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Piftor 336 Piftor
Goethe's von einem Flek. I fs land.
einer Unzelmann so meisterhaft dar»
stellen, daß er seine Studien aufgab und
Schauspieler wurde. Im Jahre 4804
war er Mitglied der Hofschauspieler>
Gesellschaft in Schwerin, wo er sich
auch
mit der Tochter einer geachteten Familie
aus Hamburg, die gleich ihm aus Nei
gung und im Einverständnisse mit ihren
Eltern dieselbe Laufbahn erwählt hatte,
verheirathete. Im Jahre 1806 nahm
P. einen Antrag der Bühne zu Bremen
an. wo er mit feiner Gattin durch sieben
Jahre wirkte und im Verkehre mit Män<
nern wie Franz Horn, Karl Giese<
brecht und W. Mül ler wesentlich sein
dramatisches Talent ausbildete. Von Bre«
men gingen Piftors nach Braunschweig,
wo die Bühne unter des tüchtigen Klin»
gemann Leitung stand. Die politischen
Verhaltnisse jener Zeit blieben nicht ohne
Einfluß auf die Bühnenzustande Deutsch
lands; unter kriegerischen Wirren blieb
alle Kunst verwaist, und erst, als nach
der Leipziger Schlacht geregelte Zustände
wiederkehrten, kamen auch für die Schau»
spielkunsi bessere Tage. In Braunfchweig
und Hannover wurden stehende
Bühnen
errichtet und die Familie Pisior für
das kön. Hoftheater in Hannover gc>
wonnen. Dort führte Pistor umer
Franz von Holbein's Oberregie die
Regie des Schauspiels. Als Holbein
später die Direction des Theaters in
Prag übernahm, folgte ihm im Jahre
1820 Pistor mit seiner Gattin dahin und
wickle vier Jahre an dieser Bühne. Im
Jahre 1826 wurde das Ehepaar Pistor
bei dem k. k. Hofvurg^Theaier in Wien en-
gagirt, wo Beide viele Jahre in verdienst-
lichster Weise wirkten. I n der ersten Zeit
spielte P. die jugendlichen Liebhaber und
glänzte als Ia romi r in der„Ahns'rau",
als Ferdinand in „Kabale und Liebe", als Hugo in Müllner's „Schuld" u.
s. w<; später, als er das Fach der Cha-
rakterrollen übernahm, zählte er Ru>
dolph in „Hedwig" von Körner,
König Phi l ipp im „Don Carlos",
Unbekannter inden„ Galeerensclaven",
Kanzler Fleßel in den „Mündeln".
Wurm in „Kabale und Liebe", Secre«
tär Al lbrand in den „Verleumdern",
Iö ren in „Johann von Finnland",
Paolo Monfrone im ,Bajard",
Stepanoff in der „Verschwörung auf
Kamtschatka", Pizarro in „Rolla's
Tod", Reimbrau in „Die Waise und
der Mörder", Ezzelino in „Lianoa. äs
1a kortk") Marchese di Sorrento
im „Bild" von Houwald, Fabian
in „Ueble Laune" von Kotzebue u.
s. w. zu feinen besten Nollen. Zu Anfang
der Fünfziger.Iahre feierte P. das fünf.
zigjährige Jubiläum semer dramatischen
Laufbahn.— Wilhelmine (geb. zu H am»
bürg, gest. zu Wien hochbejahrt am
43. October 4866), Gattin des Vorigen,
widmete sich. wie schon bemerkt, gleich»
falls dem dramatischen Fache, spielte vcr«
eint mit ihrem Gatten an verschiedenen
Bühnen und seit 4826 auf dem Burg-
theater; ihr Repertoir umfaßte mehr als
480 Rollen und darunter galten, die
Großmama im gleichnamigen Schau«
spiele von Fiegler, die alte Frau
von Werth heim in der „Deutschen
Hausfrau", die Unter« St eue rein»
nehmerin in den „Deutschen Klei:^.
städtern", die Nachbarin in „Das war
ich" . alte Madame Freser im
Fremden" von I f f l and , Frau Sar>
ler im „Herbsttag". Fräulein Ul.
rika in der „Ueblen Laune". Madame
Hertz in „Reue und Ersatz", Jungfer
Jacobe Schmalheim in der „Aus-
steuer". Frau Rosa in „Armuth und
Edelsinn", Viarda in „Praciosa" u.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Band 22
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Pergen-Podhradszky
- Band
- 22
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1870
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 534
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon