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^ Friedr.Gotts. 4^ ) Fnedr. Gottl. 4i
den. Bald darauf zurückberufen, wurde er
als Kanzleid irector bei der Administration
des Klosters verwendet. I n dieser An-
stellung wirkte er durch mehrere Jahre,
bis er im Mai 4848 die Stiftspfarre
Wäfendorf erhielt. Auf diesem Posten
widmete er die Muße, die, ihm sein Beruf
ließ, glücklichen Versuchen zur Hebung
der Bodencultur. Als im Jahre 1834
der Propst Arneth aus dem Leben
schied, wählten ihn die Chorherren ein-
stimmig zum Prälaten. Die Wahl hatte
am 13. September 1834 stattgefunden.
Nun eröffnete sich ihm ein großartiger
Wirkungskreis. Er bereicherte die Biblio-
thek und Gemäldegalerie des Stiftes,
regte die Neugestaltung des Mineralien«
Cabinetes und der ornithologischen
Sammlungen an. und machte die Ergän-
zungen der Sammlungen d^s Entom»
logen und Pomologen Joseph Schmid»
bergcr möglich. Er wirkie für die
innere Ausschmückung des schöncn Baues
des Stiftes mld der Kirche. Unler seinen
Augen entstanden die freundliche Präla»
tur, das reiche Glashaus, die Garten-
anlagen mit der wunderbaren Fernficht
auf die
steirisch^salzburgische
Gebirgskette.
Den inneren Hofraum des Stiftes ver
wandelte er in einen Blumenanger, und
dachte bereits daran, den äußeren Hof
in würdigen Einklang mit der Stifts-
schade zu bringen, aber sein unerwarle-
ter Tod vereitelte die Ausfühlung dieses
Gedankens. „Das Alles ist", bemelkl
einer seiner Nekrologisten. „nichts Großes
und Gewaltiges, die Fangarme solcher
Thatkraft reichen nicht ins Weite. Aber
es webt und geht und schließt in sich ab
bis zur Vollendung. Mißt denn das
wahrhaft Große nach zeitlichen und
räumlichen Dimensionen? Ist der Werth
des Gethanen nicht ein innerlicher?" Sl
war Friedrich der Abt von St. Flo. j rian unter den Besten der Zeit. Ein
Mann, wie er, muß von seinem Lande
gefeiert, um deffen Hingang muß ge»
trauert werden. Im Jahre 4836 wählte
die oberösterreichische Landwirthschafts.
Gesellschaft den Prälaten zu ihrem Vor«
sitzenden. Auch'auf diesem Posten war
er wieder der rechte Mann. Als Abt
eines reichen Stiftes war er der Repra»
sentant eines großen Grundbesitzes, als
solchem standen ihm die Interessen der
Bodencultur nahe und war er, wie
kaum Private, in der Lage, mit dem
Experimente auf seinem Territorium
voranzugehen. So hatte denn der
Prälat F r iedr i ch keinen geringen
Theil daran, daß Oberösterreich auf den
landwirtschaftlichen Ausstellungen in
Linz und Wien trefflich vertreten war.
Indem er sein Augenmerk auf die Bit-
düng tüchtiger Landwirthe hatte, entsen»
dete er jährlich Zöglinge in die Ackerbau«
schule nach Großau. Ferner betrieb er
die Anstellung eines eigenen Wiesenbau»
und Drainage-Ingenieurs, die Errich«
tung einer Ackerbau schule in dem nächst
Florian gelegenen Schlosse Hohenbrunn.
Bevor er aus diesem Leben schied, war
ihm noch eine schwere Sendung zuge«
dacht, die aber eben Beweis war deS
großen Vertrauens, das die österreichische
Ordensgeistlichkeit auf ihn setzte. Gegen
Ende des Jahres 18K8 wurde nämlich
er mit dem Abte des BcnedictinerstifteS
Seitenstelten in Niederösterreich von der
österreichischen Klostergeistlichkeit abge«
ordnet, nach Rom zu gehen und dort
dem Papste Bericht zu erstatten über eine
zwischen dem Prälatenstande und dem
Episcopate bestehende Differenz. Die
Veranlassung, als eine für die inneren
Verhältnisse des österreichischen Clerus
so wichtige und eben für die Bewegun«
gen innerhalb der katholischen Kirche so
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon