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Petönyi 68 Petenyi
gie und Paläontologie, überdieß berei»
cherte er die Geologie mit interessanten
Entdeckungen, sammelte in allen natur-
wissenschaftlichen Gebieten eine Unzahl
von Gegenständen, die er mit großem
Geschicke praparirte. I n Allem, was er
schrieb oder mündlich vortrug, war er
orientirend, klar und tief eingehend. Be«
sonders achtsam war er auf das Seelen»
leben der Thiere und nahm bei Beob-
achtungen ihrer Gewohnheiten stets Rück-
ficht auf den Zusammenhang mit ihrer
natürlicken Umgebung; die geographische
Verbreitung der Thiere, ihre wechselnden
Verhältnisse verfolgte er mit lebhaftem
Interesse. Die zahllosen Daten, die er
sich über das Leben der gesammten Thier»
welt gesammelt, faßte er in ein System
göttlicher Weltökonomie zusammen, und
da war es, wo Theolog und Naturfor«
scher sich einträchtig begegneten. Von da
kömmt auch, schreibt Toldy in seiner
akademischen Gedächtnisrede auf Petk»
nyi , seine religiösfittliche Richtung, die
in seinen Vorträgen so oft überrascht,
und jene poetische kindliche Einfalt, die
sie häufig so anziehend, macht. Auf sei^
nen Reisen, im Briefwechsel, im Ge«
spräche, im täglichen Verkehre des 3e»
benS ergriff er jede Gelegenheit, um
zu belehren, aufzumuntern und anzu»
regen, auf Beobachtung und eigene Er«
fahrungen zu dringen, herrschende Vorur-
theile und Irrthümer zu bekämpfen und
zu berichtigen. P. war, wörtlich genom»
men. das Opfer seines wissenschaftlichen
Berufes. Durch das viele Manipuliren
mit Arsenik — bei dem Ausstopfen der
Thierbälge — war sein Organismus
völlig zerstört worden, und nach mehr«
monatlichem Leiden starb er im Alter
von 33 Jahren. Seinen schriftlichen Nach.
laß vermachte er der Akademie, die zur
Sichtung und wo möglichen Herausgabe desselben eine Commission ernannte. Dar-
unter befand sich eine ornithologische
Encyklopädie, an der er seit Jahren ge«
arbeitet und die er in vier Sprachen dem
Drucke zu übergeben die Absicht hatte.
Davon erschien auch bisher ein Heft von
Franz Kubiny i mit Unterstützung von
Seite der math. naiurw. Commission,
herausgegeben unter dem Titel: „^sösn^/e'
H. ^anos Ha^a/iaF^ott nnnH«?" (Pesth
1864, 8o.. mit 4 Abbildungen). P. war
mit berühmten Naturforschern, nament-
lich Ornithologen, innig befreundet, so
mit dem unvergleichlichen Pfarrer Chr.
L. Brehm, mit N a u m a n n aus Köthen,
der Pet 6 nyi 4837 in Pesth besuchte,
fünfzehn Jahre später, 1831. erwiederte
P. diesen Besuch in Köthen. Früher als
das eigene Vaterland hat Deutschland
P.'s Verdienste um die Naturwissenschaft
gewürdigt. Denn ehe ihn die ungarische
Akademie zu ihrem correspondirenden
Mitgliede erwählt hatte, hatten ihn die
Sachsen-Altenburger, Görlitzer, Mainzer,
naturforschende Gesellschaft, der deutsche
Verein für Vogelkunde, der zoologisch,
botanische Verein in Wien unter ihre
Mitglieder aufgenommen. Was seinen
Privat'Charakteranbelangt, so war er eine
durch und durch liebenswürdige Person»
lichkeit, mildthätig über die Grenzen sei»
ner Kräfte, im wahren Sinne des WorteS
human; für das Gefühl der Freundschaft
im vollsten Maße empfanglich und gesät-
lig. Seine wissenschaftlichen Neigungen
mochten wohl am meisten Ursache gewe«
sen sein, daß er unvermält geblieben.
Zeitschrift für Natur- und Heilkunde in
Ungarn (4°.) VI. Jahrgang (li>5ä), Nr. 18,
S. 143. — Pest er Lloyd (Pesther polit.
Journal) 1855. Nr. 259, im Feuilleton. —
Wanderer (Wiener polit. Journal) 1853,
Nr. 466. — Pester Bote. Großer gemein«
nühiger Kalender (Pesth, Landerer u. Hecken-
ast, schm. 4o.) Jahrg. 1857, Nr. 63. — Pro-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon