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Lange 98 fange
seiner Ueberredungskunst gelang es, beide
für die Bühne zu gewinnen. Ohne Probe»
rollen zu spielen, wurden beide BrĂĽder
im Jahre 1770 beim Hoftheater ange^
stellt, dessen Leitung zu jener Zeit Graf
K o h ä r y führte. Lange's Bruder,
der in kĂĽnstlerischer Bedeutenheit mit
Joseph wetteiferte, starb aber schon im
folgenden Jahre (29. Juli 177!) und
3. hatte an ihm einen tĂĽchtigen Mentor
verloren, jedoch in Sonnenfelö, der
sich des talentvollen JĂĽnglings mit Eifer
annahm, einen neuen gefunden. Ueber
vierzig Jahre, bis 1811. blieb L. an
dieser Bühne thätig, spielte viele Jahre
hindurch erste Heldenrollen und noch im
höheren Alter, in welchem er Heldenväter
spielte, mit fast ungeminderter Kraft und
Leidenschaft. Seine Glanzrollen waren:
Barnwel l im „Kaufmann aus Lon<
don"; — St. Alb in in Diderot's
„Hausvater"; — Melac im „Kaufmann
von Lyon"; — Guelfo in Klinger's
„Zwillinge"; — „Herzog Albrecht in
„Agnes Bernauer";— Rol la in „Die
Sonnenjungfrauen"; — Czar Peter
in „Die Strelitzen"; — Ludwig der
Baier in „Fürstengröße"; — Corio»
lan undBalboa inColl in's gleich,
namigen Stücken; — Tzzelin in
Collin's „Bianca della Porta"; —
Macbeth, — Hamlet. — Othel lo
in Shakespeare 's gleichnamigen
Stücken; — Odoardo in „Emilia
Galotti"; — Zdenko von Boro t in
in der „Ahnfrau"; — Fiesco in
Schiller's gleichnamigem Trauerspiel.
KĂĽnstlerfahrten hat 3. eigentlich nur
eine größere, nach Deutschland, unter-
nommen, auf welcher er in Hamburg
und in MĂĽnchen auftrat und mit Klop>
stock, Ramle r . Mendelssohn.
Engel und anderen Gelehrten und
Schriftstellern Bekanntschaft machte; im Jahre 1786 besuchte er Venedig und
lernte das italienische Theater kennen;
im Jahre 1789 aber machte er einen
Ausflug nach Berlin, wo er mit Kotze«
bue bekannt wurde und von ihm das
Stück „Menscbenhaß und Reue" für das
Wiener Hoftheater erhielt. Neben diesem
Berufe als dramatischer KĂĽnstler gab aber
L. die Malerei nicht auf, obgleich er sie
später mehr zu seinen Zwecken in der dar«
stellenden Kunst, namentlich zu Costume«
und Farbenstudien, diese letzteren wieder
in nacdster Beziehung auf die BĂĽhne,
benutzte. L. malte besonders Bildnisse und
zwar mit nicht gewohnlichem Geschick,
wagte sich auch an größere Werke', wie
es ein Altarblatt „Verkündigung Mariens"
bezeugt, welches er fĂĽr die Kirche zu
Nikolsburg malte. Später noch warf
er sich auf die Landschaftsmalerei, worin
ihm der Maler Schönberg er die An-
leitung gab. Auch auf schriftstellerischem
Gebiete hat sich L. — doch auf diesem
letzteren eben nicht mit Erfolg — ver»
sucht. 3. schrieb nämlich seine Selbstbio«
graphie, aber in wenig anregender Weise
und wenn man nicht seine Gedanken ĂĽber
Costume (S.39-36) und seine Ansich.
ten ĂĽber Auffassung deS Hamlet (S. 83).
des Othel lo (S. 14!)) und ĂĽber Mac-
beth (S. 28!l), welche sich '^ben durch
ihre Schlichtheit und treffende Beiner«
kungen hervorthun, ausmmmt. so ent-
hält dieselbe wenig Beachtenswcrthes.
In Kayser's „Bücher-Lexikon". Bd.l l l ,
S. 473. ist diese Selbstbiographie Lan-
ge's unter dem Tit^l „Biographien"
angeführt, als ob Lange ein biographi»
sches Werk, welches mehrere Lebens»
beschreibungm enthält, geschrieben hätte.
Es ist dieĂź ein Irrthum und es soll statt
der vielfachen Zahl Biographien, die
einfacbe, Biographie, stehen. GlĂĽcklicher
war er in einor dritten Kunst, in der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Band 14
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Laicharding-Lenzi
- Band
- 14
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1865
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 550
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon