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Kleefeld 36 Kleefeld
von Preußen in kleinen Gefechten zu
beunruhigen und aufzuhalten, nahm er
dem Feinde im Vollzuge dieses Auftrages
mehrere Kanonen, einen Theil der
Bagage weg und wurde in Folge deffen
General.Major. AmSebastianberge,
wo er im Juli 1758 lag, um dieBewegun«
gen der Preußen im Erzgebirge zu beob>
achten, schlug er am 31. Juli einen vom
Feinde beabsichtigten, Ueberfall siegreich
zurück. Im Feldzuge des Jahres 1739
hieb er mit seinen Croaten im Treffen bei
Dohnaaus die Preußen ein, jagte sie
aus
ihren Verschanzungcn auf dem Goldberge
und verfolgte sie bis Falkenhain. Zu
seinen schönsten Thaten aber gehört die
Gefangennehmung des preußischen Par«
teigängers Froidevi l le, welcher im
Winter und Frühling des I . 1W0 im
Erzgebirge und an den Grenzen des
Voigtlandes hauste, unerschwingliche Con-
tributionen eintrieb, den Einwohnern
Getreide, Pferde, Wagen u.dgl. m. weg»
nahm und seit Monaten solche Vedrückun»
gen ausübte, daß er ebenso gehaßt als
gefürchtet war. K lee fe ld , welcher
damals in Plauen stand, hatte beschlos-
sen, diesem Unfuge für immer ein Ende
zu machen und den Parteigänger aufzu»
heben. Das war aber eine um so schwe»
rere Aufgabe, als es zu Froidevil le's
System gehörte, jedem Kampfe sorgfältig
auszuweichen, in den Ortschaften, welche
er brandschatzte, nie sich aufzuhalten, bei
Nacht sein Quartier zwei oder dreimal zu
wechseln, kurz auf die gewandteste Art
allen Nachforschungen sich' zu entziehen.
Kleefeld hatte nun durch seine Kund-
schafter erfahren, daß Froidevi l le eine
Nacht über im Dorfe Niedernülsen blei-
ben würde. Wie vorsichtig dieser Letztere
auch seine Vorkehrungen getroffen, Vor«
Posten aufgestellt und alles vorbereitet
hatte, um jeden Ueberfall zu vereiteln, so war es K. doch gelungen, mit einem
kleinen aus Croaten, Dragonern und
Huszaren bestehenden Detachement von
rückwärts in daS Dorf zu gelangen. Aber
Froidevi l le hatte bereits Nachricht
von Kleefeld's Anmärsche, und da es
ihm zu entwischen unmöglich war. stellte
er sich vortheilhaft auf und stand kämpf,
bereit. Kleefeld traf sogleich seine Dis«
Positionen zum Angriffe. Seine Huszaren
hieben auf Fro ideville's Reiter ein,
die sofort Kehrt machten und von ihren
siegreichen Gegnern über eine Stunde
verfolgt wurden. Die Dragoner sprengten
in die feindliche Infanterie, und nachdem
sie dieselbe in völlige Unordnung gebracht,
überließen sie den Croaten das Weitere,
wahrend sie selbst die Huszaren in der
Verfolgung unterstützten. Die Croaten
aber sielen über das in Unordnung
gebrachte Fußvolk, trieben das sich fluch»
tende vor sich in die Mulde, wo viele stob
durch Schwimmen zu retten versuchten,
die meisten aber niedergemacht oder ge»
fangen wurden, unter welch letzteren sich
Froidevi l le befand. — Einen Beweis
seltener Geistesgegenwart und Klugheit
gab aber Kleefeld am 31. October
d. I., als er, in Leipzig liegend, von den
Preußen, welche mit ihrer ganzen Macht
vor der Stadt standen, aufgefordert
wurde, mit seinem Corps und 3 deutschen
Bataillonen sich kriegsgefangen zu erge»'
ben. An einen Kampf war bei der starken
Uebermacht des Feindes nicht zu denken;
da benutzte K. den eben einfallenden
dichten Nebel zur Ausführung seines Pla»
ues. Mit den vor der Stadt stehenden
Preußen unterhandelte er über die Bedin«
gungen der Waffenstreckung und zog die
Verhandlungen absichtlich, jedoch so klug,
daß der Feind die wahre Ursache nicht
ahnen konnte, in die Länge. Von dem
Nebel begünstigt, hatte sein CorpS indessen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Klácel-Korzistka, Band 12
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Klácel-Korzistka
- Band
- 12
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1864
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 528
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon