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Oppenheim Oppenheim
Oppenheim (auch Oppenheimer).
David (israelitischer Gelehrter, geb.
im Jahre 1664, gest. zu Prag 23. Sep.
tember 1736). Ein Neffe des berühmten
Wiener Hoffactors Samuel Oppen«
heim, den Prinz Eugen mit seinem
Vertrauen beehrte und ihn nichts Gerin«
geres als „Retter in der Kriegsnoth"
nannte, dessen Hans aber (am Bauern«
markte, beute Nr. 1) der Wiener Pöbel,
von einem Haufen Schusterjungen ange«
führt und von den Nauchfangkehrern
wirksam unterstützt. in einer Weise
stürmte und plünderte, daß die wildeste
Kriegshorde schlimmer nicht hätte wirth»
schaften können. Erst die Militärwache
von der kcn's. Burg mackte dem Krawall
ein Ende. über die Rädelsführer wurde
noch in derselben Nacht Standrecbi ge<
halten und wurden zwei Rauchfangkeh-
rergcsellen nebst einem Schwertfeger an
den Fenstern des verwüsteten Hauses
aufgehenkt. Samuel Oppenheim
spielte in der Eugen's^en Periode eine
hervorragende Rolle in Wien und wäre
eine actenmäßige Darstellung des Lebens
dieses berühmten Inden. des Stifters
des Wiener jüdischen Spitals, in vieler
Hinsicht dankenswerth und gewiß ein
wichtiger Beitrag zur Finanzgeschichte
Oesterreichs in den ersten Iahrzehenden
des 18. Jahrhunderts. — Sein Neffe
Dav id hatte seine erste Erziehung zu
Nikolsbnrg in Mähren erhalten, wo er
auch den Grund zu seiner rabbinifchen
Gelehrsamkeit legte. Im Jahre 1686
wurde er Rabbiner zu B?e2 in Lithauen,
im Sevtember 4690 zu Nikolsburg in
Mähren' im Jahre 1702 in Prag zum
Oberrabbiner und Schulrector gewählt,
wurde er von Kaiser Leopold I. im
Jahre 1703 in seinem Amte bestätig:.
Im Jahre 17!3 wurde O. Landesrabbi«
ner über eine Hälfte Böhmens. im Jahre l718 über ganz Böhmen und in
diesen Aemtern von Kaiser Joseph I.
und Kaiser Kar l VI. bestätigt. O. war
ein bedeutender Talmudist, jedoch ist der
größte Theil seiner talmudischen Arbeiten
Handschrift geblieben. Sämmtlich zählt
sie mit bibliographischer Genauigkeit auf
Oe. Julius Fürst in seiner „VidliotiiSoa.
Mäkica. Bibliographisches Handbuch,
umfassend die Druckwerke der jüdischen
Literatur, einschließlich der über Juden
und Iudenthum veröffentlichten Sckrif.
ten" (Leipzig 1863. Wilh. Engelmann,
gr. 8«.) Bd. I I I , S. 30. Oppenheim
war ein außerordentlicher Bibliophile,
seine Bibliothek enthielt die kostbarsten
Bücher und Manuscripte der hebräischen
Literatur, welche duock eigene Agenten
in allen Welttheilen aufgekauft'wurden.
Sie enthielt 7000 Bände und etwa
1000 Handschriften und kam nach man«
cherlei Schicksalen in den Dreißiger»
Jahren zum Bcdauern aller deutschen
Orientalisten durch Kauf in den Besitz
der Oxforder Universität. Diese Biblio«
thek bildet selbst schon den Gegenstand
einer kleinen Literatur, denn außer einem
Anonymus haben Isr. Br esselau, Eis.
Metz und Iac. Goldenthal besondere
Kataloge derselben herausgegeben, und
mehrere Sprachforscher, wie 3. Zunz,
Ant. Theod. Hart mann u. A. über
sie geschrieben ^vergleiche das Nähere in
der obgenannten „DibliotkeoI, Mäa,1o2,"
von Dr. Julius Fürst, S. 30, Anrner.
kung, und S. 31^. Oppenheim muß
großartige Reichthümer besessen haben,
wie dieß nicht nur aus der Anschaffung
seiner Bücher und Handschriften, sondern
überdieß ans einer Stelle seiner Grab.
schrift zu schließen, welche berichtet: „daß -
die Verzehntung seines Vermögens, die
er nach Vorschrift an die Armen und an
die Gemeinde entrichtete, mehr als fünf-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Band 21
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- O'Donnel-Perényi
- Band
- 21
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 542
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon