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Maurer ' Maurer
rer 'n eine ganz besondere Tüchtig,
keit in Behandlung des Nackten. An
den Werken des Hannibal Carracci
im Palaste Farnese lernte er wieder
kennen, was die Kunst ist, wenn sie
im Vereine mit der Wissenschaft fort»
schreitet, und was sie vermissen läßt,
wenn sie diese von ihrem Geleite aus«
schließt. M.'s vorzügliche Studien, die
er während seines vierjährigen Aufent>
Haltes in Rom machte, erstreckten sich
demnach auch auf keine große Anzahl
Meister, dagegen hatte er aber diese, weil
er sie studirte, während dieser Zeit auch
ganz inne. Außer nach Antiken, studirte
er Raphael , Buonaro t t i , Cav
racci und Guido Reni. Von Letzterem
führte er eine Copie der heil. Magdalena,
groß, in Oel aus, welche er auch nach
Wien brachte und die in den Besitz des
Arztes Reinleinkam. Gegen das Ende
seines Aufenthaltes in Rom erhielt er
den Austrag, eine eigene Composition
nach Homer in Oel auszuführen. Er
wählte zum Vorwurfe Ulysses, wie er die
Circe zwingt, seinen Gefährten ihre
vorige Gestalt wieder zu geben. Dieses
Gemälde wurde dem Fürsten Kaunitz
nach Wien geschickt und kam in deffen
Gallerte. Bald nach Absendung dieses
Stückes wurde er nach Wien zurück
berufen. Mit einem Schatze von Hand
zeichnungen, welche nun in der akade«
. mischen Schule sich befinden, kam er im
Jahre 1776 nach Wien. Bei einer Ver
gleichung derjenigen Gemälde. welch
Maurer vor seinem Aufenthalte in
Rom machte, mit denen, die er in Rom
und später in Wien verfertigte, zeigt sich
der Nutzen von seinem Studium in Nom.
Nach seiner Zurückkunft aus Rom erhiel
M. bald bedeutende Bestellungen, welch
seinen Ruhm gründeten. Fürst Kaun ih
bestellte bei ihm zuerst zwei lebensgroß Porträte, das der Kaiserin Mar ia
Theresia und des Kaisers Joseph I I .
Beide Porträte erhielten den Beifall des
Hofes und der Kenner, und wurden der
Universität zu Pavia geschenkt. Von
dieser Zeit an wurde er als ein Vorzug«
licher Maler im Kirchenstyle überall
gesucht. Daß er Kirchenarbeiten jeder
andern vorzog, ist größtentheils in seiner
frühern Bildung gegründet, die ihn nur
an solche Objecte fesselte. Im Jahre
1785 nahm er die ihm zu wiederholten
Malen angetragene Professur der histo»
rischen Zeichnungsschule in der Akademie
der bildenden Künste an, wurde Rath
und Mitglied derselben, und wirkte seit»
dem in diesem ihm angewiesenen Kreise
auf das Ersprießlichste. Er bekleidete
diese Stelle 32 Jahre, während welcher
Zeit er viele historische Bilder und vor«
züglich schöne Altarblatter malte. Bereits
im hohen Alter stehend, erhielt er von
Sr. Majestät dem Kaiser Franz den
Auftrag, für die k. k. Gallerte nach
seiner eigenen Wahl ein Bild zu verferti-
gen. Maurer nahm den Gegenstand
aus der heiligen Schrift, wie Christus
sagt: „Lasset die Kleinen zu mir kommen,
ich will sie segnen; wer nicht ist, wie die
Kleinen, kann nicht in das Himmelreich
eingehen". Dieses, M.'s letztes Werk,
mit dem er den Schluß seiner ruhmvollen
Kunstlaufbahn im 77. Jahre seines
Alters gemacht hat, befindet sich in der
k. k. Belvedere»Gallerie. M. wurde im
hohen Alter von schweren Krankheiten
heimgesucht, was zur Folge hatte, daß
er 1817. in seinem 80. Jahre, einer
förmlichen Geistesverwirrung verfiel. In
diesem traurigen Zustande seiner ganz-
lichen Geisteszerrüttung lebte er ein Jahr
und vier Monate. Endlich kam der Tag
seiner Erlösung! Nach schwerem Todes«
kämpfe starb er den 10. December 1813,
v. Würz dach, biogr. Lexikon. XVII. Mdr. 22. März l867.) 10
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Maroevic-Meszlenn, Band 17
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Maroevic-Meszlenn
- Band
- 17
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1867
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon