Seite - 137 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Band 20
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Nehr Nehr
nichts, was Menschenhände gemacht hät-
ten. Weder ein Fuß« noch weniger ein
Fahrweg führte zu diesen Quellen. Man
mußte der vielen Sümpfe wegen Steine
legen und werfen, um darüber -hüpfend
zu den Quellen zu gelangen. I n diese
menschenlose Einöde wanderten an Sonn«
und Feiertagen bald einzelne, bald in
Truppen versammelte Menschen, um
gegen gewisse Krankheitszustande —
einige oft mit Ungebühr 13—20 Seideln
— auS dem spater sogenannten Kreuz-
brunnen zu trinken. Zahlreiche Inschrif.
ten an der Hütte und an der später ge.
machten Einschränkung der Quelle ver«
kündeten sammt Jahreszahlen den Dank
für manche Genesung. Im Sommer
1780 bezog der Stiftsabt Christoph
mit einigen Geistlichen in Begleitung des
Di-. Nehr das Schlößchen Hammerhof,
drei Stunden uom Stifte Tepl und eine
halbe Stunde von den Quellen entfernt,
um gegen seine Anschoppungen, Appetit»
und Schlaflosigkeit die von N. empfoh-
lene Cur zu gebrauchen, die von gutem
Erfolge begleitet war. Im Jahre 178!
wurde ein 40jähriger öettengraber ver<
schüttet, am Kreuze gequetscht und da-
durch an den unteren Gliedmafsen ge-
lahmt. Durch den 28tägigen Gebrauch
des erwärmten MarienbruunenS in der
Hütte wurde er geheilt und konnte, von
dem menschenfreundlichen Abte unter»
stützt, gesund in seine Heimat zurück-
kehren. Der Abt entschloß sich. über
Nehr's eindringliche Vorstellungen und
durch die beobachteten Erfolge an sich
und Anderen ermuthigt, ein geräumiges,
mit Badezimmern versehenes Gasthaus
nahe am Marienbrunnen zur Unterkunft
für Preßhafte zu erbauen; aber es blieb
lang unvollendet. Nur zwei Stiftsunter«
thanen wurde gestattet, Häuschen nächst
dem Kreuzbrunnen zu erbauen, wo Hilfe» suchende in dieser noch immer bestehenden
Wildniß Unterstand fanden. Der Abt
Christoph starb am 3. Februar 4789
und nach damaligen, von Kaiser Io>
seph I I . ergangenen Gesetzen fand keine
neue Abtwahl Statt. ?. AmbrosiuS
Schmitt, Chorherr des Prämonstraten-
ferstifts Strahow zu Prag, wurde als
Commendatursabt hierher befördert.
Schmitt ließ die hölzerne Hütte nieder»
reißen und dafür ein hölzernes Haus
nächst dem Kreuzbrunnen erbauen und
gestattete Neh r und den Ansiedlern, die
Quellen zu reinigen, zu fassen und eine
Trinkhalle zu errichten. Der am 19. Jan»
ner 1791 erwählte Abt ?. Raimund
Hübel ließ auf das Glaubersalzsud«
Häuschen einen Stock von Holz und
daneben ein niederes Badhäuschen zur
Unterkunft von Kranken errichten. Er
starb schon am 31. Juli 1801. Sem
Nachfolger, Msoi. Dr. Chrysostomus
Pfrogner, ein besonderer Freund des
I)i. Nehr, erlaubte diesem im Jahre
1804, ein Haus zur Aufnahme von Cur»
gasten zu erbauen, welches erst im Jahre
1807 mit 14 theils kleineren, theils
größeren Zimmern und 2 Küchen herge»
stellt wurde. Nun kamen nach und nach
Gaste vom In- und selbst Auslande,
tranken aus den Quellen und badeten in
den 4 kleinen Badestübchen, nicht ohne
Aeußerungen von Unzufriedenheit über
diese noch mangelhaften Einrichtungen.
Der Abt ließ im Jahre 1807 und 1808
ein Badehaus. ebenerdig mit acht Vade<
zimmern und mit fünf Wohnzimmern im
ersten Stock, errichten und gestattete, daß
die Gegend, wo der Marien-, Ambrosius«
und Kreuzbrunnen, welche Namen ihnen
Prof. Zauschner schon im Jahre 1766
beigelegt, entsprangen, nun Marienbad
genannt wurde, welcher Name ohne
feierliche Proklamation gewissermaßen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon