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Mannl, Rudolph (Arzt und Bal-
neolog, geb. zu Karlsbad 3. April
1812. gest. ebenda 2. April 1863). Im
Jahre 1823 kam M. auf daS Gymnasium
in Eger. wo er unter den Augen seines
Oheims, des als Historiographen und
Patrioten seiner Vaterstadt Karlsbad be>
kannten P. Leopold Stöhr seine Studien
machte und insbesondere mit den Interes.
sen Karlsbads eng vertraut wurde. Im
Jahre 1829 betrat M. das Lyceum zu
Pilsen und 1830 die Universität in Prag.
Als Fachwissenschaft wählte er die Medi-
cm, von der er die theoretischen Jahre in
Prag, die praktischen dagegen in Wien
durchmachte. Am 4. September 1836
erlangte er in Padua die medicinische
Doctorwürde und ließ sich im Sommer
1837 in seiner Vaterstadt Karlsbad als
Brunnenarzt nieder. Von da aus fand
M. mehrere Male Gelegenheit, mit Kran-
ken auf Reisen zu gehen; so begleitete
er schon 1838 einen Patienten auf einer
Reise durck Deutschland nach Wien,
im darauffolgenden Jahre einen reichen
Engländer durch die Schweiz, Frankreich
nach England, wo er etliche Monate sich
aufhielt und durch Holland und Belgien
heimkehrte. Im Jahre 1841 ging er als
Arzt einer vornehmen russischen Familie
nach Italien, das er von einem Ende
zum andern durchreiste. Genua, Nizza,
Florenz. Rom, Neapel, Sicilien. Vesuv
und Aetna waren die Puncte, welche er
genau kennen lernte, sowohl von ge>
schichtlichen als artistischen und sanitären
Gesichtspuncten, Im Jahre 1843 bereiste
er den Norden Deutschlands und einen
Theil Polens. Seitdem wählte er Paris.
Nizza und andere Hauptstädte wahrend
der Wintermonate als Aufenthalt. Schon
als Student betrieb er daS Sprachen-
studium mit Vorliebe, er lernte Fran-
zösisch, Italienisch, Englisch und insbe- sondere Spanisch mit Fertigkeit sprechen,
und kannte die Literatur dieser Sprachen.
Diese Sprachenkenntnifse befähigten ihn
für feine Stellung als Badearzt, insbe»
sondere in einem Weltbade wie Karlsbad.
Er gründete im Jahre 1842 in Karlsbad
den Musikverein und legte damit den
Grund zur musikalischen Bildung seiner
Landsleute, deren geselligen Verkehr er
insbesondere während des Winters da»
mit wesentlich verbesserte und erhöhte.
Karlsbad erlebte großartige Musikfeste
gelegentlich der Aufführung von Orato»
rien, wie der Schöpfung, der Jahreszeit,
deS Messias. des Paulus u. a. m. I m
Jahre 1839 wurde er zum Gemeinde»
rath gewählt, und eröffnete sich auch
nach dieser Seite hin seiner Thätigkeit ein
dankbares und ergiebiges Feld. Was in
Karlsbad seit 10 Jahren neu geschaffen,
verbessert oder umstaltet wurde, ist zu-
meist auf Anrathen und durch die regste
Mitwirkung M.'s zu Stande gekommen.
Ihm dankt seine Vaterstadt zahlreiche
Verschönerungen nach Innen und Außen.
Als Freund der schönen Natur beförderte
er vvr Allem die Anpflanzungen und
Spaziergänge um Karlsbad und schuf
aus manch unbeachtetem Puncte die
freundlichsten und besuchtesten Stellen.
Er ist der eigentliche Schöpfer der Anla»
gen nächst der Eisenquelle, die ihm 1832
ihre Entdeckung und Fassung zunächst
verdankt. Ein gedruckter Ausweis über
die Leistungen der Karlsbader Stadt«
gemeinde seit 1830 wurde von ihm am
Schlüsse des Jahres 1860 in Karlsbad
veröffcnlicht. AlS Schriftsteller hat Dr. M.
für Karlsbads Bekanntwerden mehr ge»
than, als irgend einer seiner Vorgänger,
indem er in den verbreitetsten europäischen
Sprachen Aufsätze und Abhandlungen
schrieb. Seine literarische Thätigkeit er«
öffnete er 1840 mit der Herausgabe eines
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Band 16
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Londonia-Marlow
- Band
- 16
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon