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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Band 16
Seite - 87 -
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Seite - 87 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Band 16

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Loudon 87 London VIl. Laudon's äußere Erscheinung und Charakte- ristik als Mensch und Feldherr. Seiner auße ren Erscheinung nach war L. von nuttlerer Statur, gut gebaut, aber sehr hager, die Stirne ziemlich hoch und stark gewölbt mit stark hervorstehenden Augenbrauenknochen. Die Haare in der Jugend röthlich, im höhe ren Alter ganz weiß, pflegte er in einem genadelt?« Toupet, zwei dünnen Seidenlocken und einem hoch in den Nacken hinaufgebuw denen Zöpfchen zu tragen. Die Augenbrauen waren röthlich und buschicht. und standen gerade aus dem Angesicdte weg, wenn L. über Etwas angestrengt nachdachte oder wenn das Feuer seines Geistes in hellen Flammen aufloderte. Die Augen waren groß und lichte grau und außer dem Zustande der Leiden schaft, wo ein unbeschreibliches Feuer aus ihnen strahlte, nicht bedeutend, wenigstens nickt so. daß es gleich auf den ersten Blick aufgefallen wäre. Die Nase war etwas erho ben, die Wangen stark eingefallen, gleichwohl das Kinn mehr rund als spitzig, das ganze Gesicht etwas länglicht, die Farbe röthlich braun, den Kopf im böheren Alter, wenn er ging oder saß. immer etwas vorZeboaen, aber ganz aufrecht. wenn er zu Pferde saß. Die Physiognomie war, um so zu sagen, alb spanisch, nach dem Gesichtsschnitte der Helden Karl 's V.. eines Alba. FuenteS. Mondragon. Etwas mehr wohlbeleibt, würde er dem verschwiegenen Wi lhe lm von Oranien, Gründer der bataoischen Freiheit, geglichen haben, dem er überhaupt in oielen einzelnen Zügen verglichen werden mag, Der Ausdruck seines Gesichtes war Ernst, Verschlossenheit. Nachdenken, Strenge. Er hat nie gelacht und nur höchst selten gelächelt und immer wenig gesprochen und mit Bedacht, Gewöhnlich trug er die Uniform seines Regiments Nr. 29. welches er im Jahre 1760 erhalten hatte, lichtblau und selten das FeldluarsckallS'Gewand, zu Hause oder auf dem Lande altmodische bürgerliche Kleidung. — Sein Temperament war das cholerisch« melancholische, das letztere herrschte vor. wmn er ruhig war. das cholerische brach hervor, wenn er handelte. Da wurde die kalte unbewegte Seele plötzlich Wallung. Sturm und Flamme, Kälte und Hitze. Beoachtsamkeit und Raschhcit waren beide in seinem Gemüthe, wie Wasser und Oel, ohne sich zu vermischen. Loudon in einer langweiligen Gesellschaft, Loudon in seinem Garten arbeitend oder anordnend und von dort in den Staatsrath oder an die Spitze des Heeres gerufen, wie Ab d ol onymus, Cincinnat und Cur ius — und Loudon mit gezogenem Degen, zu Pferde, vor der Fronte, waren an Gesicht. Haltung und in ihrem ganzen Thun so ganz verschieden wie Cato und Achill. Er muß tief empfunden haben, was er war und vermochte und warum — und warum die andern nicht wie er. Das brachte Geringschätzung und Haß nicht der Menschen, aber der Menge in ihm hervor. Wie sollte auch er, der Unergründ« liche. mit den zahllosen hohen Gedanken herumtändeln unter gewöhnlichen Convenienz- menschen, wie unter hohlen Wachsfiguren, die ihm eine Prise Tabak boten und ihn von dem letzten Ballet unterhielten, wenn er an Ueberflüglung dachte und an Sieg! Deß- halb mußte man ihn (mußte er ja aus Pflicht oder Anstand in großen Cirkeln er« scheinen) hinter der Thüre oder in irgend einem Winkel, oder auf der mindest beleuch» tcten Stelle suchen. „Wo ist denn Loudon?" fragte Theresia bei einem Hoffeste den Herzog von Aremberg, der sehr treffend antwortete: ^I<e voilä comiuo tou^ourg äsri'isi'L 1a, porte, tout koutsux ä'avoil :a,llt äo inerits. . ." Was von jeher alle großen Generale bezeichnet hat und alle großen Minister (die zwei sind wohl nicht so verschieden, als die Meisten glauben; Feder und Degen verwunden, beide nur in ver« schiedener Weise), das bezeichnete vorzüglich Loudon: Langsamkeit, Umsicht, Sorgfalt im Entwurf und in der Prüfung, nieder« werfende Rasckheit und Stärke im Verfolgen und Vollbringen, und in diesem und jenem Einfalt, die schwer zu betrügen und zu um< stellen war, und Schlauheit, die lauert und fängt. Seine Liebe zum Landleben, aber zum stillen Landleben, erklärt sich sehr ungezwun» gen aus jenen Grundzügen. Er konnte und wollte nichts halb sein. Er, der im Felde den Kriegsrock nie auszog, der Erste und Letzte im Lager, der Vorderste in der Schlacht, tausendäugig, unerbittlich, trat mit sachtem Schritte in die Genlde des Friedens, vermied die Kennzeichen kriegerischer Ehre, welche andere eben im Frieden am meisten suchen und hervorstellen und wählte die zurüclgezo» genste unbeobachtetste Beschäftigung. So schläft auch wchl der Löwe oder spielt an der Sonne mit der Maus, aber wehe dem, der ihn wecket oder reizet. — Seine Ueberlegen« heit im Vorpostenkriege, seine Vorliebe für's
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Londonia-Marlow, Band 16
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Londonia-Marlow
Band
16
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1867
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
514
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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