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Hormayr 287
gäbe seines Gedächtnisses, das eine Weile
jenem der beiden Scaliger und des Pico von
Mirandola hätte verglichen werden mögen.
Gereimtes, wenn es nicht nichr als 3—6 Sei«
ten Zählte, behielt er auf das erstemal Hören
oder Lesen. Von Kindheit an der Schau«
spielkunst leidenschaftlich ergeben, wußte er ein
Paar hundert Dramen mit allen langweiligen
Bedienten- und Vertrautenscenen wörtlich
auswendig, so wie die Reihenfolge von etwa
9000 systematisch gereihten Porträts in seines
Vaters Kupferstichsammlung. —Vom lt . bis
zum 2l. Jahre schien diese Gedächtnißkraft
am Glänzendsten. — Virgils erste 3 Bücher
der Aeneide recitirte er mehrmals vor vielen
Zeugen, von dem einzelnen Vers an, den
man ihm gab, abwärts oder aufwärts gegen
den Sinn. — Werke, in denen er viel stndirte,
schlug er immer nur nach der Seitenzahl auf.
— Ili bis 12.000 Verse aus den Classikern
aller Nationen, die Folge der europäischen
Dynastien und ihre Stammbäume waren ihm
stets geläufig. I n den Registraturen forderte
er späterhin seine Referate aus dem oder jenem
Jahrgange immer nach dem Datum mit An»
gäbe des Copisten, von deffen Hand die Expe»
dition sein muffe, dictirte mehreren zugleich
über ganz verschiedene Geschäftsgegenstände
und stellte zufällig in Verstoß gerathene Concepte
von Depeschen aus dem Kopfe fast wörtlich her.
Merkwürdige Anomalien waren hierbei, daß
bei einem monstruösen Namen-, Zahlen» und
Wortsgedächtniß ihm dennoch das Gedacht«
niß zu Commerzspielen und was noch scltsa»
mer und wichtiger ist, für Sprachen völlig
versagt schien; daß er alles ohne Anstoß behielt,
was er nicht auswendig gelernt, hingegen
alles schlecht und fragmentarisch wußte, was
er memorüt hatle.
l?. Porträte, t) Unterschrift: ^08oM I^s^-koi-r
von Horniger, k. Ic. Ilotrktk) äss
Ritter, IliLtorioFi-a^k. ä
20. ^lmuoi- 1781 (Benedetti 5o., 4°.).
sDasselbe auch vor dem 16. Jahrgange des
„Archivs für Historie" und später vor dem XXV.
oder der neuen Folge V I I . Jahrgange seines
„Taschenbuches für'vaterländische Geschichte".
Es ist nach einem Bilde des berühmten Moriz
Daff inger ^Bd. m , S. 127) und zeigt
Hor m ay r in der Vollkraft des Mannesalters.)
— 2) Unterschrift: ^oi>6x!i I^i-e^err von
normal- (P. Krasst äsi., Fr. Stob er uo.,
80.). — 3) F. John so. (4v.). gibt auch Ab-
drücke vor der Schrift. — 4) Lithogr. ohne Namen des Zeichners (München. Mey und
Widmayer. Fol.). DerHeitzmann'sche Portrat«
Katalog führt auch ein von Benedetti gesto»
chenes Blatt (Berlin. G. Reimer. 4".) an;
wahrscheinlich eine Netouche von Nr. l.
Horlllllzaki, Eudorius Ritter von
(Landeshauptmann-Stellvertre.
ter in der Bukowina und Geschichts-
forscher, geb. auf dem Gute Czer.
naukain der Bukowina im Jahre 1813).
H. stammt aus einer alten moldaui«
schen Bojarenfamilie, die eigentlich grie-
chischen Ursprungs war und im Anfange
des achtzehnten Jahrhunderts mit dem
Fürsten Nikolaus Maurocordato in
die Moldau einwanderte, wo sie viele
Güter besah und hohe Würden bekleidete.
Am Gymnasium zu Czernowitz für die
Famltärsstudien vorbereitet, bezog H.
später die Wiener Hochschule, an welcher
er den rechtswissenschaftlichen und staats-
wirthschaftlichen Studien oblag. Er besä«
higte sich sodann für das Richteramt,
fand aber feit dem Jahre 1848 Gelegen»
heit und Antrieb, die politischen Ange»
legenheiten seines Landes und des Ge<
sammtstaates in's Auge zu fassen. Als
im Jänner 1849 aus der Bukowina
eine Landesdeputation nach Olmüh und
Kremsier abging, um dem Kaiser Franz
Joseph I. beim Regierungsantritte zu
huldigen und um dem Reichstage die zu
berücksichtigenden Wünsche, Bedürfnisse
und Interessen des 3andes vorzulegen,
wurde er zum Mitgliede dieser Deputation
ernannt und von ihr mit der Abfassung
der bezüglichen Denkschrift an den Reichs«
tag betraut, die auch durch den Druck ver«
öffentlich: wurde. Seither lebt er theils
den historischen Forschungen über die Do«
nauländer, theils den politischen Bchürf»
nissen seines Heimatlandes. Seine noch
nicht zum Abschlüsse gediehenen und deß-
halb auch nicht veröffentlichten historischen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Hibler-Hysel, Band 9
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Hibler-Hysel
- Band
- 9
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1863
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 518
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon