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dessen volle Bedeutung nur Jenem klar wird.
>d?r die Geschichte Böhmens in der Zeit voi
den Königen aus dem Hause Habsbur
uxd untcr denselben genau kennt. Solch
Recken, wie sie in alter Zeit dieses Haus. un«
so gewandte Staatsmänner und Helden, w
sie die neuere uns zeigt, weisen nur wenig
.Familien nach. Die Kinsky's behaupte
nickt nur unter den Adelsfamilien Böhmeni
einen hohen Rang, sondern zäblen unter dem
hohen Adel Oesterreichs, der sick kühn mi!
jenem Englands messen kann, und den lang«
zuvor durch sein Wohlleben und seine Lust
zu Grunde gegangenen, von der Revolution
mit dem Gnadenstoße beglückten französischen
Adel weit an Glanz, Thattraft, Schaffens'
drang und Heldenmuth übertrifft, zu den vor«
dersten durch jede Art geistigen Schaffens und
Strebens hervorragenden Geschlechtern. Es
wird Einem schwer, wenn man diese Adels
geschlechter genau kennen gelernt und Familien
wie die Althann, Apponyi, Barten«
heim, BuolS. Chotet. Clary. Clam
Hzernin, Daun, Eggenberg. Eßter<
häzy. Fürstenberg, Harrach, Hart ig.
Herberstein, Käroly, Kaunitz, Khe<
venhüller. viele andere, ja zehnmal so viele
nicht zu nennen, in ihren ältesten Verzwei>
gungen bis auf die Gegenwart zu studiren
die Aufgabe hatte, den Vorzug dem Einen oder
Anderen einzuräumen. Jedes von ibnen steht
für sich so groß, in seinem Wirken so gewaltig
da. daß man. mit ihm beschäftigt, für dasselbe
-begeistert wird. So sind auch die Kinskn's
em ganz merkwürdiges Geschlecht, auf welchem
-Gebiete immer man ibnen folge, nirgends eine
Mittelmäßigkeit, und selbst dann. wenn sie
sich
gegen die bestehende Ordnung der Dinge auf«
lehnen, selbst dann steheil sie noch groß da und
finden durch ihren Mutb, ihre Thatkraft und
Ueberzeugungstreue wenn nicht unsere Anerken«
nung. so doch unsere Bewunderung. Keine
noch so hohe Auszeichnung gibt es, welche
7bnen nicht, oft weniger bloß durch Gnade
dos Fürsten als durch bewiesenes Verdienst zu
Tkeil geworden. Welch' eine Reihe von Helden
weist uns dieses Geschlecht' Die Grafen und
Fürsten N i lhe lm. Joseph. Franz I o»
s>'ph. Franz Ferdinand. Kar l , Franz
Ulrich, Ferdinand Joseph kämpften ent«
weder in unserem Heere oder für die Interes«
sen Oesterreichs, wenn auch die Kämpfe, in
denen sie geblutet, zu jener Zeit nicht immer
die rechte Würdigung gefunden haben: aber
unoeatlständet und echte Necken der Neuzeit. stehen da die Maria Theresien.Ordensritter
Graf Christian, Fürst Ferdinand, Fürst
Franz Ulrich, Commandeur dieses Ordens,
Graf Joseph und Graf Karl . Im Rathe
des Staates und Kaisers begegnen wir seit
vollen zwei und einem halben Jahrhundert
denKinsky's und mit den wichtigsten Re»
formen des staatlichen Lebens in Verbindung
steht der Name dieses Geschlechtes, für deren
Tproßen der Monarch auch seine höchste Aus<
zcichnung gern bereit hatte, denn der Graf
Franz Ferdinand. Fürst Franz Ul-
rich (II.). Graf Phi l ipp Joseph, Fürst
Stephan Wilhelm. Franz Ulrich (I.)
und Wenzel Norbert Octavian waren
sämmtlich Ritter des goldenen Vließes und
kaum dürfte eine andere Adelsfamilie des Kai»
serstaates dcren so viele in ihrem Schooße auf<
zuweisen haben.
Die Anfänge dieses Geschlechtes, dessen
ganzer Name zur Zeit lautet: Grafen und
Fürsten Kinsky von Wchinitz und
Tettau, reichen in's l2. und <3. Iahrhun«
derr zurück. Der Name Wchynic, auch
Chynic, ist von dem ältesten Stammsitze
dieses Geschlechtes, der Burg Wchynice im
Leitmeriher Kreise, zur Stunde ein bedeuten»
der Meierhof, abgeleitet. Gleich den anderen
Mitgliedern des hohen böhmischen Landes-
adels findet sich auch der Name der Kinsk n
schon zur Zeit der Przemysliden. Nur
wenige jener Edeln sind auf unsere Zeit her»
übergekommen, viele sind ausgewandert, noch
mehrere ausgestorben. Die Kinsky's haben
sich bis zur Gegenwart erhalten. Palacky,
der sich als Ordner ih^es Archivs mit ibrer
Geschichte vollkommen vertraut gemacht hat,
bat eine diplomatische Familiengeschichte der
kinsky geschrieben, welche jedoch ungedruckt
in Handschrift im fürstlich Kinsky'schen Fa«
milienarchioe sich befindet, in neuerer Zeit
aber zu einer Monographie, in welcher jedoch
vornehmlich die fürstliche Linie berücksichtigt
ist, von Ios. Erw. Folkmann benützt wor<
den ist. Was die übrigen Beinamen. als
DlaSk und Tet tau, betrifft, deren ersteren
die ältesten Kinsky's führten, der letztere
aber noch heute geführt wird, so wird der
Name Dlast von Folkmann als ein rein
zufälliger Beiname ohne nähere Bedeutung
angesehen,- der Name Tettau aber gehört
einer anderen böhmischen Familie an. und ist
es Radislaw (I.), der mit den Tettau ern
enge befreundet war. der denselben der Erste
annahm. in der Meinung, die Te t tau r r
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Band 11
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Károlyi-Kiwisch
- Band
- 11
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon