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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Band 15
Seite - 248 -
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Seite - 248 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Band 15

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248 Thema des Oi5 - moii. Concerts von Ries. das am Morgen gespielt worden, in seiner nicht eben leichten melodischen Tonfolge treu und rein wiederholte, da meinte denn der Vater, eine so unge- wohnliche Begabung dürfe man nicht durch längeres Brachliegenlaffen ver- kümmern lassen. So begann denn mit dem sechsjährigen Knaben der regel- maßige Unterricht, wogegen freilich die Mutter wieder eiferte, indem sie meinte, so viel. als er einmal als Pfarrer von der Musik zu kennen und zu wissen braucht, lerne er immer noch und zeitig genug. Indessen wurde dieser Unterricht doch mehr spielend begonnen, Franz sollte ja Theolog und nicht Tonkünstler werden; als aber der Knabe die Anfangs- gründe in überraschend kurzer Zeit hinter sich hatte und allmälig sein Denken. Thun. Treiben und Empfinden in Musik aufging. da sah selbst der Vater besorgt darein und begann für die Folgen, diesen Flug mit dem Genius unternommen zu haben, zu zittern. Ließ auch der Vater — zur Freude der Mutter — im Unterrichte nach, der Knabe ließ sich doch nicht hemmen, und wahrend ihm so die Musik Leben wurde und die geistigen Kräfte sich sichtlich steigerten, nahmen die körpev lichen ab. Der Knabe wurde so krank, daß aller Musikunterricht eingestellt wer den mußte. Als er nach langem Leiden wieder genas und wieder zu seiner ge» liebten Musik zurückkehrte, verdoppelte sich sein Eifer, den wieder die Krankheit brach. So war denn vom ersten Augen blicke des Unterrichtes das Leben des Knaben ein Kampf deS Geistes mit dem Körper, in welchem der letztere nicht selten zu unterliegen drohte und die Ge> fahr einmal so weit gediehen war, daß man schon den Sarg für daS dem Tode unrettbar verfallene Kind bestellte. In- dessen wurde — um den Wünschen des Kindes zu genügen — der Unterricht spielend fortgesetzt, und schon der neun» jährige Knabe hatte eine solche Vollen« düng im Spiele erreicht, daß Musik» reunde der Umgegend häusig nur aus dem Grunde nach Raiding kamen, um den kleinen Künstler, wie man ihn schon damals allgemein nannte, zu hören. Auf der Freunde Zureden mußte sich auch der Knabe öffentlich hören lassen, und er trat. kaum zehn Jahre, in einem Concerte zu Oedenburg auf, wo sein Spiel Bewun» derung erregte. Nun wurde auch ein Concert in Preßburg gegeben und der Knabe erntete nicht bloß den Beifall der Menge, sondern auch der kunstverstän- digen Magnaten Szapary, Apponyi , Erdödy, Amadö e u. A., die nun dem Vater zuredeten, den Gedanken an die geistliche Laufbahn des Knaben aufzu» geben und ihn Künstler werden zu lassen. So wohlthuend dem Vater auch diese Ansichten erschienen, so wußte er doch, daß die Leistungen des Knaben bisher nur Regungen eines ungewöhnlichen Talentes seien und daß eben ein solches Talent mehr denn jedes andere der gründlichen ernsten Schule bedürfe, zu welcher ihm aber — dem armen Privat- beamten — die Mittel fehlten. Auf das Zureden der hohen Gönner verhehlte ihnen der alte Liszt sein Bedenken nicht und zeigte ihnen klar die Unmöglich» keit. diesen Weg einzuschlagen, da er ja seine, wenngleich kärgliche, aber die Familie ernährende Stellung in Raiding nicht aufgeben könne. Nun denn, ent> gegneten die Magnaten Szapary und Amadöe, so wollen wir dafür sorgen. Auf sechs Jahre, langer kann der Unter» richt nicht dauern, stellen wir die Mittel bei. Sie geben ihre Stelle in Raiding auf, gehen mit dem Knaben nach Wien,
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Leon-Lomeni, Band 15
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Leon-Lomeni
Band
15
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1866
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
499
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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