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Haydn Joseph
keit und Frömmigkeit — weit entfernt
von der düstern büßenden Art, sondern
vielmehr froh und munier — bildet auch
den Grundton seiner kirchlichen Compo>
sitionm, wie auch seiner „Schöpfung",
anläßlich welcher er selbst sagte: „Ich
war nie so fromm als während der Zeit,
da ich an der Schöpfung arbeitete; täg«
lich fiel ich auf meine Knie nieder und bat
Gott, daß er mir Kraft zur glücklichen
Ausführung verleihen möchte". Daher
auch der Charakter aller seiner Kirchen»
compositionen ein heiterer ist, und einen
Vorwurf, den ihm Carpani deßhalb
einmal machte, entkräftete H. mit folgen-
den Worten: „Ich weiß es nicht anders
zu machen. Wie ich's habe, so geb' ich's.
Wenn ich aber an Gott denke, so ist mein
Herz so voll Freude, daß mir die Noten
wie von der Spule laufen. Und da mir
Gott ein fröhliches Herz gegeben hat, so
wird er mir's schon verzeihen, wenn ich
ihm fröhlich diene." I n seinem Haus-
wesen genau, pünctlich, an Ordnung und
Regelmäßigkeit von frühester Jugend ge-
wöhnt, mußte er sich
von Neichardt des
Geizes beschuldigen lassen; aber diese
Pünctlichkeit, diese Ordnung im Haus-
halte war nicht Geiz, Haydn war
der Wohlthäter seiner ganzen Familie,
die er sein ganzes Leben hindurch
unterstützte; auch gibt sein Testament
Matter für Musik von Zellner, 1833.
Beilage zu Nr. 91 und Nr. 93) Zeugniß,
welch' ein edler Charakter H. gewesen.
Es würde uns zu weit führen, wollten
wir über seine äußere Erscheinung, seine
Tagesordnung und seine Gewohnheiten
ausführlich berichten, nicht bloß Dies
(S.207)undGriesinger(S.109u.f.)
geben uns ein treffendes Bild davon,
auch die von Lu ib herausgegebene
„Wiener allgemeine Musikzeitung" (VIII.
Jahrg. 1848, Nr. 62 und 63) läßt sich Daydn Joseph
umständlich darüber aus. Wie Haydn
im Leben viel gefeiert worden und auf die
verschiedenste Art, durch Porträte, welche
seine Züge vervielfältigten ssiehe S. 130:
VIII. Portrate), durch Büsten und Sta-
tuetten sS.132. X.^ >, durch ihm zu Ehren
und auf seinen Namen geprägte Medaillen
sS. l 31, IX.), durch Gedichte auf ihn und
seine Tonwerke ^S. 133, XIII.), so war
man auch nach seinem Tode nicht lassig,
sein Andenken in Ehren zu halten und von
Zeit zu Zeit zu erneuern; Allem nachzu-
forschen, was zu ihm in irgend einer Be»
ziehuug stand, sei es die Geschichte seiner
Tonstücke zu erzählen sS. 126, IV.), sei
es Nachforschungen über seine Eltern und
seineAngehörigm anzustellen j^S.129, VI.);
sein Gebmts- und Todeshaus auf seinen
Namen zu taufen und durch Denktafeln
für alle Zeiten kennbar zu erhalten sS. 130,
VII.); seine Ruhestätten, zuerst in Wien,
später in Eisenstadt, für die Zukunft kennt»
lich zu bezeichnen^ S. l34, XII.), und end«
lich seine hohe Bedeutung in der Kunst,
zu deren Heroen er zählte, nachzuweisen
^S. 137, XVI.), in welch' letzterer Richtung
aber ungeachtet des trefflichen bisher Ge-
leisteten, noch Vieles zu wünschen übrig
bleibt, und ihm bald ein Biograph erstehen
möge, wie Beethoven, Mozart und
Gluck den ihrigen gefunden, mit denen
vereint er ein vierblättriges musikalisches
Kleeblatt bildet, wie keine andere Nation
ein ähnliches aufzuweisen hat.
I. ComposNiantn ScnM'g. Es dürfte kaum
Jemanden möglich werden, ein vollständiges
Vcrzeichniß der Werke Haydn's, so lohnend
sonst diese Aufgabe wäre, zu Stande zu bringen.
Haydn selbst wußte nicht alle seine Werke an»
Zugeben. Bei einem nicht kleinen Theile der«
selben mußte man Vermuthungen für Gewißheit
gelten lassen. Im Folgenden werden demnach
die Gesammtausgaben einiger gleichartiger
Tonwcrke Haydn's, z. B. seine Sonaten,
Quartetten. Symphonien u. dgl. m., die schon
in früherer Zeit veranstaltet wurden und als
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hartmann-Heyser, Band 8
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hartmann-Heyser
- Band
- 8
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1862
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon