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Meyer, Johann 89 128 Meyer, Johann 39
überlassen, da sein Vater, ein Wundarzt,
frühzeitig gestorben war. Die Lehrer,
unter denen er sich gebildet, waren unter
Anderen Thaddäus von Bayer ^Bd.I,
S.196^Klinkosch sBd.XII,S.10^.
Krämer und Marherr l^Bd. XVI,
S. 44^. Nack vollendeten Studien trat
er sofort in die Praxis, in welcher es
ihm. da er seine Studien fortsetzte und in
der Behandlung der Kranken mit aller
Umsicht vorging, in kurzer Zeit gelang,
den Ruf eines geschickten Arztes sich zu
verschaffen. In seinen Mußestunden be-
schäftigte er sich mit Herstellung anato-
mischer Präparate und mit der Ordnung
seiner Fossilien« und PstanzeN'Sammlun»
gen, die er ununterbrochen vermehrte.
Sein Ruf als Arzt überschritt bald die
Grenzen seines Vaterlandes, König S t a-
nislaus August von Polen berief ihn,
um sich seiner Kunst zu bedienen, an
seinen Hof und ernannte ihn, da er seine
Geschicklichkeit erprobt hatte, zum Hof»
rathe. Diese Ernennung wäre seinem
Biographen in den „Abhandlungen der
kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaf,
ten" zufolge bereits im Jahre 1777
erfolgt, da M. erst 23 Jahre alt war.
Das möchte denn doch ein Irrthum und
wahrscheinlich ein Druckfehler sein. Statt
des mittleren Siebeners dürfte ein Neu»
ner- richtig stehen und diese Ernennung
zum Hofrathe im Jahre 1797 — in
welchem M. 43 Jahre zählte — erfolgt
sein, wie ihm denn auch im nämlichen
Jahre der Titel eines kais. Rathes zu
Theil wurde. Als Arzt war er nicht
bloß der Liebling der Reichen und Vor«
nehmen, sondern noch vielmehr die Vor»
sehung und Hilfe der Armen, denen er
Nahrung. Arznei, Pflege unentgeltlich
angedeihen ließ. Die Wissenschaft, ins«
besondere jene der Natur, war ihm Trost
und Erholung, obgleich auch sie nicht stark genug war. ihn einer Melancholie
zu entreißen, die sein Wesen zu Zeiten
verschleierte und die sich in dem Schlüsse
eines Aufsatzes kundgibt, in welchem er
Mittheilungen über sein Leben macht
und den er mit den bitteren Worten von
I^H Hlotlis Is Va^sr endete: „81 äu
konä äs nöant ^'avois prsvü. inon 6tl6,
st äisu, m'avait laigZä 1s raaitro äo
iu.011 sort, '^6 n'aui'Äi ^amaiZ voulu,
naitrft". Mit Fachmännern und Gelehr-
ten des Auslandes unterhielt M. einen
lebhaften Briefwechsel, wodurch er zur
Kenntniß der wichtigsten Entdeckungen
in der Naturwiffenschaft gelangte, und
zu immer neuen Forschungen und Beob«
achtungen angespornt wurde. Sein An>
theil an den geistigen Bestrebungen in
seinem Vaterlande Böhmen war unge«
mein groß, denn sein Nekrolog sagt es
ausdrücklich, daß die königlich böhmische
Gesellschaft der Wissenschaften großen,
theils ihm ihre Gründung und erste
Einrichtung verdanke, indem die frühere
von Born begründete Privatgesellschaft
ihre Arbeiten mit dem 6. Bande der
Abhandlungen geschlossen hatte und we>
gen Born's Abgang von Prag ihrer
gänzlichen Auflösung nahe war. Nicht
minderen Antheil hatte er an der Ent»
stehung und Förderung der Gesellschaft
patriotischer Kunstfreunde in Prag. In
dieser Hinsicht heißt es auch in seinem
Nekrologe: „Echter Patriotismus, ge«
paart mit dem reinsten, edelsten Sinne
für alles Gute und Nützliche, ließen ihn
lange noch vor der wirklichen Entstehung
der Gesellschaft vorhersehen, von welch
praktischen Vortheilen ein Inftitu't dieser
Art werden könnte. Oft besprach er sich
darüber mit ihrem Präsidenten und kann
daher auch gemeinschaftlich mit ihm als
einer der ersten Stifter des ganzen Unter»
nehmens mit Recht angesehen werden,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon