Seite - 40 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22
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Perth«ler Perihaler
Lösung von „Problemen" zu jenen Auf«
gaben gehörten, denen er sich mit wahrer
Leidenschaft und einer von keinem Hin»
derniß zurückschreckenden Energie unter,
zog". Auch war er nebenbei in seinem
Fache schriftstellerisch thätig. Als Mit-
glied des juridisch'politischen Lesevereins
gehörte er zur liberalen oder, richtiger
gesagt, zu jener Partei, welche die Uner-
träglichkeit des bisherigen politischen
Druckes fühlend, in ihrer Weise thätig
war, den Weg angemessenerer, der
Würde des Großstaates entsprechenderer
Institutionen anzubahnen. Während deS
Jahres 4848 verhielt er sich selbst mehr
beobachtend, und als die Fluthen der
Bewegung alle Dämme der Ordnung
durchbrachen, stellte er sich auf die Seite
derjenigen, welche vor Allem das Auf»
hören der chaotischen
Zustände im Innern
und die Wiederherstellung von Oesterreichs
Machtstellung nach außen selbst um den
Preis eines vorübergehenden, eben-
fal ls abnormalen Zustandes herbei»
wünschten. Wahrend der Belagerung
von Wien durch Ie l laö io und Win-
disch'Grätz wohnte er in EnzerSdorf
bei Wien, in der Villa des Freiherm
von Pratobevera. nachmaligen Iu-
stizministers. in dessen Familie er schon
im Jahre 1843 eingeführt worden war.
Bezüglich der im Süden bedrohten Inte-
grität des Reiches erklärte er sich bei
Beginn des italienischen Feldzuges in
einem damals gedruckten, „Nie Ohiesa-
Anie" betitelten Aufsatze zu einer Conces-
fion bereit, die dann freilich durch die
siegreichen Schlachten Radetzky's über-
fiüssig, dem Verfechter dieser Idee aber,
nachdem die Lombardie im Sturmschritt
zurückerobert worden, von Vielen übel«
gedeutet wurde. Zu Anbeginn des Iah-
res 1849 trat P. bei dem Iustizministe-
rium in Verwendung und erhielt auch im Jänner g. I . von Minister Bach
aus Kremsiec ein Decret, welches ihn.
der als Fachschriftsteller, insbesondere aber
als Verfasser von mehreren in der „Wie.
ner Zeitung" abgedruckten publicistischen
Aufsätzen schon bekannt war, in ehren«
voller Weise mit der Vertretung der
Regierungsansickten, namentlich im Ge«
biete der Iustizreform, in der officiellen
Zeitung beauftragte. Die Idee. welche
P. bei seinen publizistischen Arbeiten vor
Allem leitete und verfocht war: die
Weckung und Kräftigung des Bewußt»
seins der Zusammengehörigkeit aller die
Monarchie bewohnenden Völker, daher
ihn auch der ebenso unzeitgemäße als
höhnische Witz den „Erfinder des öster-
reichischen Bewußtseins" nannte, wobei
es freilich traurig genug ist, zu sehen,
daß etwas, was sich doch von selbst ver«
stehen und von jedem mit politischen Zu«
ständen nur einigermaßen Vertrauten
längst begriffen werden sollte, erst erfun«
dcn werden soll. Die publicistische Thä>
tigkeit Perthaler'S bahnte ihm den
Weg in das Frankfurter Parlament, in
welches er als Ersatzmann des Obersten
Franz von Mayern ^Bd. XVII ,
S< 185. in den Quellens gewählt wurde.
Daselbst trat er nicht alS Redner, wohl
aber durch eine seinen und den damali«
gen Standpunct der deutschen Frage
völlig kennzeichnende Schrift auf. Der
Abgeordnete Welcker hatte nämlich den
Antrag, ein Erbkaiserthum einzuführen,
gestellt, der mit einer Mehrheit von nur
4 Stimmen zum Beschlusse erhoben
wurde. Als nun P.. der zwar auf der
Liste der Redner stand, gleich mehreren
Anderen nicht zu Wort kam, veröffent»
lichte er an Stelle der nicht gehaltenen
Rede die Schrift: „Nll5 Grbkaigrrchum
KleindtntZchllllld". Das in den- Quellen
mitgetheilte Motto, welches P. in das
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon