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Lebensunterhalt bestritl. Zugleich Htzte
er seine eigenen Studien fort, beendete
bei den Jesuiten die philosophischen
Jahrgänge und begann nun die Theo»
logie, nebenbei mit besonderem Eifer sich
auf das Griechische und die Kirchenge'
schichte verlegend. Jedoch das theolo-
gische Studium sagte ihm auf die Dauer
nicht zu, schon nach einigen Monaten
vertauschte er es mit jenem der Nechte,
dem er — da es auch nicht nach seinem
Geschmacke war — nur zwei Jahre hin«
durch oblag. Die kriegerischen Ereignisse
indem sick im Jahre 1757 die Preußen
zur Belagerung Prags anschickten, ver»
trieben ihn auS seiner Heimat, und P.
begab sich nach Wien, wo er sich zwar
für das Rechtsstudium einschrieb, abe^
sich mehr in Buchhandlungen aufhielt,
wie sein Biograph schreibt, als mit dem
Studiren beschäftigte. Als nach der
Schlacht von Kollin Böhmen von den
Preußen gesäubert worden, kehrte P. in
seine Heimat zurück, und sein Vorhaben,
in Prag daS Studium der Rechte fort»
zusetzen, erlitt dadurch eine Aenderung,
daß er eine Stelle als Erzieher in der
Familie der Grafen Sternberg er«
hielt. In diesem edlen, der Kunst und
Wissenschaft huldigenden Grafenhause
siel es P. neben Erfüllung seiner Pflich-
ten als Erzieher nickt schwer, auch noch
ferner an seiner wissenschaftlichen Aus»
bildung fortzuarbeiten. Bei dem Haus-
geistlichen der gräflichen Familie, einem
gebornen Irländer, erlernte er das Eng-
lische und so die Dichter Pope, M i l -
ton und Andere im Originale kennen.
Nachdem seine Aufgabe als Erzieher im
gräflich Stern berg'schen Hause gelöst
war, stand P. nun wieder sich selbst über«
lassen, und nachdem er es schon mit der
Theologie und den Rechten versucht, ohne
an beiden Richtungen besonderes Behagen gefunden zu haben, entschloß er sich sofort
für das Studium der Medicin und
wollte, von seinen Freunden mit Geld«
mitteln unterstützt, eben nach Wien sich
begeben, als der Antrag des Grafen
Franz Anton Nostitz. in seinem Hause
eine Erzieherstelle anzunehmen, eine Aen»
derung seines Entschlusses herbeiführte
und er diese Stelle unter den Vortheil»
haftesten. seine ganze Zukunft sichern»
den Bedingungen, da ihm nach Lösung
seiner Verbindlichkeiten eine Pension ge-
sichert war, annahm. P. hatte die Er«
ziehung der vier Söhne des Grafen zu
leiten, aber immer blieb ihm noch genug
Zeit für feine Arbeiten übrig. In der
Folge gesellte sich zu seinem Erzieher-
geschäfte noch jenes eines Bibliothekars
der gräflichen Bibliothek, deren Schatze
ihm für seine Forschungen reiche Mate»
rialien lieferten. Im Jahre 1793 erhielt
er aber die Lehrkanzel der böhmischen
Sprache und Literatur an der Prager
Universität, an der er bis an sein schon
nach wenigen Jahren erfolgtes Lebens»
ende eine verdienstvolle Thätigkeit ent»
faltete. P. schrieb in deutscher, lateini«
scher und öechischer Sprache, und groß ist
die Zahl seiner selbstständigen und zer>
streut in Sammelwerken gedruckten Werke
und Abhandlungen. Erstere sind in chro«
nologischer Folge: „Abbildungen Nühumcher
Vnd M'nlir'i5chn Gelehrten unk Künstler nebst
Kurzen Nachrichten uan ihrem Veben und Wer-
ken". 4. -4. Theil (Prag 1773-1782.
8".), den ersten und zweiten Theil bearbei»
teten ursprünglich in lateinischer Sprache
Adauct Vo ig t und Ignaz Vorn,
Pelzel besorgte nun von diesen beiden
ersten die Uebersetzung, den dritten und
vierten aber mit Zusätzen zum ersten und
zweiten vollendete Pelzel selbst. Außer
den Biographien enthält der erste als
Vorrede eine Geschichte der Aufnahme,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Band 21
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- O'Donnel-Perényi
- Band
- 21
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 542
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon