Seite - 344 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Károlyi-Kiwisch, Band 11
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Hiwijch Aiuusch
abth'eilung im Prager Gebärhause. Die
kleine Muße seines Berufes benutzte er
zu wissenschaftlichen, auf gründliche Be
obachtungen in seiner Praxis basirte Stu-
dien. Zwei Jahre — die gesetzliche Frist
— war er. auf diesem Posten thatig,
dann unternahm er in Gesellschaft zweier
Fachgenoffen, des Dr. Foyrer und
Prof. Pi tha, eine wissenschaftliche Reist
nach Frankreich, wo er vier Monate blieb,
und ging von da nach London. Nach
seiner Rückkehr trat er Ende October
4841 in das Sanitatsdepartement des
böhmischen Landes Guberniums ein und
diente daselbst ein und ein halb Jahr;
am 14. Februar 1842 wurde er als
Bidöower-, am 6. Mai d. I . als Berau»
ner Kreisarzt angestellt. Der Standor
des Kreisamtes in Prag machte es ihm
möglich, mit der Universität im steter
Verbände zu bleiben und so bewarb er
sich um die Gestattung, als Docent
über Frauenkrankheiten lehren zu dürfen,
welche ihm mit Allerh. Entschließung vom
l. October 1842 unter Zuweisung einer
eigenenSpecialklinik im allgemeinenKran^
kenhause ertheilt wurde. Drei Jahre lehrte
er auf dieser von In> und Auslandern
stark besuchten Abtheilung, indeß theils
durch seine Vortrage, theils durch seine in
Fachblättern und selbststandig erschienenen
Arbeiten sein Ruf als Arzt und Gelehrter
weit über die Grenzen seines Vaterlandes
drang. So geschah es denn, daß K.,
als durch d'Outrepont's Tod die
Lehrkanzel der Geburtskunde an der
Würzburger Hochschule erledigt wurde,
dem an ihn gelangten Rufe dahin Folge
leistete und im October 1843 seinen neuen
Wirkungskreis antrat. Wenige Jahre
sollte er dort ungetrübt wirken' seine
Verdienste anerkannte der König durch
Verleihung des in Bayern seltenen Hof. ^
rathtitels. Der Tod seines Vaters (lo.Iuli 1848), welchem während eines
Ferialbesuches in Prag jener seiner Frau
an der damals dort herrschenden Blat»
ternseuche (9. October 1849) folgte,
waren zwei Schläge des Schicksals, wel-
che nicht nur das Herz des Mannes
trafen, sondern auch ihn physisch erschüt»
tert haben mochten, denn seit dieser Zeit
moralisch und physisch gebrochen, kehrte
er nach Würzburg zurück, ohne sich kör»
perlich je wieder erholen zu können. Im
Jahre 1849 unternahm er zwar eine
Neise nach Spanien, von der er einiger-
maßen gesünder zurückkehrte; als im
Jahre 1830 durch Ritter von Jung-
mann's M . X, S. 316) Tod die
Lehrkanzel der Geburtshilfe an der Pra«
ger Universität erledigt wurde, nahm er,
seinem Dränge in die Heimat folgend,
diese Stelle an. Schon im nächsten Jahre
erlitt er wieder einen herben Verlust,
eines seiner Kinder, ein blühendes talent-
volles Mädchen, starb. Ein äußerst quä'
lcnder Hüftschmerz, der ihn schon früher
für mehrere Wochen auf das Kranken»
lager geworfen, stellte sich allmälig
wieder ein. Wohl stärkte ihn ein mehr»
wöchentlicher Landaufenthalt, aber nur
vorübergehend, er selbst erkannte die
Tödtlichkeit seines Uebels, dem er bei
einem neuen Anfalle, auch erst A? Jahre
alt, erlag. Auf wissenschaftlichem Gebiete
hat K. als Gynäkolog eine hervor
ragende Stelle eingenommen. Außer
zahlreichen größeren und kleineren Auf-
atzen in Fachblättern des In< und Aus-
landes, als: in der Prager Vierteljahres»
'chrift. in der Zeitschrift der Gesellschaft
der Aerzte Wiens, in den Canstatt'schen
Jahresberichten, in den Verhandlungen
der physikalisch-medicinischen Gesellschaft
zu Würzburg und in jenen der Gesell'
'chaft der Geburtshilfe in Berlin, hat er
elbststandig herausgegeben: „Nie Mank-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Károlyi-Kiwisch, Band 11
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Károlyi-Kiwisch
- Band
- 11
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 498
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon