Seite - 48 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Károlyi-Kiwisch, Band 11
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liche Einsegnung erfolgte am 44. Juli
4781. am 49. verließ Angelica an
der Seite ihres Gatten London. Uebei
Ostende nach Flandern, wo sie die Werk«
eines RubenS und Van Dyk in ihrei
Vollendung kennen lernte, über Loth
ringen und Thionville kam sie zuvörderst
in ihrer Heimat in Schwarzenberg an
wo sie einen Monat verweilte. Ueber
Tirol begab sie sich nun nach Italien
kam am 4. October in Venedig an, wo
der Ruf ihres Namens ihr schon voran
geeilt war. I n Venedig suchte sie der Gra'
von Nord auf, unter welchem Namen
damals der Großfürst Paul , nachmalt
ger Kaiser, reiste. Die Großfürstin über
häufte Angel ica mit Beweisen ihrei
Huld. Von allen Seiten trafen Bestellun
gen auf große Arbeiten ein. Angelica
malte Mehreres. Aber wieder sollte sie ein
Leid treffen. Der sichtlich alternde und
hinsiechende Vater warf am l t . Jänner
4782 die Bürde des Lebens ab und
wenige Tage später am 6. Februar
hauchte seine Schwester in Angelica's
Armen ihren Geist aus, nachdem sie
eigens von Morbegno nach Venedig
geeilt war, um Angelica in der Pflege
deS Greises zu unterstützen. Diese zwei
Unfälle erschütterten Angelica's Ge-
müth, so daß Zucchi sich beeilte, die
Gattin von dem Schauplätze so trauriger
Erinnerungen zu bringen. Sie begaben
sich nun Mitte April von Venedig über
Rom, wo sie sich vor der Hand nur kurze
Zeit aufhielt, nach Neapel, weil das bor-
tige Klima Angelt ca's Gesundheit am
meisten zusagte. Dort von der königlichen
Familie auf daS huldvollste empfangen,
erhielt sie von derselben zahlreiche Beweise
fürstlichen Wohlwollens. Nach längerem
Aufenthalte in Neapel aber kehrte Ang e-
lica nach Rom. ihrer eigentlichen zwei«
ten Heimat, zurück. I n Rom ging eben um jene Zeit der Umschwung im Gebiete
der Kunst, die Umwandlung der Periode
des Zopsthums, deren mächtige Ver«
treter Bern in i und Pietro da Cor«
tona waren, in die deS besseren ver>
edelten Geschmacks vor sich. Raphael
MengS kommt das unbestrittene Ver«
dienstzu, diesen Umschwung herbeigeführt
und vollendet zu haben. Eben begann
sich Mengs' Einfluß, der vor wenigen
Jahren erst gestorben war, mehr und
mehr geltend zu machen, als Angelica
in Rom ihr Atelier aufschlug.Angelica
hatte Mengs tief studirt und seine An-
sichten waren ihr in vielen Puncten maß»
gebend geworden. Mengs' Geist sprach
deutlich aus ihren Arbeiten. Um diese
Zeit hatte sie das berühmte Bild der
königlichen Familie von Neapel vollendet,
welches viele Besucher in ihr Atelier zog
und ihren Ruf in hohem Grade steigerte.
Auch Kaiser Joseph I I . , welcher sich
gerade damals in Rom befand, wollte das
vielbesprochene Blld sehen. Nachdem er
es bewundert, verlangte er die Künstlerin
kennen zu lernen und war freudig über«
raschr, als sie sich ihm als eine Deutsche
ja als seine Unterthanin vorstellte. Er gab
ihr sofort eine Bestellung für seine Galle-
rie, ließ ihr aber in Wahl des Stoffes
und der Größe der Bilder freien Spiel«
räum. Als Angelica zu Anfang deS
Jahres 1784 daS Bild der königlichen
neapolitanischen Familie selbst nach
Neapel überbrachte, wurde ihr ein über«
aus huldvoller Empfang zu Theil und
von Seite des HofeS AlleS versucht, sie
bleibend für Neapel zu gewinnen. Ange«
i c a aber. die eine besondere Vorliebe für
Rom hatte, lehnte die schmeichelhaftesten
Antrage ab, und erst auf die Bitte der
Königin, den beiden Prinzessinen den
Unterricht in den Anfangsgründen der
Zeichnenkunst zu ertheilen, sagte sie, ob<
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Band 11
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Károlyi-Kiwisch
- Band
- 11
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon