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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - O'Donnel-Perényi, Band 21
Seite - 35 -
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Seite - 35 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - O'Donnel-Perényi, Band 21

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Oettl Oettl im Jänner 1836 erfolgtes Ableben, ob. gleich nur Minifterialrath, den Dienst eines StaatSsecretärs im Präsidialbureau des Ministers. Ueber seine Wirksamkeit als Staatsbeamter berichtet ein freisinni< ger Zeitgenosse Oett l 's, der Statt« Halter Dr. Alois Fischer, in seinem Werke: „Aus meinem Amtsleben". Dort heißt es von Oet t l : „er war ein B u r e a u k r a t in der edlen Bedeutung des Wortes. Er haßte alles Mechanische am Amte, insoweit es nicht der Ordnung wegen beibehalten werden mußte. Seine Gesetzeskenntniß überraschte die unterrichtetsten Beamten; hiemit vereinigte er eine reiche Erfahrung, denn er diente wie beinahe Alle seines Standes, vom untersten Dienstesgrade an in verschiedenen Kreisen und politi» schen Aemtern, viele Jahre in unter» geordneten Stellungen und sein großes treues Gedächtniß bewahrte Alles, was ihm vorgekommen. Der Umfang seines Wiffens schwang sich weit über seine Amtssphüren hinaus. Auch hatte er durch rastloses Studium eine gründliche staatsmännische Bildung erworben. Ob« wohl nicht angstlich, wo es sich darum handelte, eine größere Freiheit zu ge- währen, gestattete er doch gewagten Experimenten im öffentlichen Zeben keinen Eingang. Er haßte die Vielregiererei und liebte das Selfgouvernement; hielt aber an dem, was der Regierung ist, mit unerbittlicher Strenge fest. I n der Be- kämpfung fremder Ansichten trieb er die Sache gern bis an die Spitze, und bei seiner Rücksichtslosigkeit, die oft in Härte ausartete, schnitt er tief ein; er glich einem scharf geschliffenen Messer, an welchem man sich leicht verwunden kann; unter seinen Mitbeamten gab es deßwegen nur wenige, die ihn liebten; selbst seinen erprobten Freunden gegen» über brauchte er lange, um warm zu werden, um sie zu erwärmen Er war gerecht, selbst in den geringfügigsten Vorkommnissen, seine Ausdauer im Dienste hatte keine Grenzen; schon halb sterbend, brachte er täglich außer den gewöhnlichen Amtsstunden, seine Zeit von fünf Uhr Abends bis eilf Uhr Nachts im Bureau zu; zweimal mußte er von seinen Dienern, die ihn ohnmächtig an seinem Schreibtische fanden, um Mitter« nacht nach Hause gebracht werden und am Morgen darauf saß er schon wieder im Bureau." Als Beweis seiner Seelenstärke und des ungewöhnlichen Muthes, den er besaß, diene die Thatsache: als er sich im Herbste 1836 um eilf Uhr Früh einer chirurgischen Operation auf Leben und Tod unterziehen sollte, kam er um neun Uhr noch in's Bureau, brachte die Acten in Ordnung und informirte einen seiner Collegen über einige unbedeutende Parteisachen so angelegentlich, daß dieser nicht begreifen konnte, wie sich ein Mensch, der vielleicht in einer halben Stunde vor dem ewigen Richter stehe, mit solchen Kleinigkeiten, abgeben möge. So unbeugsam war sein moralischer Muth und so groß seine Gewissenhaftig- keit. Weit entfernt, ein Egoist zu sein, ja bis zur Selbstlosigkeit uneigennützig, neid- los, unbefangen, fremde Fähigkeiten und Kenntnisse nicht laut preisend, aber richtig würdigend und anerkennend, unermüdet in Arbeitund Thätigkeit. Oesterreicher vom Wirbel bis zur Zehe. war Oett l das Ideal eineS „Präfidiallsten", worunter jene Auserwählten verstanden werden, die in dem dem jeweiligen Chef eines Amtes unmittelbar unterstehenden Bureau arbeiten. Im Paragraph 6 seines letzten Willens hat Oett l auch eine huma- nistische Stiftung gemacht. „Ein Theil der noch lebenden Bürgerschaft Inns«
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich O'Donnel-Perényi, Band 21
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
O'Donnel-Perényi
Band
21
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1870
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
542
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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