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die Heimat und begann als Schauspieler
das unstäte Wanderleben. Bald wie>
der kehrte er nach Wien zurück und
brachte im Iosephstadter Theater sein
Lebensbild „Treffkönig oder Spieler und
Todtengräber", zur Aufführung. Ein
wahres Sensationsstück, erlebte es über
hundert Aufführungen und wurde über«
dieß auf den meisten auswärtigen Buh»
nen gegeben. Mißhelligkeiten und Kran»
kungen aller Art. ob selbstverschuldet,
ob durch seine Widersacher ihm bereitet,
ist schwer zu bestimmen, bewogen ihn,
Wien von neuem zu verlassen und nun
wirkte er als Darsteller komischer Charak-
tere eine lange Reihe von Jahren auf
verschiedenen Provinzbühnen, wie Linz.
Pesth, Brunn, Zemberg u.U., gastirte
auch mitunter im Theater an der Wien
mi: wechselndem Erfolge. I m I . 1848
kehrte er für längere Zeit nach Wien
zurück, wo er in diesem denkwürdigen
Jahre für mehrere Journale, wie es heißt
auch für die damals neu entstandene
„Presse". mitBestimmtheit für den„Oester.
reichischen Courier", wie Ad. Bäuerle
den 41. Jahrgang seiner „Theater-Zei-
tung" umgetauft hatte, arbeitete. Eine
darin enthaltene Folge von satyrisch.poli-
tiscl>en Aufsätzen, welche den Titel führte:
„Der lachende Demokrit auf einer Iour«
nalistenbauk im Reichstage", ist aus sei.
ner Feder. Die oft matten Wortwitze
dieser Aufsätze werden mitunter von zu»
treffenden Bemerkungen über die., hama-
ligen Zustande, wo alles aus Rand und
Band ging, begleitet. Im Jahre 1830
bewarb er sich um Mitarbeiter des von
dem österreichischen Lloyd in's Leben ge«
rufenen „Familienbuches" und es schien,
als wäre er mit dessen Redaction betraut,
später jedoch stellte sich heraus, daß dieß
nicht der Fall war. Im Jahre 1833
nahm er von der Administration des Lemberger deutschen Theaters den Antrag
zur Uebernahme der technischen Direction
an, gab aber nach kurzer Zeit diese Stelle
wieder auf. Er kehrte nun nach Wien
zurück und nahm daselbst seinen bleiben«
den Aufenthalt. Schon im Jahre 1348
war er einige Zeit Mitredacteur der litho-
graphirten „Oesterreichischen Correspon«
denz". wieder wollte es 3. auf journali-
stischem Gebiete versuchen und begn'mdete
im October 1833 die Wochenschrift „Der
Teufel in Wien" — eine Gattung „Hans
Iörgel" im Frack — ein Blatt, dessen
nicht sehr harmloser Charakter für einige
Zeit seine größere Verbreitung begün«
stigte; allmälig aber minderte sich sein
Lesekreis und wurde zuletzt so klein, daß
es wegen Mangel an Theilnahme zu
erscheinen aufhören mußte. Im Jahre
1858 rief er ein Witzblatt, das den Titel
„Tritsch-Tratsch" führte, in's Leben, aber
auch dieses brachte es nicht über den
zweiten Jahrgang. I m Jahre 1860 er»
öffnete er die Singspielhalle und begrün»
dete damit ein Unternehmen, das tüchtig
geleitet — wie ein spateres noch heute
blühendes ähnliches Unternehmen beweist
— dauernden Bestand versprach. Auch
führte er das Unternehmen im ersten
Jahre mit entschiedenem Glücke, allein
auch hier ereilte ihn sein verhängnisvolles
Schicksal, das ihn immer wieder Neues
in's Leben rufen, aber nichts lange fort-
setzen ließ. Die Singspielhalle stellte
ihre Vorstellungen ein und 3. gerieth in
eine kümmerliche Jage. Mit Familie be»
lastet, von pecuniären Sorgen gedrückt,
suchte 3. ein Unterkommen auf einer der
Wiener Bühnen. Wenige Tage vor sei«
nem Tode, als eben die Nachricht über
das von Foucaul t in Paris vorgeschla»
gene neue Theater-Decorationssystem die
Runde durch die Journale machte, trat
L. mit einer Mittheilung vor das Publi-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Band 15
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Leon-Lomeni
- Band
- 15
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1866
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 499
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon