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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Hartmann-Heyser, Band 8
Seite - 116 -
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Seite - 116 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Hartmann-Heyser, Band 8

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Daydn Joseph Daydtt Joseph Adel und einigen Kunstfreunden Wiens — welch' ein Adel, welcheKunstmäcene Wiens damals! — die Aufführung der „Schi)- ' pfung" in Gegenwart Haydn's veran- staltet wurde. Haydn wurde in einer Sänfte in den Saal gebracht, und mußte, um sich ja nicht zu erkälten, den Hut auf dem Kopfe behalten, wahrend die ganze Versammlung entblößten Hauptes war. Huldigungsgedichte von Carpani und Colt in wurden vorgetragen, die Rüh« rung Haydn 's aber steigerte sich so sehr, daß er schon nach der ersten Abtheilung den Saal verlassen und nach Hause ge-. bracht werden mußte. Nur Ein Jahr, zwei . Monate und einige Tage überlebte H. seine Apotheose. Als am 40. Mai 1809 die Franzosen vor die Mariahilfer Linie rückten, erschreckten ihn, als er früh eben aufstand und angekleidet wurde, vier Kanonenschüsse, welche unweit seiner Wohnung fielen und Fenster und Thüren seines Hauses erschütterten, so sehr, daß er zusammenbrach und sein ganzer Körper in ein convulsivisches Zittern verfiel. Von dieser Stunde wichen zusehends seine physischen Kräfte; am 26. Mai spielte er noch sein Lieblingslied „dieVolkshymne" dreimal hintereinander mit einem Aus- drucke, über den er sich selbst wunderte, aber noch am Abende desselben Tages verschlimmerte sich sein Zustand bedeu- tend, nach und nach verfiel er in eine gänzliche Entkräftung und schmerzlose Betäubung, und indem er am 31. Mai Morgens um 1 Uhr noch einige Zeichen von Bewußtsein und Empfindung gab, entschlief er wenige Minuten nachher eines sanften Todes und kehrte seine Seele in jene Raume zurück, aus denen sie sich für die Dauer seines Lebens in die Hülle sei» nes Körpers begeben hatte. Haydn war Einmal, aber unglücklich verheirathet. Von zwei Töchtern des Friseurs Keller in Wien liebte er die ältere, die jedoch Nonne wurde, und da ihn Gefühle der Dankbarkeit für in der Jugend empfan- gene Wohlthaten an das Haus fesselten, ließ er sich vom Vater die jüngere auf» dringen und gewann mit ihr ein böses, zanksüchtiges, verschwenderisches und dazu in späteren Jahren bigottes Weib, welches ihm sein ganzes Leben verbitterte, denn sie starb erst im Sommer 1800 zu Baden, nachdem er sie bereits um 1739 geheira« thet und sie ihn also volle 4 Decennien gequält hatte. Nur das sanfte Tempera« ment und der Genius der Kunst, der ihn ganz erfüllte, ließ H. das traurige Los seiner schlimmen Ehe mit einem Gleich« muthe ertragen, der noch dadurch erhöht wurde, daß diese Ehe kinderlos geblieben war. Haydn als Mensch ist vielfach ge° schildert, aber von allen Biographen und sonstigen Berichterstattern einstimmig als trefflicher Mensch bezeichnet worden. Von Natur aus heiter, zum Scherze gestimmt, sprach sich diese geistige Richtung vielfach in seinen Compositionen aus, deren originel ler musikalischer Witz seine Wirkung auf den Zuhörer nie ver« fehlt. Frömmigkeit war ein Grundzug seines Charakters, und, ohne ein Fromm- ler zu sein, ging er darin so weit, daß er alle seine größeren Partituren mit den Worten: In iwmino Domini begann und mit: I^auL Vso oder 8o1i Oeo Floria. schloß. Auf das Innigste von der Ueber» zeugung durchdrungen, daß alle mensch« lichen Schicksale unter der leitenden Hand Gottes stehen, suchte er oft im Gebete, wenn ihn der schöpferische Genius verlas« sen hatte, Kraft, und so sagte er oft selbst: „Wenn es mit dem Componiren nicht so recht fort will, gehe ich im Zimmer auf und ab, den Rosenkranz in der Hand, bete einige Ave und dann kommen mir die Ideen wieder". Diese echt poetische Innig«
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Hartmann-Heyser, Band 8
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Hartmann-Heyser
Band
8
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1862
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
514
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
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