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Kofsuth
haß und Türkenliebe überströmte, erließ,
in Gemeinschaft mit Mazzini Manifest
worin die Vertreibung der Türken au«
Europa und die Verwandlung der Türk«
in eine „orientalische Schweiz" procla
mirt wurden, und unterzeichnete nich!
minder des s. g. Centralcomite's dei
europäischen Demokratie Aufrufe zur Re
volution im Allgemeinen. Es ist bekannt,
daß der unter dem Namen Meheme
Bey als Oberst in der türkischen Armei
bedienstete Ungar Johann Bany
am 20. Jänner 1838 zu Aderbi in Cir
kassien in Folge eigenen Geständnisses
und geheimer Korrespondenz mit dem
Feinde (dem russischen General Phi l ipp '
s o n) schuldig erkannt und einstimmig zum
Tode verurtheilt wurde. B an y a's schrift-
liches Selbstgestandniß gibt die wichtigsten
Aufschlüsse über sein Verhalten. Er han»
delte nur nach Kossuth's Instructio
nen, der ihm noch andere Ungarn, u. A.
General Ste in (Ferhad Pascha) bezeich
nete, um sich mit den Russen in Verbin
düng zu setzen, und die Gewinnung Civ
kasfiens für die russischen Interessen in
friedlicher, langsamer, aber sicherer Weise
zu betreiben. Die Verhandlungen des
Kriegsgerichtes zu Aderbi und Banya's
Selbstgestandniß erregten zu Könstantino»
pel, Zondon und Nen>Uork großes Auf»
sehen. Kossuth, wiederholt von mehre-
ren Seiten zur öffentlichen Erklärung auf-
gefordert , hat eine solche nie abgegeben.
I n London lebte K. nur mit Förderung
revolutionärer Bewegungen in Oesterreich
beschäftigt. Sein Vorgehen nach dieser
Richtung ermüdete selbst die in solchen
Dingen eben nicht gewissenhaften Eng«
länder, und im April 1833 erfolgte eine
polizeiliche Nachforschung bei dem Rake»
tenfabricanten Hale zu London, die
großes Aufsehen und auch heftige Inter»
o. Würzbach, biogr. Lexikon. XIII. pellationen im Parlamente erregte. Kos-
suth erklärte bei dieser Gelegenheit
öffentlich, daß er zwar nicht auf britischem
Boden, doch aber in anderen Landern
Mittel zu einem neuen Kampfe gegen
Oesterreich vorbereite. I n den folgenden
Jahren war wenig von dem Agitator zu
hören, der nur dann und wann in Zondon
öffentliche Vorträge politischen Inhaltes
zum Besten gab, bis er ein Jahr vor,
dem Ausbruche des italienischen Krieges
wieder öfter genannt wurdö. Im Herbste
1338 wanderte K. durch England und
Schottland, und hielt zu billigen Preisen
in vielen Städten Vorlesungen gegen das
österreichische Concordat und lange Reden
gegen Louis Napoleon, in welchen er nach-
drücklich vor den Verrätherischen Absichten
und Umtrieben bonapartistischer Agenten
warnte, Napoleon selbst aber als gehei'
men Verbündeten Rußlands bezeichnete.
Es wird hier nur auf seine am 20. No»
vember 1838 zu Glasgow gehaltene (im
1a8go^v äsQtinSi" abgedruckte) Rede
hingewiesen, in welcher er gegen Napoleon,
der den Nationalhaß aufstachele, in der
heftigsten Weise loszieht. So war er im
Herbste 1838 noch ein entschiedener Feind
Bonap arte's, eiferte noch zu Anfang
1839. als Napoleon mit seinen Plä-
nen auf Italien hervortrat, in Maz>
zini's Zeitschrift „?sll.8i.ero eä H2i0no"
gegen den „holländischen Betrüger" und
warnte alle Republikaner, Italiener, Un-
gärn und selbst die Deutschen, sich von
em „kaiserlichen Quasimodo" nicht als
Katzenpfote mißbrauchen zu lassen. I n
iesern Sinne, ganz das Echo Mazzini's,
kachelte er auch die Presse auf. Aber
wischen Jänner und Mai 1839 ging ein
ölliger Umschwung in seinen Ansichten
or sich. Indem er sechs Monate zuvor
chottland durchzogen hatte, um gegen
ie bonapartistische Politik zu eifern, hielt
20. Ort. 4864.) 2 .
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Band 13
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Kosarek-Lagkner
- Band
- 13
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon