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Anlasse — nicht verlieren mochte. Geschick«
kichkeit schließt nicht gemeine Sinnesart aus,
gemeine Sinnesart — Folge verwahrloster
Erziehung — ist noch immer nicht todeswür«
dig. Larrey selbst und General Darsenne
verfügten sich zur beleidigten Fürstin nach
Wien, um Rettung für den Vecurtheilten zu
erbitten. Als die Fürstin erfuhr, welches Loos
ihres Beleidigers gewärtia sei. der überoieß
Vater von sieben unmündigen Kindern war.
und von den Bittenden ihr dargestellt wurde,
daß nur ihre Fürsprache den Unglücklichen
retten könne, schrieb sie sogleich an den Kaiser
eigenhändig „einen jener Briefe, wie ihn nur
Frauen zu schreiben vermögen, wenn fie das
Herz eines Mannes rühren wollen". Napo«
leon erhielt den Brief, las ihn, blieb aber
bei seinem ersten Ausspruche stehen. Larrey
kehrte mit der trostlosen Nachricht zur Fürstin
zurück, diese war entsetzt, sie fühlte es. der
Rcst ihres Lebens wäre vergiftet, sie für
immer unglücklich bei dem Gedanken gewesen,
den Tod eines Menschen verschuldet zu haben.
Und nochmals griff sie zur Feder und schrieb
an Napoleon jenen Brief, dessen in den
„Klsiuoireä 6s Oonsrant, p^smisr valot 6s
C.ka.iudi'k 6s Napoleon", lows 4, p. 163,
gedacht ist und dessen Schluß lautet: „Sire,
wenn ich diese Zeilen geendet habe, kniee ich
nieder vor dem Vetschemel meines Haus«
altarö und bleibe liegen auf den Knieen, bis
man mir sagt: Gott habe mein Flehen erhört
und das Herz Euer Majestät erweicht". Auf
diesen Brief begnadigte der Kaiser den Schul«
digen, machte es adcr zur ausdrücklichen Be«
dingung, daß er zu den Füßen der Fürstin
ihre Verzeihung erstehen sollte. Dieser Vor-
fall wurde erst in neuerer Zeit ganz umstand»
lich erzählt und in mehreren Blattern unter
verschiedenen Titeln, z. B.: in der Consti«
tut ioncl len österreichischen Zeitung
1i>«2. Nr. 491; in der Sch lesischen
Zeitung 1862. Nr. 303, unter dem Titel:
„ In Hüteldorf 180V"; im U nter h altu n g s«
blatt des bad ischen Beod achters 1864,
Nr. 69, unter dem Titel: „Aus dem Jahre
1809"; im Nikolsburaer Wochenblatt
1864. Nr. 4. am bezeichnendsten unter dem
Titel: „Napoleon und die Fürstin Liechten-
stein" abgedruckt. — 37. Kar l , der erste Fürst
(geb. 136U, gest. 12. Februar 1627). ein Sohn
H artma n n's ss. d. S. 124. Nr. 23) aus dessen
Ehe mit Anna MariaGräfin Ortenburg.
In lutherischen Glauben aufgezogen, trat er
später zum katholischen über. Er diente unter
v. Wurzbach, biogr. Lerikon. XV. Rudolph I I . . Math ias und Feroi»
nand I I . Rudolph machte ihn zum 3an«
deshauptmann in Mähren. Kar l diente
wider die Türken, setzte als Oberfeldherr dem
weiteren Vordringen BocSkay's ein Ziel
und schloß am 23. Juni 1606 mit seinem
Bevollmächtigten, dem nachmaligen Palatin
Stephan I l lssbäzy sBd. X, S. 196
Nr. 6^ den Frieden. Bei den Bemühungen
Mathias ' , seinen Bruder Rudolph I I .
zur Abtretung Ungarns zu bestimmen, war
Kar l vielfach thätig, stellte auf eigene Kosten
ein Regiment auf uno führte es dem Erzher»
zöge Mathias nach Ungarn zu. Er erhielt
für die aus diesem Anlasse vorgestreckten Sum-
men das Fürstenthum Troppau in Schlesien
zum Pfande, welches er später erblich an
sich brachte. Als die protestantischen Stände
Oesterreichs zu Horn sich versammelt hatten,
war es seine Beredsamkeit, die den blutigen
Ausgang verhinderte. Zu Anbeginn, der böh»
mischen Unruhen gerieth er in Mähren, auf
einer Streifung begriffen, in tue Gefangen«
schaft der Böhmen, machte sich aber wieder
frei und begab sich zur kaiserlichen, von
Bucquoy befehligten Armee, und war mit
seinem Bruder Mar eine Säule in jenen
Tagen der Noth bei Stammersdorf, an der
Taborbrücke und bei Langenlois und Roko-
czan. Nachdem die kaiserliche Sache den Sieg
gewann — an dem er. da er wider die Be«
denken des Bayernherzogs Mar und Wal.
lenstein's. vereint mit T i l l y auf raschen
Angriff Prags drang, nicht unwesentlichen
Antheil hatte — bestellte ihn der Kaiser zum
Statthalter von Böhmen und zum Vorstande
des Untersuchungs« und Strafgerichtes wider
die Rebellen, welches am 8. Juni 162 l sein
blutiges Ende erreichte. Im folgenden Jahre
uerkündete er im Namen des Kaisers den
Gcneralpardon. ferner das kaiserliche Edict.
welchem zufolge die lutherischen Theologen
Prag zu verlassen und die Bürgerschaft PragS
an Stelle lutherischer Rathsherren katholische
annehmen mußte. Auch wurde in jenen Tagen
die Prager Universität den Jesuiten wieder
eingeräumt. Nachdem zu dieser Zeit der Mark»
graf Johann von B randenburg in
die Reichsacht erklärt und ihm das Fürsten«
thum Iägerndorf ungeachtet der entschiedenen
Einwendungen des drandenbmgischen Ge<
sammthauses abgenommen wurde, schenkte
Ferdinand I I . dieses Fürstenthum, mit
Ausnahme der Herrschaften Oderberg, Beuthen
und Tarnowitz. dem sch l^i im Jahre 1606 zur
. 22. Jänner 1866.) 9
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon