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Zeitschrift für Wissenschaft und Leben.
Von Abraham Geiger. IV. Jahrg. (1866),
4.Heft: „Luzzatto". — Illustrirte Monat,
hefte für die gesammten Interessen des Iu-
denthums (Wien. Lex. 8°.) I I . Bd. (1863),
S. 182: „Zuzzatto", von Dr. Alois Müller.
— II Lsmpo (polit. Triester Blatt) 1863,
No. 233: ^,8. v. s.U22atto, oomuiSNora,-
2iouo". — Presse (Wiener polit. Blatt)
1863, Localanzeiger, Nr. 277 Daselbst wird
LuzZatto statt Samuel David irrig
Abraham genannt und statt des 29. Sep>
tember 1863 ebenso irrig der 30. September
als sein Todestag angegeben). — Porträte.
Holzschnitt, geschn. von ^.. X., mit dem Facsi»
mile der Unterschrift 8. v . k. auf S. 184
der „Illustrirten Monathefte für die gesamm-
ten Interessen des Iudenthums"; — ein Por»
irät von Luzzatto ist auch besonders als
Lithographie erschienen und wurde dann als
Holzschnitt in drr in Pesth erschienenen „Allge.
meinen illustrirten Zeitung des Iudenthums"
von Joseph Bärmann reproducirt.
I. Zur Geschichte und Vencalagie der Familie
LuMtto. DieIuzzatto sind eine alte israe»
litische Familie, welche seit vier Iahrhunder«
ten, also seit 1430, in Venedig eristirt: denn
der Rabbiner Venedigs, Simon Luzzatto
l^S. 183. Nr. 8^ z, schreibt in seiner Widmung
des Sokrates, welche Schrift er im Jahre
1651 dem Dogen und Senate von Venedig
Zueignet, „daß er unter diesem glücklichen
Himmelsstrich und glorreichen Staate geboren
sei. gleichwie seine Vorfahren schon durch zwei
Jahrhunderte". Neuerlicher Ueberlieferung zu«
folge ist der Ursprung der Familie aus der
Lausitz, welches Land in lateinischer Sprache
I^satia heißt. Demgemäß würde man daher
richtiger Lusato schreiben; doch schon im
Jahre 1638 schrieb sich der oberwähnte S i .
mon-. Luzzatto mit zwei z und zwei t,
und diese Orthographie wird allgemein von
der Familie befolgt, nur einige wenige schrei»
ben sich mit i: Luzzatti. Die Stadt Vene<
dig, vermuthlich der erste Sitz der Luzz atto.
hatte durch mehrere Jahrhunderte eine Syna.
goge, die Luzzatto«Zchule genannt, welche
ohne Zweifel von den alten Luzzatto's
in einem Hause, das ihnen gehörte, gegründet
wurde. Von Venedig breitete sich die Familie
immer weiter aus und es siedelte sich ein
Zweig in San Daniel in Friaul, ein anderer
in Novigo, ein dritter und so fort in Padua,
Görz und in Trieft an, von wo sie in neue«
rer Zeit auch in anderen Städten des Kaiser« staates erscheinen. Die Familie zählt unge-
wöhnliche Capacitäten auf philosophischem,
philologischem und jüdisch>theologischem Ge»
biete; es sind selbstständige scharfsinnige Den»
ker. die nach einer Seite reformirend in das
Iudenthum greifen, andererseits den Wust
und Staub entfernen, der sich im Laufe fana-
tischer, von Glaubensdogmen befangener Jahr-
hunderte um dasselbe gelegt und dessen Bild
theils getrübt, theils ganz verhüllt hat. Ein-
zelner , besonders hervorragender Sproßen
dieser berühmten Iudenfamilie sei im Folgen-
den in Kürze gedacht. Da auch die Juden
ihren Adel haben, der nicht selten weit in die
Jahrhunderte zurückreicht, und bei denselben
ebenfalls ein Wappen üblich ist. so sei hier
bemerkt, daß die Luzzatto drei Sterne,,
einen Halbmond, einen Hahn und eine Ger»
stenähre im Wappen führen.
II. Veluerkeuswerthe Mitglieder der Familie
LllMlto. l. Abraham. Ein Sohn des Sa»
lomon L. Sa lomon, der in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts lebte, übersie»
delte von San Daniel in Friaul, wo ein
Zweig der Luzzatto schon seit längerer Zeit
blühte, nach Trieft. Von mehreren Kindern
Salomon's ist Abraham erwähnens-
werth, welcher zum Christenthume übertrat
und in Padua unter dem Namen Padre Fuigi
Pasaual i noch im Jahre 1847 lebte. Sa,
muel Dav id L.. der die Genealogie seiner
Familie geschrieben, meldet von ihm, daß er
„Verfasser mehrerer wissenschaftlicher Werke"
sei; welcher Art dieselben seien, welche Wis<
senschaften sie behandeln, gibt er nicht näher
an. Herausgeber kennt eines, das unter dem
Titel: „II pi'aFl-6820 sd il 5ooo!o XIX"
(?aäova, 1843, !>o.) 2 Bände, erschienen ist.
— 2. Benedict L., lebte im 17. Iahrhun'
derte. Er studirte im Jahre 1636 zu Padua
und ist ein Schüler des berühmten Nadbi
Leon da Modena. Benedict war im
Jahre 1662 Prediger in Venedig und im
Jahre 1669 zu Padua, wo er als Rabbiner
so ausgezeichnet wirkte, daß sein Name noch
gegenwartig unter den übrigen wohlverdienten
Rabbinern von Padua an einigen Festtagen in
der Synagoge vorgelesen wird. — 3. Jacob
ben Isaak L., lebte im 16. Jahrhunderte und
ist der Verfasser des Werkes I/)))' V")V1?
welches im Jahre 138t) bei Ambrosius Fro>
benius in Vasel gedruckt wurde. Es enthält
allegorisch'Moralische Erläuterungen über die
dunkelsten Agadoth im Talmud, theils von ihm
selbst, theils auS alten Schriftstellern. Eine
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon