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Liechtenstein Liechtenstein
Otto, Reinhard, Kar l am 24. Juni
l474 wegen der großen von ihrem Vater
hinterlassenen Schuldenlast verkaufen mußten.
Vierthalb Jahrhunderte wechselte nun diese
Burg seinen Besitzer; Stubenberg. Hin
terspieler, Raming, Thanhauser,
Zinzendorf, Königsbrunn folgen sich
als Eigenthümer derselben, bis sie von letzte»
rem der Fürst Johann Joseph Liechten,
stein am 28. Mai l8l4 käuflich an sich
brachte. — Die zweite auf den äußersten
Abhängen des hinter dem Markte Mödling
(nächst Wien) sich erhebenden Kalenderberges
gelegene Burg Liechtenstein, kam in das
Eigenthum dieses Fürstenhauses zu Anfang
des l4. Jahrhunderts. Sie hat noch merk«
würdigere Schicksale erfahren als die steirische
Stammburg, und enthalten die „Oesterreichs
chen illustrirten Familien» Blätter" (Wien,
4".) 1858, Nr. 15, eine gute Abbildung und
eine ausführlichere Darstellung dieser geschicht«
lichen Wandlungen. Nur wenige IahrZehende
besaßen die Liechtenstein? diese ursprüng-
lich von den Fürsten von Oesterreich erbaute
Burg. Schon Johann von Liechtenstein
— der gewaltige Hofmeister — verlor die»
selbe im Jahre l375. indem sie der Herzog
Albrecht mit vielen anderen Gütern I o«
hann's — deren über 20 — einzog und
sie später an die Grafen von Ci l l i verkaufte.
Bis zum Jahre 1806 wanderte nun auch
dieses Stammschloß von Hand zu Hand. am
längsten besaßen es die Khevenhü l l er ivon
1592—17l8). Im Jahre 1806 kaufte es der
Fürst Johann Joseph an sein Haus zurück
und so desindet sich jetzt die Familie wieder
im Besitze ihrer beiden Stammburgen. Der
heutige Besitz dieser Familie besteht aus dem
souveränen Fürstenthume Liechtenstein, welches
zum deutschen Bunde gehört. 2 90 Quadrat«
meilen mit 7130 Seelen zählt; aus den
österreichischen Herrschaften.- dem ober»
wähnten Liechtenstein, dann Iohannstein am
Sparbach, Lilienthal. Rodaun. Iosephsdorf
am Kahlenberg. Wilfersdorf. Erdberg. Raben«
bürg, Absdorf, Feldsberg, Iudenau, Kirchbach,
Steinriegel. Pirendorf, Hadersfeld, Totzenbach,
Neulengbach. Plankenberg. Mauersbacher Gült,
Sebenstein und Schönau; auö den mähri '
schen Herrschaften: Eisgrub, Lundenburg
Landshut, Ostra, Steinitz. Butschowitz. Neu«
schloß. Millowitz. Posowitz. Plumenau, Hohen»
ftaot, Trübau, Turnau. Eisenberg, Golden«
stein, Sternberg, Karlsberg und Nuisee; aus
den sch lesischen Herzogthümern Troppau und Iäaerndorf diesseits und jenseits der
Oppa und den Herrschaften: Zublitz, Mora»
witz, Kreuzberg, so wie der Grafschaft Ritt«
berg; aus den böhmischen: Landskron,
Landöbera. Rumburg. Schwarzkosteletz, Planin,
Hrzil. Aurzinoues. Skworez. Maik und Pernau;
aus den steiermär tischen.- Neulandsberg,
Frauenthal. Feilhofen, Harrachegg. Schwan«
berg. Hallenegg, Limburg. Kirchberg, Riegers»
bürg, Liechtenstein, Weyer. Heiligengeist'Gült
und Riegersdorf. Außerdem besitzt die Familie
in Sachsen das Gut Neugersdorf und mrh«
rere Zehengüter m Mähren und Böhmen.
Diese unmittelbaren Güter zahlen mehr als
330,000 Seelen, in 24 Städten, 2 Vorstä^
t?n. 35 Marcktssecken. 760 Dörfern und An-
siedlungen. 46 Schlösser. 11 Klöster und
164 Meiereien.
lV. Die Gallerte, Bibliothek und andere Samm-
lungen der Fürsten Liechtenstein. Der Gründer
dieser an Kunstschätzen so reichen Gemälde-
Sammlung ist der Fürst Johann Adam
Andreas ^s. d. S. 127, Nr. 32), der
unter anderem den herrlichen Gemäloe»Cyklus
„Decius' Tod", von Rubens, für seine
Gallerie erworben hat. Die späteren Fürstm,
allen voran aber die Fürsten Joseph Wen»
zel und Franz Joseph, bereicherten bald
mehr bald weniger diese kostbare Sammlung.
Diese der öffentlichen Besichtigung preisgege»
bene Gallerie geHort zu den ersten Sehens»
Würdigkeiten der Residenzstadt Wien. Die
Gemälde sind in dem eigens ,für diesen Zweck
in der Vorstadt Roffau erbauten Paläste auf»
gestellt. Es bestehen zwei ältere Kataloge
darüber, ein italienischer aus dem Jahre
1767 und ein französischer: „DsLoi-iption äs3
tadlsaux et äss piöoes äs sculvturs gns
lsuterms la, (^aUsris 6s 8. .4.. I'ra.uyoiL
^056M priuce 6o I^ecktenztsiu" sVieuns
1780). Doch genügen beide der neueren
Erwerbungen und veränderten Aufstellungen
wegen nicht mehr. Andere spätere, aber viel
kürzere Beschreibungen enthalten: Franz Hein»
rich Böckh's „Wiens lebende Schriftsteller.
Künstler und Dilettanten im Kul'.stfache. Dann
Bücher-, Kunst« und Naturschätze u. s. w."
(Wien t82l. B. Pk. Bauer. 8".) S. 321; —
das Kunst 'B la i t (Stuttgart, Cotta, 4".)
t8l7. S. 27,- — die Wiener Zeitung
186l, Nr, 94. Abendblatt S. 374; — Wiens
Kunstfachen oder Führer zu den Kunst»
schätzen Wiens (Wien 1866. 3. W. Seidel.
3v.) S. 80 u. f. — Die Bibl iothek, welche
sich im fürstlichen Palais in der Herrengasse
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon