteuerlichen und gefahr-
vollen Reise erreichte er San Francisco.
Dort wimmelte es bereits von Concert-
gebern, Sängern u. A. Katharina
Hayes, Ole Bu l l , Lola Montez,
Henry Herz und Andere wetteiferten
bereits um die goldene Palme, aber
auch H.'s „Vogel am Baume" feierte
Triumphe, die er mit allen abenteuer-
lichen Erlebnissen anregend in seinem
'„Wanderbuche" beschreibt. Nach einem
zehnmonatlichen Aufenthalte verließ er
1833 San Francisco und ging über Neu«
Granada nack Peru. I n Lima gab er
mehrere Concerte. I n Valparaiso, der
Hauptstadt Chili's, wurde ihm sein
Aufenthalt durch eine fanatische, in ihrem
religiösen Eifer unduldsame Partei derlei-
det, welche behauptete, daß seine vom
Teufel verhexte Geige die Leute vom Beten
und Kirchgang abhalte, und welche die
abergläubischen Massen so gegen ihn auf-
wiegelte, daß er seine Concerte unterbre-
chen und nach San Iago flüchten mußte.
Dort faßte er den Entschluß, nach Austra-
lien zu segeln. Er besuchte nun zuerst Ota>
Haiti, wo er sich vor derIndianer«Königin
Po märe hören ließ; am 13. September
1834 ging er zur See nach Australien.
Auch diese Fahrt war reich an denkwür»
digen Erlebnissen, die er in seinen Werken
lebendig schildert. I n Sydney, Mel>
bourne, Adelaide, Gulbourn, Paramatta,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon