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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Band 16
Seite - 88 -
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Seite - 88 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Band 16

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Loudon Erstürmen, seine Fertigkeit im Schießen und Reiten, sein Commandowort, das die Ende beider Flügel erschütterte, sein nagender Schmerz, wenn ihm irgend ein großer Plan nicht ganz, auch nicht ganz so gelang, wie er sichs vorgesetzt hatte — daher sehr treffend unter einem seiner Bildnisse die Worte Lukan's stehen: XU kotum rsxutan», Zic^uid 5Up^ore2L(,'t a^encluin — die gehören zur Schnelligkeit, zum Zerstören des Schädlichen, des Widerstrebenden. Tie Leidenschaft für das Schachspiel, die unverdrossene Einholung militärischer Erziehung und Bildung, die ihm nie zu Theil geworden, durch unausgesetztes Studium, die Lust am Unterrichte seines Neffen, die nichts verabsäumende strenqe Ordnung und Pünktlichkeit im Dienste und in seinem Hause — die gehören zur Beson» nenheit, zum Aufbauen und Erhalten des Nützlichen. Bei seiner natürlichen Genialität that es ihm wenig Schaden, daß cr in seiner Jugend wenig gelernt hatte. Bücher und Schulunterricht hatten vielleicht seinen Geist nur aufgehalten. Wenn die rasche Uebung vorangeht und die kluge Theorie nach der Hand noch emsig aufgefaßt wird, so nimmt der Geist, durch die erstere ermun- tert und gestärkt, nur im Wesentlichen auf. bleibt frei von ihren Angeln, Widerhaken und lähmenden Fußeisen und verhält sich im Leben und Wirken zu dem, der mit der Theorie angefangen hat, etwa so, wie der, der eine fremde Sprache im fremden Zande selbst zu lernen genöthigt ist. zu dem, der sie zu Hause aus der Grammatik studiri — das kann jedoch kein Trost sein für die, die nichts lernen wollen; denn um dieses zu entbehren, muß man geboren sein mit Loudon's Anla» gen und wenn Loud on und Viele Großeü gethan haben, ohne Wissenschaften, so kam dieß wohl vorzüglich daher, weil nicht so fast. die Fülle der Kenntnisse, als die Festig, keit des Willens Wunder wirkt und weil der Fall wohl nicht alltäglich ist, daß in demselben Manne Verstand und Willen und deren Ausbildung ganz gleichen Schritt mit einander halten. Zu seiner hohen Besonnen« heit gehört auch die Catonische Zucht und Eingezogenheit. mit der er den Umgang mit Weibern floh und überhaupt jede Ausschwei« fung haßte, die ihm Geist oder Kraft hätte schwächen und abziehen können von seinem Einzigen. Das mag wohl sehr Vieles dazu beigetragen haben, daß ihn Gesundheit und Schnellkraft und Feuer bis an seinen Tod nicht verließen, ja, daß die Küdnheit und Raschheit seiner Entwürfe mit den Jahren stieg, statt mit denselben zu sinken. Seine Thaten gingen meist unoerhindrrlich hervor aus seinen Vorbereitungen. Wer überlegte, auskundschaftete, anordnete wie er und voll» zöge wie er, der müßte siegen wie er. Glück ist wohl mehr im Wort als im Begriff. Um aus vielen nur weniger seiner großen Feldherrn-Eigcnschaften zu gedenken — wer hat das Terrain unermüdeter er- forscht, besser gekannt und benützt als er? — „Das brauch' ich als Feld m a rschall". sagte er» noch als Major, ohne Namen, ohne. Geld, ohne Protektion, zu seiner Frau, die über das ewig? Landkartenschauen ungeduldig wurde. Auf jedem Spazierritt, auf jeDer Reise bestieg er jeden Hü^el und überschaute und beurtheilte die Gegend, und gedachte sich hier seine Armee und drüben seine Feinde. So schärfte er sein Auge zu jenen! entscheidenden Scharfblicke, welcher vom Kubgrunde bei Kuner5dorf herab in einein Augenblicke eine gänzliche Niederlage in den vollständigsten Sieg verwandeln'. Was er selbst nicht erfor« schen konnte, erfuhr er durch zahlreiche Spione, die er vorsichtig wählte, richtig und groß' lnüthig und oft aus eiglliem Gelde bezahlte und versorgte und selbst wenn sie in's Unglück kamen und ihm nichts mrhr nützen konnten. Den Charakter seiner Gegner zu studiren, war ihm überaus wichtig, dazu keine Mühe zu groß, keine Anekdote zu gering. Daher errieth er oft ihre Pläne und vereitelte sie, noch bevor sie zur Neife gediehen. Väterlich sorgte er für die Bedürfnisse der Armee, nie sie mit Kleinigkeiten plagend; er wollte. d.>ß seine Soldaten muthig seien zum Großen, nicht groß im Kleinen. Gerechtigkeit war sein Hauptzug, wie er unerbittlich war gegen den Schuldigen, so dankbar w^r er auch geg^n den Gefährten seiner Sie^e, Alles liebte ihn, aber es zitterte auch Alles vor ihm. I n seinen Berichten vermißt man seinen Namen fast durchgehcnov, aber er vergaß niemals die gebührende Lobeserhebung auch des geringsten Verdienstes. Nie man das gemeine Beste einer schnöden Selbstsucht aufopfern, einen Nebenbuhler auf deiw-Wege des Ruhmes im Stiche lassen, außer dem Sieg noch andere Absichten haben könne, das konnte äoudon gar nicht begreifen. Seine Entsagung, sein Dulden und Ausharren unter den russischen Generalen, die Geduld, welche hier dieser heftige Charakter an den Tag legte, daß er
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Londonia-Marlow, Band 16
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Londonia-Marlow
Band
16
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1867
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
514
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
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