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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Band 15
Seite - 253 -
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263 nur in engeren Kreisen sich hingab. 3 iszt wurde, um fich des bezeichnendsten Aus- druckes zu bedienen, Improvisator am Piano. I n der Virtuosität des Spiels mag er — auch bisher von Niemand — aber doch von einem Anderen erreicht werden. Als Dichter der Töne, der sich zum Flügel hinseht, nicht um Eingelerntes zu repro« duciren, sondern um mit uns oder mit sich selbst in Tönen zu reden, ohne eigent« lich zu wiffen, welchen Flug seine Gcdan- ken nehmen und wohin sie den verzückten Hörer führen werden. steht er bisher unerreicht da.— Während aber dieser gei> siigeUmschwung in 3 is zt'sganzemWese:i sich vollzog, traten die durch die Revo« lution veränderten äußeren Verhältnisse ihm bereits hie und da feindlich entgegen. Die Presse, die ihn früher zum Gott erhoben, zerrte nun am Menschen und an seinen Werken. Daß er sich in seinen freien Phantasien dann und wann an einen Gedanken älterer Berühmtheiten anlehnte, erklärte man für eigene Geistes« armuth. Hatte man ihm früher gern und willig das Bürgerrecht zugestanden, so fand man nun einen Uebermuth ohne Gleichen darin, daß ein Fremder, ein Deutscher, gar ein Ungar, in Tönen eine neue Welt erschaffen wolle. Eine folche Absicht, wenn überhaupt durchführbar, konnte, ja durfte nur von einem Fran- zosen ausgehen! Man suchte alles hervor, was die Oeffentlichkeit nichts anging, um ihn von der Höhe, auf die er sich ge« hoben, zu stürzen'. Seine Herzensneigun- gen, seine religiöse Schwärmerei, endlich seinen Muth. der ihn allen diesen Angrif- fen Verachtung entgegenstellen hieß, alles griff die Presse mit der nur ihr eigenen Unverschämtheit und Beharrlichkeit an. An seiner Mutter fand Liszt, dessen Leidenschaftlichkeit damals manche harte Probe bestand, in jenen Tagen einen Trost und eine Srühe, welche wahrhaftig nur eine Mutter zu geben vermag. Dabei hob er entschlossen den Handschuh auf, den ihm die feile Dirne „Presse" hingeworfen und warf ihr ihn nicht vor die Füße. fon- dern in'S Gesicbt. Zunächst bemächtigte sich des Künstlers der Gedanke, den Concert- saal aufzugeben und sich dem Unterrichte zu widmen, denn eine große Zahl von Schülern aus den höchsten und reichsten Häusern drängte sich zu ihm; dann wieder wollte er Frankreich, ja den Con« tinent verlassen und nach Nordamerika überschiffen. Seine Liebe zur Unabhängig' keit ließ ihn d^n ersten Plan verwerfen; der Gedanke, seine wenngleich unabhan» gig gestellte Mutter in Europa allein zurückzulassen, sowie ein edleres Herzens» bündniß. das schon seit längerer Zeit be> stand, machte den zweiten scheitern, aber Frankreich zu verlassen, dieser Entschluß stand in ihm fest und zunächst war es die Schweiz, wohin 3. seine Blicke lenkte. Der Gedanke, schnell gefaßt, ward ebenso schnell ausgeführt. — Genf wählte 3. zu seinem neuen Aufenhalte. Bot schon die Natur dort Reize ohne Gleichen, so fand er dort auch franzosisches 3eben, an das er sich doch sehr gewöhnt, und war wieder Paris nahe genug, um seinen Angreifern die auf ihn abgeschossenen Pfeile scharf zugespitzt zurückzuwerfen. In Genf lebte 3. ganz zurückgezogen und Männer wie Sismondi , de Candolle, Adolph Pietet, Deodati , FürstBelgiojoso bildeten seinen Umgang. Von Genf aus unternahm er mit seinen Freunden dald nähere, bald weitere Ausflüge in das Innere der Schweiz, wo es vielfache An- regung zum künstlerischen Schaffen gab. In iene Zeit fallen seine „^nness cke F6?s?-z')iaL6s") eine Folge von Tondich» tungen, die vielleicht zu dem Schönsten und Eigenthümlichsten gehört, das sein
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Leon-Lomeni, Band 15
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Leon-Lomeni
Band
15
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1866
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
499
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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