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Metternich 29 Metternich
kehrte Fürst Metternich gerade nach
Wien zurück, um dort die Einleitungen
zu jenem berühmten Congresse zu treffen,,
auf welchem die Schicksale Europa's für
mehrere Decennien festgestellt, und der
Samen für jenes Weh eingelegt wurde,
an dem der Kaiserstaat zur Stunde noch
krankt. Am 8. October 1814 erfolgte die
Eröffnung des Congresses und über ein»
stimmigen Wunsch der versammelten
Minister übernahm Fürst Metternich
den Vorsitz der Konferenzen. Hat uns
De la Garde die Freuden und berau-
schenden Festlichkeiten des Congreffes in
bezaubernder Weise geschildert, die deut«
schen Historiker der letzten zwei Jahr»
zehnde haben es nicht unterlassen, in
verurtheilender Weise das Ergebniß die»
ses mehrmonatlichen politisch-diplomati«
schen Bachanals darzustellen. „Jede
Macht", schreibt ein Historiker, „nahm
nur ihre Particularinteressen wahr, han>
delte nach ihren eigenen Sympathien
und Antipathien. Es fände keinen Raum
auf dem Papiere, um im Ganzen den
großen Taumel Europa's auf diesem
Congreffe zu schildern, der für einen
Augenblick durch die hundert Tage unter»
brochen und nach Waterloo fortgesetzt
wurde. Frankreich wurde verstümmelt,"
Sachsen beraubt. Preußen in bizarrster.
Weise zusammengesetzt. Italien an Hän»
den und Füßen gebunden Oesterreich
überliefert, das unglückliche Polen zer-
stückt, Belgien der Gewalt Hollands
überliefert. Die Föderativ « Acte vom
8. Juni, indem sie die liberalen Verspre»
chungen der Proclamationen vom Jahre
1813 zu nichte machte, stellte für Deutsch-
land das alte Feudal«Staffelsystem ftolii-
quisr) her, wahrend Rußland, indem es
sich über Polen hinüber ausdehnte, seine
Armee bis nach Preußen ausstreckte.
Nicht ohne Grund bemerkte de P radt: „Der Unabhängigkeitskrieg Europa's ge«
gen Frankreich endete damit, daß Europa
zu den Füßen Rußlands lag. Es war
dieß Resultat solcher Mühen wahrhaftig
nicht werth." Die Episode nach Napo«
leon's Rückkehr von der Insel spielte
sich in wenigen Monaten ab. Die bereits
auf dem Rückmärsche aus Frankreich
befindlichen Heere der Verbündeten er«
hielten Befehl zur Umkehr an die fran»
zösische Grenze und vom Congrefse wurde
das Manifest vom 13. März gegen den
im Anzüge auf Paris begriffenen Flücht»
ling aus Elba gerichtet. Zur Erinne»
rung an die gewaltigen Ereignisse der
Jahre 1813 und 18 l4 stiftete Kaiser
Franz ein Militär« und Civil-Ehren«
zeichen, das erstere aus dem Erz des
eroberten Geschützes, daS letztere in zwei
Classen, in Kreuzen aus Gold und in
Kreuzen aus Silber. Zur Erlangung
dieser Auszeichnungen waren der active
Militärdienst ohne Unterschied der Grade
im Verlaufe der Feldzüge der beiden
letztgenannten Jahre oder eine directe
ausgezeichnete Verwendung im Civil«
dienste in unmittelbarer Beziehung auf
die Ereignisse der Restaurationsepoche
als nothwendige Bedingung festgesetzt.
Von den zwei einzigen Großkreuzen der
Verdienstzeichen erhielt das eine der
Fürst Metternich. König Ferdi«
nand von Neapel aber, nachdem er den
Thron wieder bestiegen, wollte den An«
theil, den Fürst Mette rnick an diesem
politischen Ereignisse hatte, in seiner
Weise anerkennen. Er verlieh dem Für-
sten die herzogliche Würde des König«
reiches beider Sicilien unter Benennung
eines Herzogs von Por te l la , als
desjenigen Grenzpunctes im neapoli»
ramschen Gebiete, den das kaiserliche
Heer auf seinem Siegeszuge gegen
Neapel zuerst betreten hatte. Am 9. Juni
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon