Seite - 18 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Klácel-Korzistka, Band 12
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Jugend. I n einer Decembernacht des
Jahres 1838 träumte ihr, sie
stehe braut«
(ich geschmückt in der Kirche und erwarte
den Bräutigam. Da öffnet sich das Thor,
ein Todtengerippe schreitet auf
sie zu und
erfaßt ihre Hand. Sie wird mit ihm
getraut. Sie erzählte am Morgen den
entsetzlichen Traum, vergaß aber selbst
bald auf ihn. Drei Wochen später er«
krankte sie an der Grippe, welche jedoch
bald einen ernsten Charakter annahm;
in eilf Tagen war die 24jährige Jungfrau
eine Beute des Todes. Man fand in
ihrem Nachlasse eine Menge vollendeter
und unvollendeter Arbeiten, unter letzteren
einen Roman und ein Trauerspiel, welch
letzteres den Tod der russischen Prätenden-
tin Tara kan off zum Gegenstande hat;
unter ersteren zwei Lustspiele und drei
Trauerspiele, welche zu nennen ihre sonst
so gewissenhaften Biographen unterlassen.
Ihre jüngere Schwester, an welcher die
zu früh Verblichene mit besonderer Liebe
hing, gab ihre lyrischen Poesien unter
dem Titel: „Gellichte nun Katharina Ulllnczrk"
(Prag 4839, 8«., mit Portr.) heraus.
Bemerkenswerth erscheint es, daß die
Dichterin in ihren jüngeren Jahren fast
ausschließlich uechisch sprach und es, nach«
dem sie schon der deutschen Sprache
mächtig war, vorzog,
sich in ihrer Mutter«
spräche auszudrücken. Aber der deutsche
Unterricht, die deutsche Bildung, welche
sie erhielt, wirkten allmälig so mächtig,
daß sie nur in der deutschen Sprache
dichtete. Dadurch aber, daß in ihren
Dichtungen der slavische Charakter, die
slavische Denkungsweise überall durch»
schimmert, erhalten dieselben ein eigen»
thümliches Gepräge, welches durch die
Vielseitigkeit ihrer Kenntnisse, denn sie
war der französischen, englischen, italie»
nischen, spanischen, ja der lateinischen
Sprache mächtig, vollkommener und ent« schiedener wurde. Sie war in seltener
Weise begabt und hätte als Dichterin,
wenn sie
länger gelebt haben würde, eine
schöne Zukunft haben können.
In oechischen Werken erscheint sie statt mit
einem a mit o, und zwar als Klouöek. —
Erinnerungen, herausg. von I. Ohsral
(Prag. 4".) 4860. Märzheft Daselbst ihre
Biographie und Proben ihrer Poesien). —
Libussa. Taschenbuch, herausg. von Paul
Alois Klar (Prag. Calve, Taschenbuchform.)
XIX. Jahrg. (1860). S. 377: Biographische
Skizze von Johann Virg. Grohmann. —
Europa, herausg. vonGust.Kühne. 1839,
Nr. 29, Sp. l043. — Wiener (amtliche)
Zeitung 1339, Nr. 70. — Porträt. Unter«
schrift: Facsimile ihres Namenszuges Catha»
rina Klauczek. Darunter: -
Geb. zu Prag am 28. Iuly 1833.
Gest. zu Prag am 9. Januar 1858.
C. F. Merckel 8o. Leipzig (8«. u. 4".); auch
Beilage zu Klar's „Libussa".
Klaudj', auch Claildy, Karl Leopold
(böhmischer Reichsraths. Abgeord-
neter, geb. zu Tabor in Böhmen
30. December 1822). Sohn eines kaiser«
lichen Staatsbeamten — sein Vater war
Gubernialrath in Prag — besuchte die
Schulen in Prag, wo er auch die Rechts-
studien beendete und 4344 die juridische
Doctorwürde erwarb, bei welcher Gele«
genheic er die Inauguraldissertation:
„Nie Frci5ll55en m Böhmen" (Prag, 8^.) her«
ausgab. Anfänglich widmete er
sich dem
Lehramte und war im Jahre 1843 Do«
cent an der Prager Universität. Wahrend
sein Vater in diesem denkwürdigen Jahre
Mitglied des deutschen Vereins in
Prag war, der sich gebildet hatte, um
die Deutschen gegen die Uebergriffe der
Lechischen Partei zu schützen, hatte sich
KlaudF der Sohn mit aller Entschie»
denheitauf die nationale, d.i. oechische
Seite gestellt. Bei den wachsenden Un.
ruhen in Prag erscheint er als häufiger
Redner auf der Aula und wurde von der
juridischen Abtheilung der akademischen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Klácel-Korzistka, Band 12
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Klácel-Korzistka
- Band
- 12
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 528
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon