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^ Leop. von 94 188 Meyer, Leop. von 94
soll. gab er im Jahre 1833 sein erstes
öffentliches Concert. Nun begab er sich
nach Iaffy und von da nach Odessa, wo
er, von dem Fürsten Nikolaus Galiczin
angeregt, ein Concert für die Armen
gab, in welchem die Fürstin Woron-
zow, Gemalin des General-Gouver-
neurs in Südrußland, mitwirkte. Unter
solchen Verhältnissen war der Erfolg
von vornherein gesichert und ein zweites
Concert, das M. für sich gab, fand bei
übervollem Haust Statt. I n Odessa
lernte M. den Grafen Wit te, kaiserlich
russischen Cavallerie-General, kennen,
welcher ihm für sein Auftreten in der
russischen Capitale sehr förderlich wurde.
In St. Petersburg, wohin sich M. sofort
begab, wurde ihm auch die Auszeichnung
zu Theil, vor Kaiser Nikolaus und
seiner Gemalin zu spielen, und der Xylo-
graph, der die englische Biographie unse-
res Künstlers mit einigen Werken seines
Stichels ausgestattet, hat diesen Moment
in einem etwas komischen Bilde gefesselt.
In St. Petersburg waren die Erfolge
M.'s so geartet, daß er nach einer nicht
minder lohnenden Reise nach Moskau
vor der Hand in Rußland zu bleiben
beschloß, und während der Jahre 1833
bis 1843 die größeren und kleineren
Städte des nordischen Kaiserreichs be»
suchte und überall eine reiche goldene
Ernte hielt. Im Jahre 1843 reiste M.
mit dem Fürsten Bibesko, der sein Gön«
ner geworden, nach Constantinopel, wo
M. im Hause des englischen Gesandten.
Sir Stratford Canning, drei Monate
lang gastliche Aufnahme fand und in
dieser Zeit auch vor dem Sultan Abdul
Medj id spielte. M. selbst gibt von die-
ser Production vor dem Sultan eine nur
durch die Ehrenhaftigkeit des Briefschrei-
bers verbürgte Schilderung in einem
Schreiben, welches in einem Auszuge im „Wiener Courier" 1836, Nr. 160, mit«
getheilt wird. Erst von Conftantinopel
aus machte M. eine Rundreise in die
vorzüglicheren Städte seines Vaterlandes,
und ließ sich in Preßburg, Ofen, Lemberg,
Krakau, Czernowih u. s. w. in öffent»
lichen Concerten hören, auch besuchte er
nach dieser Rundreise seine Vaterstadt
Wien, wo er mehrere stark besuchte Con-
concerte gab und bei dieser Gelegenheit
das Diplom eines Kammer-Pianisten er-
hielt. Von Oesterreich aus setzte er seine
Kunstreise nach Deutschland, Belgien,
Frankreich und England fort, überall
glänzende Erfolge feiernd, und nun ver»
ließ er den Kontinent, um jenseits des
Oceans seine von nicht minderen Erfol-
gen begünstigte Künstlerfahrt fortzusetzen.
Die Blatter der südlichen und westlichen
Staaten der Union feiern in überschweng-
lichen Artikeln die Anwesenheit des
Künstlers, der mit seinen Leistungen sogar
den in Knnstsachen schwererregbaren
Uankee außer Rand und Band bringt.
So setzte M. seine Künstlerfahrten bis in
die neuere Zeit fort, und erst im verflösse»
nen Jahre (1866) meldete man auS
Paris: „es gehört zum feinen Tone, M.
in den Salons zu hören. Welches Fest
immer der höchste Adel von Paris veran-
stalten mag, wird Monsieur de Mayer,
von dem die Pariser Feuilletoniften all»
wöchentlich etwas Neues und Interessantes
zu erzählen wissen, um seine Mitwirkung
gebeten". Meyer ist auch Componist
und spielt in den Concerten, welche er
gibt, in der Regel nur eigene Kompo-
sitionen. Die Zahl derselben ist bereits
auf das OM8-Nutnmer 168 gestiegen,
mit dieser ist eine elegante Phantasie
über Motive aus den beliebtesten Opern
(Macbeth von Verdi), welche unter dem
Gefammttitel: „Gheatralische Nlnnienle5e"
beiHaSlinger in Wien erscheint und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Band 18
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Metastasio-Molitor
- Band
- 18
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 522
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon