Seite - 146 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Band 22
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1712 erhalten hatte. Aber schon nach
einem Jahre war es ihm wieder gegönnt,
sich ausschließlich seinen historischen For«
schungen hinzugeben. I n dieser Zeit eni>
warf er den Plan zu einer Vibliowoa
Venkäiotwk) in welcher er alle Schrift,
fteller seines Ordens aus jedem Zeitalter
und aus jedem Lande anführen und ihre
Werke würdigen wollte. Seine Absicht
war, dabei zunächst bis auf das Jahr
1600 zurückzugehen. Er gab nun Um«
laufsschreiben an alle Benedictinerklöster
und ersuchte seine Ordensbrüder um Bei»
träge zur Ausführung seines großen
Werkes, dessen Plan sammt dem erwähn«
tcn Umlaufsschreiben in den ^otis N u -
äitorum I^ip8. Iopt. 4716 abgedruckt
ist. Aber dieser Schritt war lange nicht
von den erwarteten Folgen. Ein ver-
haltnißmäßig ganz geringer Theil ließ sich
auf die Absichten Bernhard's ein, und
wenn Theodor Mayer im Hormayr»
schen „Archiv" 1827, S. 499 u. 300.
eine von der ebenda 1810, S.416. in der
Anmerkung enthaltenen, vollends abwei-
chende Darstellung gibt, so erklärt sich
dieß, daß Mayer, selbst Benedictiner,
nicht wohl gegen seinen eigenen Orden
zeugen konnte und mochte, wahrend der
Verfasser der „Geschichte deS kais. Haus».
Hof. und Staatsarchivs", welche jene
zweite Darstellung enthält, in dieser Be»
ziehung an keinerlei Rücksichten gebun»
den war. Bernhard P. machte vor
130 Jahren dieselbe bittere Erfahrung,
wie Herausgeber dieses Lexikons, der.
als er vor 17 Jahren ein gleiches Um-
laufschreiben an Schriftsteller, Künstler
und Tausende von Personen ergehen ließ,
auf deren Theilnahme und geistige Unter-
stützung bei seinem Werke er mit Be«
stimmtheit rechnete, ebenso wenig mit sei«
nem Antrage verstanden wurde und bei
Lösung der schweren und großen Aufgabe zuletzt auf sich selbst angewiesen blieb.
Man verzeihe dem Verfasser dieses Wer-
kes diese kurze Abschweifung, aber sie be-
weist, wie fast anderthalbhundert Jahre
vorübergehen konnten, ohne daß das Be-
dürfniß eineS solchen Werkes in den Massen
wach geworden wäre. Wie ist das anders
in Frankreich, Belgien, England, selbst irr
manchen Städten (geschweige Staaten)
Deutschlands! Bernhard P., als er
sich wider alles Vermuthen in seiner Er-
wartung getäuscht fand, entschloß sich
daher, selbst Reisen zu machen und in
Person die Materialien zu holen und zu
sammeln, die er von der geistigen Em«
vfänglichkeit seiner Ordensbrüder vergeb»
lich erwartet hatte. Wahrend er aber die»
ser Aufgabe sich unterzog und die Hand«
schriftlichen Schatze der Klöster kennen
lernte, veränderte er seine Aufgabe und
begann seine Suche nach historischen
Schriften und Denkmälern älterer und
ältester Zeit. nahm getreue Abschriften
verborgener, ungewürdigter und doch
höchst wichtiger Handschriften, welche
wahre Leuchten zur Aufhellung der dünk«
len Geschichte vergangener Jahrhunderte
waren. Den ersten Versuch machte er
mit der Untersuchung der Stiftsbiblio-
theken in Tyrnstein und zu Wien im
Schotten« und Dorotheerstifte. Er ge>
wann nun auch für seine Idee die Theil-
nahme seines Abtes Ber tho ld , auf
dessen Kosten er im folgenden Jahre die
noch übrigen Stifte Unterösterreichs in
Gesellschaft seines BruderS Hierony-
muS bereiste, der damals schon die
Herausgabe seiner „Iorixtorbs rornm
^.ustriHokruin" vorbereitete. Die Klo»
ster, deren Schatze sie durchforschten,
waren Klosterneuburg, Mauerbach, Hei-
ligenkreuz, Mariazell, Lilienfeld, Gott-
weih, Zwettel, Altenburg, Pernegg. und
die Ergebnisse ihrer sorgfältigsten Unter«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon