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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Metastasio-Molitor, Band 18
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Metternich Wetternich den Anlässen, die ihn emporbrachten, nur das Werkzeug Anderer, eines Tal leyrand und eines Fouchs. Auch Vorkämpfer des Liberalismus sprachen ihn vom Vorwürfe der Intrigue frei. „Oesterreich", sagte Heine um 1830, „ist beständig ein offener und loyaler Feind gewesen, der niemals, auch nur augenblicklich, den Krieg abgeläugnet oder unterbrochen hat. den er gegen den Liberalismus führt; Metternich hat nie» mals der Göttin der Freiheit den Hof ge- macht, hat niemals in der Angst seines Herzens den Demagogen gespielt." Gegen den Vorwurf des Despotismus nahmen ihn insbesondere seine Anhanger in Schutz. Seine Politik, sagten sie, ist „offen und gerecht"; die Stützen seiner Staatskunst sind die „väterlich ' monarchischen Grundsätze"; nicht „Zwang und gewaltsames Durchgrei» fen", nicht jenes „despotische Glücklichmachen' wollen und jene Centralifirungswuth", wie sie in Frankreich zur Zeit der „Republik und noch mehr des Kaiserthums" geübt worden, sondern „milde Nachsicht, Achtung der Sitten und Gewohnheiten jedes Volkes", der „nationalen Besonderheiten", im Gegen» 'satze zu dem russischen Princip der „Umfor» mirung". Die ganze Persönlichkeit Metier» nich's, sein Benehmen, die Art seiner Unter- haltung war himmelweit davon entfernt, den Eindruck eines Weltbehcrrschers oder eines Tyrannen zu machen. Wer sich mit solchem Vorurtheile ihm nahte, sah es alsbald an seinem freundlich entgegenkommenden Wesen, an seiner leutseligen Unbefangenheit zerfließen, die selbst weit unter ihm Stehen» den gegenüber nicht selten in Wort und Geberde bis zu einer gewissen Vertraulichkeit sich stimmte. Bis an die Schwelle des Greisenalters war er in Wuchs und Gestalt, in Blick und Bewegung eine regelrechte und anmuthige Erscheinung, von mittlerer Statur durchgängig Maß und Ziel. Die hohe ge» wölbte Stirne, die hellen blauen Augen voll Milde, die nur mäßig gebogene Nase, die schönfälbigen, ebenso reichen als weichen und sorgfältig geordneten Haare bildeten — wie Hormayr sich ausdrückt — ein „zauber- volles Ganzes". „Nur — setzte er hinzu — um den höchst einladenden Mund spielte ein halblächelnder, etwas sybaritischer, zugleich listiger und lüsterner Zug." Auge und Mund waren die Angeln, womit er die Gemüther derer, die sich ihm naheten, ergründete und fing. Durch die Schärfe seines Adlerblickes vermochte er in einem Momente das ganze Wesen des ihm Entgegenkommenden bis in das Innerste zu durchdringen, und durch seine gewinnende Freundlichkeit wußte er das Vertrauen, auch des Befangensten und selbst des Mißtrauenden, nicht nur zu erwecken, sondern bis zum offenen Ergüsse anzustacheln. Eine Audienz bei ihm hatte stets etwas Pikantes; in seinen Gesellschaften zeigte er sich liebenswürdig und zuvorkommend, selbst gegen Schriftsteller, vorausgesetzt, daß es Ausländer oder Ausländerinen waren; denn den einheimischen war, mit Ausnahme von Hammer und Zodlitz, als Beamten der Staatskanzlei, und vonMaj läth, als unga» rischen Parlamentsredner, sein Salon so ziemlich verschlossen. Seine diplomatischen Abrndzirkel fanden in der Regel jeden Sonn- tag nach dem Schauspiele Statt; sie waren das Stelldichein des gesammten diplomati» schcn Corps." — Varnhagen berichtet eine im Jahre 1834 mit dem Fürsten stattgehabte Unterredung, welche Varnhagen in ihrem Kerne gleich am Abend desselben Tages, an welchem sie stattgefunden, niedergeschrieben zu haben vorgibt und in welcher Metternich seine Stellung in der Politik folgendermaßen präcisirte: „Ich habe in Geschäftssachen keinen Haß und keine Vorliebe, sehe auf die Sache und demnächst auf die Brauchbarkeit der Menschen, die ich dabei zu verwenden habe; wer redlich ringreift und das Werk fördert, ist mir willkommen, sci er mir per- sönlich bis dahin auch noch so sehr entgegen gewesen oder in allgemeinen Ansichten von mir verschieden. Nie habe ich Jemanden als Person verfolgt, nur immer die Wirksam» keit, die ich Gestreiten oder unterdrücken mußte. Die Grundsätze, welche ich mir von Anfang meiner Laufbahn gewählt, haben sich mir in allen Lebens» und G» schäfts-Erfahrungrn erprobt, und ich kann sagen, daß seit 23 Jahren, die ich an der Spitze dcö Cabinets stehe, mich nie Etwas gereut hat." Nach einigen Zwischenworten fuhr der Fürst Metternich fort: „Wo Alles wankt und wechselt, ist vor Allem nöthig, daß irgend Etwas beharre, wo das Suchende sich anschließen, das Verirrte seine Zuflucht finden könne. Dieß Beharrende bin ich gewesen, hier hat alles Bedürftige seine Anlehnung gehabt, hier hat das früher Feind» lichste sich friedlich vereinigt. Es hat Zeiten gegeben, wo Nußland, andere, wo Frankreich mich hätte stürzen mögen; doch bald wandten
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Metastasio-Molitor, Band 18
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Metastasio-Molitor
Band
18
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1868
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
522
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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