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Pezzl, Johann (philosophischer, histo-
rischer und belletristischer Schriftsteller,
geb. zu Mol lersdor f in Niederbayern
im Jahre 1736, gest. zuWien. nach Eini«
gen im I . 1823, nach Anderen erst im I .
1838). Ueber den Lebens- und Bildungs«
gang dieses interessanten ManneS ist nur
Weniges bekannt. Er studirte die Rechte
in Salzbürg und beschäftigte sich früh-
zeitig mit schriftstellerischen Arbeiten, und
schon die erste derselben, seine Briefe aus
dem Noviziat — die bibliographischen
Titel seiner zahlreichen Werke folgen wei-
ter unten — zog ihm eine gerichtliche
Untersuchung zu. Ob er derselben durch
die Flucht sich entzog, oder ob erst nach
derselben sichln die Schweiz begab, ist nicht
festzustellen, seit dem Jahre 1782 lebte er
als Privatgelehrter in der Schweiz und
im Jahre 1783 begab er sich nach Wien,
wo er bald die Stelle eines Secretärs,
Lcctors und Bibliothekars bei dem
Staatskanzler Fürsten von Kaunitz er«
hielt. Einige Jahre später erlangte er eine
Anstellung in der Chiffrekanzlei. I n der
Folge heirathete er eine veimögliche Frau
und kam. wie Karoline Pichler erzählt,
die ihn als einen Mann voll Geist, Leben
und Kenntnissen, der viel in geselligen
Kreisen verkehrte, schildert, durch diese
Heirath, noch mehr aber durch die Ge-
schäfte seiner Anstellung nach und nach
aus seinen Beziehungen zur geselligen
Welt. P. war ein ungemein fruchtbarer
und vielseitiger Schriftsteller; wenn ihn
auch Menzel in seinem Werke: „Die
deutsche Literatur" (Stuttgart 1336). I,
S. 146. ĂĽbrigens der Einzige, der seiner
gedenkt — denn Laube. Goedeke,
Kurz, Gottschall u. A. nennen auch
nicht seinen Namen — wenig glimpflich
aburtheilt, so erscheint diese Verurtheilung
als ebenso befangen wie unbegrĂĽndet und
beruht auf der KenntniĂź einiger weniger Schriften, die eben nichts zu Pezzl's
Antorruhm beigetragen, wahrend doch
andere ihm als specifisch-wienerischen
Schriftsteller immerhin einige Bedeutung
sichern. Pezzl's Schriften sind in chro«
nologischer Folge: „Nrieke aus dem NuniM
an einen Fremd", 4Bandchen (ZĂĽrch 1780
bis 1783, Orell, 8".); — „Fanstin oder
das philasaphische Jahrhundert" (ebd. 1783,
mit K. K.; 2. Aufl. ebd. 1784; 4. Aufl.
1783), dieses Werk wurde öfter — unter
andern zu München im Jahre 1733 —
nachgedruckt und dem Verfasser ein zwei-
ter Theil untergeschoben; das Werk zeigt
von hellem Geiste, gereifter Welt und
MenschenkenntniĂź und einer ausgeb reite,
ten Belesenheit; — „Neisen eines PlMsll.
phen, llder Bemerkungen ĂĽber die Sitten mn
Zlkrikn, Asien und Amerika. Ans üem Franzä-
Zischen" (Salzburg 1783, Mayr), eine
Bearbeitung des Werkes von Poivre:
1768), das im Original oft aufgelegt
worden; — „Bincerns, der AciürmM?"
(Frankfurt und Le'ipzig 1787 sZĂĽrch,
Orell), 8".); — „Neise nach Ostindien unb
China in den Jahren INA—Nsi; ans dem
Französischen". Mit 140 Origmalkupfern,
2 Bände (Zürch 1733. Orell. gr. 4".).
eine Bearbeitung des französischen Ori>
ginals von P. Sonne rat 5 „Vo^a^s
2.ux Inä.65 orioiitQlog ot k la Oliwo"
(?NriL 1782) 4".); — „Neise durch der.
baqmZchm Kreis" (Sahburg und Leipzig
1784, 8o.); — „Reisen durch Palen, Anäs-
land, Schweden nni> NĂĽnemnrk, mit historischen
Nachrichten nnd politiZchen Nemerknngen. Hns
dem Englischen", 3 BĂĽnde, mit K. K. und
Karten (ZĂĽrch 1785-1795, OreU,
gr. 4".) , Bearbeitung des englischen
Werkes von William Core; — „Niugra-
phizcheg Denkmal BiZbrck'Z, Verfassers der
Nrkke eines reisenden Fran^sen nnd anderer
schritten" (Kempten M m ) 1786, 8o.);
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon