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Liechtenstein Liechtenstein
mält, aber bereits verarmt war. denn er und
seine sechs anderen Brüder muhten wegen
der großen, vun ihrem Vater hinterlassenen
Schuldenlast alle ihre Besitzungen in Steyer.
Oesterreich und Kärnthen verkaufen. Ein
kaum günstigeres Loos hatte die mährische,
von Heinrich gestiftete Linie siechten»
ste!'n»Nikolsburg. nur war dasselbe im
Laufe der Jahrhunderte noch wechselooller.
Indem sie durch den Muth und Heldensinn,
durch die staatsmännischen Verdienste und
Anhänglichkeit ihrer Sproßen an das österrei«
chische ErzHaus zu immer größerem Reichthume
emporgestiegen war, erfuhren doch einzelne
auch die Wandelbarkeit der Menschengunst,
So nahm Herzog Albrecht von Oesterreich
den „gewaltigen Hofmeister" Johann von L.,
nachdem es seinen Widersachern gelungen. Miß»
trauen gegen ihn zu erwecken, ohne Urtheil und
Recht gefangen und ihm, nachdem er ihn auf
Fürbitte seiner Freunde aus der Haft entließ,
23 Herrschaften ab. Es geschah dieß im Jahre
<293. Wie reich mußten also bereits damals
die siechtensteine gewesen sein! Allmälig
gelangte diese Linie durch Heirathen und
andere Erwerbungen zu neuem Reichthume;
aber fast um dieselbe Zeit, um welche der
oben genannte Si^ ismund der steirischen
Linie in Armuth starb, um dieselbe Zeit ver«
geudete ein Christoph L. von der mährischen
Linie das Liechtensteinische Gut, und dieser
Christoph, in der Familie „der Verschwen»
der" genannt, beschloß kinderlos in größter
Armuth 4585 zu Brunn sein Leben. Die
Nachkommen Georg's, eines Großoheims
Christoph's „des Verschwenders", pflanzten
das Geschlecht weiter. Georg's vier Söhne
Christoph, Johann, Georg (diesesNamens
in der Reihe der L iech tensteine der III.)
und Heinrich (in der Namenreihe der V.)
bildeten vier Zweige, uon denen aber nur
jener Georg'S (III.) fortblühte, die der übri.
gen drei aber früher oder später bald abstar»
ben. Dieser Zweig oder diese von Georg
ausgehende Linie wird von den Genealogen
dieses Hauses die mährisch-ölterrcichischc ge»
nannt, während jene mit Christoph „dem
Verschwender" erloschene kurzweg die mährische
hieß. Mit Hartmann's, eines Urenkels obigen
Georg's (III.). drei Söhnen Kar l , Maxi -
mil ian und Gundakev, welche alle drei die
Stütze Oesterreichs in der bedrängtesten Zeit
gewesen, und zu dem in seiner eigenen Burg
belagerten, mit Entthronung und Einsperrung
in ein Kloster von den Rebellen bedrohten
». Würzbach, bioqr. Lerikon. XV. ^Ged Ferdinand I I . in unerschütterlicher Treue
gestanden, beginnt aber der Glanz dieses Hau»
ses von Neuem und steigert sich von Gene»
ration zu Generation bis auf die Gegenwart.
Die neue Lebre Luther's, oon welcher
ein nicht geringer Theil des österreichischen
Adels mächtig berührt worden, gewann auch
bei den Liechtenstein Anhang und der ge»
nannten drei Brüder Kar l , Max imi l ian
und Gundaker, Großvater Georg Hart-
mann und Vater Hart mann hielten sich
zur Augsburgischen Confession; aber des Letz«
teren Söhne kehrten wieder zum Glauben
ihrer Väter zurück und blieben ihre Nachkom«
men demselben treu bis zur Stunde. Von
den genannten drei Brüdern stiftete auch jeder
ein eigenes Majorat. Karl das Karol i -
nische mit Feldöberg, Eisarub, Blumenau,
Trübau, Goldenstein, Eisenberg, Hohenstadt,
Landstron, Rostock, Troppau und Jägern»
dorf; Mai im i l ian das nach ihm benannte
mit Vutschowitz. Posoritz. Noochrad. Urgiz,
Radensburg und Steinitz. und Gundaker
das Gundater'sche mit Crommau (auch
Krummau), Ostrau. WilferSdorf und Eber-
gassing. Während Kar l und Gundaker
neue Linien, die Aarolinische und Vund»
aker'sche, gründeten, erlosch die Marimilia«
nische mit ihm selbst, der erbloS im Jahre
!643 starb, worauf sein Majorat an die
Karolinische Linie gelangte. Aber auch die
Karolinische Linie erlosch bereits mit des Stif«
ters Enkel Johann Adam, dem Erbauer der
Wiener Vorstadt Lichtenthal und dem Stifter
der noch heute unter WienS Kunstsammlungen
hervorragenden. nach dem Fürstenhause be«
nannten Gemäldegallerie, welcher zugleich mit
seiner, dem Vetter des unsterblichen Eugen
oun Saooyen. dem Prinzen Thomas
Emanuel vermalten Tochter Theresia, der
Stifterin so vieler humanistischer Anstalten
uno Vermächtnisse, in Wiens Geschichte sich
eine bleibende Erinnerung gesichert hat. In
der Gundaker'schen Linie, welche zur Stunde
noch fortblüht, erbte das Majorat nicht in
gerader Linie fort. Schon im Jahre 1748 kam
es auf Joseph Wenzel, den berühmten Re«
formator der österreichischen Artillerie, nachdem
sein Vetter, der Majoratsherr Kar l Johann
Nep., in der Blüthe seines Lebens gestorben
und ihm seine Gattin, eine geborne ycrrach,
bei Lebzeiten und bald nach seinem Tode
jedesmal eine Tochter geboren hatte. Da
Joseph Wenzel's Kinder lange vor ihm
gestorben und ihm auch sein Bruder <3ma-
2i, Jänner l 8
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon