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wissenschaftlichen Bildung, welche 3. ge-
nofsen, ist es leicht begreiflich, daß er
auch dem schriftstellerischen Gebiete
nicht ferne blieb. Mit selbstentworfenen
Aufsätzen suchte er auf die Belehrung
semer Zöglinge einzuwirken. Mehrere
derselben sind durch den Druck veröffent«
licht worden. Es sind im Style der aka«
demifchen Reden gehaltene Vortrage, in
welchen er Satze aus der Kunstlehre zu
erläutern versuchte. So erschienen fol-
gende Vorträge: im Jahre 1807 einer
über die Malerei; 1814 ein anderer über
das Schöne; im Jahre 1816 eine Bio-
graphie Michael Angelo's und im
Jahre 1826 eine seines Freundes Appi-
ani. In seinen letzten 3ebenSjahren be»
schäftigte er sich aber mit einem Werke
über die Kunst, die er so meisterhaft übte,
welches aber unvollendet geblieben. Der
erste theoretische Theil war ganz ausge«
arbeitet und wurde nach seinem Tode
unter dem Titel: I^ g. LHlooFraiia P^-
priHiusuts äetta, 035121'Z.rtft ä'inoi<1er2
in lainft all' aHUg. lorts ool kulino
6 L0II2, PUQtlg. OQQ. 660. I^ Nssiong.-
M6uti. .." torao I (Nilano 1831 8")
herausgegeben. I n sieben Kapiteln han«
delt er über die Vortrefflichkeit der Ku<
pferstecherkunst; über den Genuß, den sie
verschafft: über die Geschichte und die
Schicksale derselben,- über Hauptwerke,
die sie hervorgebracht; über die Schwie.
rigkeiten dieser Kunst; über die Kunst
sie zu besiegen und über die Theorie
des Schönen. I n einem zweiten prakti'
schen Theile wollte er die Angaben über
die verschiedenen Methoden in der Aus-
führung mittheilen; aber der Tod über«
raschle ihn und so fanden sich nur wenige
Materialien darüber vor. Eine Ueber <
setzung des ersten Theiles und eine A^ö-
arbeitung des zweiten, erschien in deut«
scher Sprache, von K. B a r t h in z LonZhi
2 Theilen (Hildburghausen 1837 und
1838). Ueber 3 0 nghi 'S Wirksamkeit als
3ehrer gibt es kein schöneres Zeugniß, als
die Namensliste jener Schüler, die er ge-
bildet und unter denen es viele gibt, die
es zu großem Ruhme in ihrer Kunst
gebracht. Die vorzüglichsten sind: Giu-
seppe Cozzi, Paolo Caronni , Mi«
chaele B i si >M. I , S.' 411), Pietro
Anderloni Md. I , S. 33^, Carlo
Rampoldi , Antonio Gibert i , Aure«
lioC 0 l 0 mb 0, Giovita Garavagl ia
sBd. V, S. 83), Grnefta Legnani-
Bisi, 3uigi Br id i , Carlo Della«
rocca, Samuele Iesi , Antonio 3 0-
catelli >M. XV, S. 333, Nr. 1).
Girolamo Scott i , Ado Fioroni, Gio.
vanni Bel lo l l i , Giuseppe Tonel l i ,
Giacomo Folmer, Giovanni B o si si o.
Caterina Piot t i « P i ro la , Filippo
Caporali, Giuseppe Marr i , Giuseppe
Ongari, Giacomo Felsing und Igna«
zio Al t in i . Als Mensch stand 3. auf
nicht geringerer Höhe, denn als Künstler.
Wie Canova, war auch 3. unverheira»
thet geblieben, um ganz seiner Kunst zu
leben; seinen Schülern, in der Regel
Söhne seiner Wahl, war er Freund,
Vater und Rathgeber. Von seiner Be-
scheidenheit konnten Viele lernen. Tief
sittlich verabscheute er jede Verletzung nach
dieser Seite hin. Noch zur Zeit, als ihn
sein Vater, um ihm den Gedanken
Künstler zu werden, zu verleiden, sehr
knapp hielt, drängte man sich an den
Künstler mit dem Antrage, daß er die
von Marc Antonio gestochenen unzüchti-
gen Bilder zu des Aretiners schlüpfrigen
Versen wiederhole. 3., damals sehr jung
und erst aus dem Seminar entlassen, lehnte
diesen Antrag, wie spätere ähnlicde mit Ent«
schiedeilheit ab. Seine Verdienste aber wur«
den vielfach gewürdigt. Schon Kaiser Na»
v 0 le 0 n verlieh ihm den Orden der eiser-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon