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Kassuth Kolsuth
entsendet; wo deren bestanden, wurden
sie aufgelöst und mit magyarischen ver«
bunden, kurz Maßregeln genommen,
welche den längst verhaltenen Groll der
immer stiefmütterlich behandelten Slaven
Ungarns nur noch mehr steigerten und
diese zu ungeheuerlichen Gewaltthaten
reizten, wie es die späteren Gräuel
waren, welche anlaßlich der Beschlüsse
des Pesther Ministeriums die Serben an
ihren deutschen und magyarischen Nach-
barn verübten. I n Kroatien wuchs mit
dem Uebermuthe der Magyaren das sla»
vische Selbstbewußtsein, und Ie l laö iä
>M. X, S. 140^ trat für die nationale
Selbstständigkeit feiner Nation in die
Schranken, seine Landsleute mit hin>
reißender Beredsamkeit- zum Kampfe
gegen die Ungarn entflammend. Als die
Magyaren die Croaten einluden, zur Bei«
legung des Zwiespaltes den ungarischen
Reichstag zu beschicken, diese aber, durch
die Erfahrungen mehrerer Iahrzehnde
gewitzigt, diesen Worten der Brüder»
lichkeit und Gleichberechtigung «keinen
Glauben schenkten, griff das unga»
rische Ministerium zu anderen Maß»
regeln und — begann zu rüsten. Kos»
suth entwickelte nun eine erstaunliche
Thätigkeit. Obwohl es Ungarn an Geld,
Waffen und Vertheidigungsmitteln, kurz
an Allem zur Führung eines Krieges
Nöthigen fehlte, ermüdete er nicht, Alles
zu schaffen; er entwarf Finanzpläne,
unterhielt durch Agenten Verbindungen
mit Paris, London, Turin und Frankfurt;
in einer von ihm neu gegründeten Zei>
tung, welche bald ministerielles Organ
wurde, behandelte er in seiner Art die
wichtigsten Fragen des TageS, und im
Landtage eiferte er in heftigen Reden
gegen die Croaten und Serben und
brachte Argumente vor, welche Oester-
reich heut den Ungarn entgegenhält, ohne jenen Beifall zu finden, wie er damals
Kossuth von seinen Anhängern gezollt
wurde. So sagt Kossuth in Hinblick
auf die Croaten in einer Rede: „Wenn
ein Volk die Freiheit, die es besitzt, für
zu geringe hält und nach der Waffe greift,
um sich eine größere zu erringen, so treibt
es zwar ein zweifelhaftes Spiel — denn
eine solche Waffe hat zwei Schneiden —
aber ich kann es doch begreifen; wenn
aber ein Volk sagt, mir ist deine Freiheit
zu viel, ich mag nicht was du mir sehen»
kest/ so ist das etwaS, was ich nicht zu
begreifen vermag". I n der Landtags-
sitzung vom 11. Juli forderte er die Nation
entschieden auf, den Kampf aufzuneh»
men. „Sprechen Sie es aus", rief er den
Deputirten zu. „daß die Nation in gerech»
ter Würdigung der außerordentlichen
Umstände, um derentwillen der Reichstag
zusammenberuftn worden, entschlossen ist
zur VertheNigling der Krone und bereit
ist, der Freiheit und Selbstständigkeit die
größten Opfer zu bringen. Damit Sie
aber diesen ersten Entschluß verwirklichen,
um entweder, wenn es möglich ist, einen
ehrenvollen und siegreichen Frieden zu
vermitteln oder einen siegreichen Kampf
kämpfen zu können, ermächtigen Sie die
Regierung dazu, die disponible Kriegs»
macht auf 200.000 Mann zu bringen
und zu diesem Behufe gleich im ersten
Augenblicke 40.000 Mann aufstellen zu
dürfen; den Rest aber, je nachdem der
Schutz des Vaterlandes und die Ehre
der Nation es nothwendig machen wird".
Den Schluß dieser mit pomphaftem Act»
schluß in die Scene gesetzten Debatte
bildete der Ausruf des Abgeordneten
Nyary: „Wir geben sie" (nämlich die
200.000 Soldaten und die dazu nöthigen
Geldsummen), worauf alle Repräsmtan«
ten einstimmig mit: „Wir geben sie"
erwiederten. Die Würfel waren gefallen.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Band 13
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Kosarek-Lagkner
- Band
- 13
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon