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dieser Vermuthung erkennen. WaS immer
daran Wahres sein mag, so ist eS doch
gewiß, daß N. durch kein was immer
für Namen habendes Geschäft seiner Kunst
entzogen oder abwendig gemacht wurde
und daß er durch eine weise Benützung
jeder freien Minute die Zahl semer Werke
auf eine fast unbegreifliche Hohe steigerte.
Nach seinem seit dem 23. Lebensjahre
geführten thematischen Verzeichnisse ist er
Verfasser von nicht weniger als 324 Vo
cal'Compofitionen, worunter 67 Psal<
men in verschiedenen Sprachen, und von
219 mitunter großartigen Instrumental-
werken, viele abgerechnet, die er auf
seinen Reisen einzutragen vergaß. Nach
feinem Tode ward die Zahl seiner Com»
Positionen hie und da mit 2000 Num-
mern angesetzt. Seine Vorbilder dazu
waren besonders Palestr ina und alle
jene großen Meister, die bis zu Ende des
47. Jahrhunderts geschrieben haben, vor
allem aber Händel , dessen unerreichbare
populäre Größe er in England erst ganz
kennen gelernt. Die bekanntesten und auch
bedeutendsten von Neukomm's zahl-
reichen Werken sind: ein gehaltvolles
Requiem, ein „>3taöaö I/als?-^ die Ora«
torien: „Na5 Gesetz des alten Nnnües". in
England bekannt unter dem Titel:
„^lount ZinÄi"; „Tand" und die Trilo-
gie: „Grablegung Christi" , „Himmelfahrt"
und „ZluterZtehnng Christi", die Ccmtate:
„Mngsten" , „Ner dbstermnrgen" , von
Tiedge, mehrere 4« und 8stimmige
Psalmen a 0Z.peI.1a., Phantasien für
Orchester, eine große doppclchorige Messe,
ein Quartett für Clarinette und Oboe
u. s.w., die Musik zu Schiller's „Braut
von Messina", die Cantate „Airan", die
große Oper „Aleianüer am Indus", Ge«
sänge und 3ieder zu Tiedge's „Aenn.
chen und Robert", 2 Hefte (Halle 4822,
Qu. Fol.), worin erhabene Einfachheit, kühner Ideenschwung und tiefes Gefühl
mit Klarheit und Melodienreichthum ge«
paart find, und ein den Worten genau
angepaßter, reiner, edler und rührender
Gesang herrscht, was auch mehr oder
weniger in den übrigen Werken Neu»
ko m m's der Fall ist. Wenn aber diese
auch ebenso anmuthig und mannigfaltig
als originell und gründlich behandelt
find, so scheint er doch für die ernste
kirchliche Musik die meiste Neigung und
und den entschiedensten Beruf gehabt zu
haben. Mit größter Ausdauer hat Neu-
komm die Musik und die Poesie aller
für die Kunst bedeutenden Nationen
studirt. Viele Kunstvereine und Kunst-
institute haben ihn zum Mitgliede ge«
wählt, u. a. die königliche Akademie der
Musik zu Stockholm und die Berliner
Akademie. Sein bis in das hohe
Alter sorgfältig geführtes Tagebuch,
welches auch die thematischen Anfänge
fast aller seiner Compositionen nebst An«
gäbe von Ort und Zeit der Entstehung
enthält, ist überdieß reich an interessanten
Notizen und Mittheilungen über seine
vielen Reisen in verschiedenen Ländern
und Zonen. Wohin dasselbe nach seinem
Tode gekommen, ist dem Herausgeber
dieses Lexikons nicht bekannt. Bei der
großen Ordnung und Püncrlichkeit, die
n allem, was Neukomm that, herrschte,
wird er wohl selbst darüber uerfügt
haben.
Schebest (Agnese). Aus dem 3eben einer Künst»
lerin (Stuttgart 1837), enthält ausführliche
biographische Mittheilungen über ihren ver«
trauten und aufopfernden Freund, wie sie
Neutomm nennt. — Il lustr irte Zei»
tung (Leipzig. I. I.Weber, Fol.) Nr. 78t.
19. Juni 1858, S. 394. — Salzburger
Landeszeitung 1858, Nr. 81. S. 323.-
„Nekrolog". — Neue Salzburger Zei«
tung ls38, Abendblatt Nr. sl.- „Nekrolog";
— dieselbe, 1858, Nr. 95 u. 96. im Feuilleton:
„Sigmuno Ritter von Neukomm, sein künst»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Band 20
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Nabielak-Odelga
- Band
- 20
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1869
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 514
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon