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Meyer, Christian 22 98 r) Christoph 23
der Farbenentwickelung am nächsten kom
inenden Ton gestattet, welche eine reiche
Abstufung von Tönen zuläßt, und
die Entfaltung großer Licht« und Schat>
tenmaffen begünstigt. Ein Kunstkritiker,
der Mayer's Werke mit tiefem Ver<
ständniß würdigt, kann es nicht unter»
lassen, auszurufen: „Welchen Anwerth,
welche Schätzung würde ein solches
Talent in Paris finden, ja nur in
München, Berlin oder Dresden! Es ist
wahrlich ein wenig beneidenswerthes
Los, ein österreichischer Künstler zu sein.
Was uns aus.Mayer's Werken den
Eindruck der echten Künstlernatur zu>
nächst entgegenbringt, ist, wie ein anderer
Kunstkritiker bemerkt, die Erscheinung,
daß er seinen Vorwurf nie nach indivi«
duellen Zwecken ummodelt, sondern sich
rückhaltlos dem Gegenstande hingibt
und in demselben aufgeht. Mit derselben
Liebe vertieft er sich in das Kleinleben
einer Spitzenklöpplerin von Slinge»
landt, wie in eine in großem Style
componirte Kreuzabnahme von Paul
Veronese, und beide Gegenstände
bringt er mit der gleichen Meisterschaft
der Technik zur Darstellung. Welcher
Gegensatz besteht nicht zwischen der klein«
bürgerlichen Kunst eines Danh auser
und End er und der grandiosen Kraft-
entfaltung eines Rubens! Nnd nun
betrachte man einmal die Stiche, welche
Mayer nach Danhauser's „Mutter-
liebe", nach Tnder'S „Madchenvertrau-
lichkeit" und nach einem in der Lamberg»
schen Gallerie hängenden Gemälde von
Rubens, „Die Schönheit von der Zeit
entführt" , ausgeführt hat. und man
wird finden, daß er hier wie dort der
jedesmaligen Art und Weise des vor«
liegenden Originals gerecht zu werden
versteht, daß er vom Eigenen nur hinzu-
thut, was der Unterschied feiner und der Kunst der Anderen nothwendig erfordert.
„Die Christenverfolgung" und „Bischof
Kollonitsch im Türkenlager (jedes 40 Zoll
hoch und 30 Zoll breit) sind bisher
Mayer's Hauptwerke. Von seinen Kin<
dern hat sich ein Sohn, Anton, der
Malerkunst gewidmet ^s. S. 82. Nr. 9^>,
und seine bisherigen Leistungen berechtigen
zu den schönsten Hoffnungen.
Faust. Polygraphisches Journal (Wien. gr.4°.)
1855. Nr. 12. S 103. — Presse (Wiener
politisches Blatt) 1860. Nr. 56. im Feuille«
ton: „Der Kupferstecher Christian Mayer". —
Oesterrcichischc Z eitunn (Wiener polit.
Blatt) 1353. Nr. 474, im Feuilleton: „Ein
Wiener Künstler". — Neue freie Presse
(Wiener polit. Blatt) 1866. Nr. 397. 686. 734.
— Fremden« B la t t von Gustav Heine
(Wien, 4l>.) 1864. Nr. 124; i867. Nr. 51. —
Frankl (L. A.). Sonntagsblätter (Wien,
8°.) 11. Jahrg. (1843). S. 1179; I I I . Jahrg.
(1844). S. 573. — Kataloge der Monats-
Ausstellungen deö österreichischen Kunstvereins
(Wien. 80.) 1853. November Nr. 53, 54, 56.
57; 1854, Juni Nr. 56—60; 1855, November
Nr. «1. 68; 1857. December Nr. 88; 1858,
April Nr. 70, 71. 76; 186ft, April Nr. I,
Mai Nr. I ; I8V5, November Nr. 46.
23. Mayer, Christoph (Maler, gebürtig
aus Schwaz. lebte um die Mitte des 18. Jahr-
Hunderts in Tirol). Ein Sokn des Schwazer
Malers Rupprechi M. Der Vater hatte sich
in seiner Kunst in Italien gebildet und wird
von Einigen als guter, von Anderen als mittel«
maßiger Künstler bezeichnet. Er verfertigte meist
Copien und vertauschte zuletzt die Malerei mit
der Faßbinderei. Auf dem Gottesacker zu Inns«
brück an der Hermannischen Grabstätte ist die
sterbende, von vielen Heiligen umgebene Maria
sein Werk. Sein Schüler war der geschickte
Maler und Kupferstecher Franz Anton Lettens»
torf I M . XIV, S. 336). Rupvrecht starb
zu Innsbruck um das Jahr 1740. — Sein
ohn Christoph widmete stch gleichfalls der
Kunst und erhielt die Unterweisung darin von
seinem Vater. Er malte Fa<?aden von Häusern
und Kirchen, unter anderen zu Schwaz in
Fresko. In der Franziskanerkirche zu Hall ist
im Kreuzgange das Leben des heiligen Franz
von Assist von seiner Hand. Nagler bezeich«
not die Figuren seiner Bilder als „kurz und
stockig", und das „Tirolische KünstleoLexikon"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon