Seite - 3 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Podlaha-Prokesch, Band 23
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Podlaha Podlaha
Goethe und Schiller an bis auf un»
sere Tage berücksichtigt wurde. Das Buch
machte auf den ersten Anblick einen son>
derbaren Eindruck. Im vormäizlichen
Oesterreich, in einem zunächst der Jugend
gewidmeten Buche, Dichtem, wieArndt,
A. Grün, Heine, Lenau, Platen,
Rückert, Prosaisten, wie Gentz, den
beiden Humboldt, Wessenberg, oft
zu begegnen, an Stelle der würdigen alten
Herren Denis, Geliert und Vater
Gleim, Mathisson und Klopstock,
das mußte wohl befremden. Diese Vorzugs»
weise Berücksichtigung der neuesten Lite»
ratur erklärt P. selbst mit feines Lieblings
Rückert Worten: „Jetzt wird zu
Tage gefördert >— was nie vor diesem
ward erörtert — Gedanken stark, —
und Worte voll Mark,, — hochfarbige
Schilderei, — tiefe Sinnbilderei, —
Reime wie Blüthenkeime, — und Prosa
wie Honigseime!" Dieses vortreffliche
Buch, vor dem, wie sein Biograph
schreibt, die damaligen Schablonenmän»
ner nicht wenig eifchrackm, machte trotz
dem für damals etwas hohen Preis
(3 Thaler) seinen Weg; aber es war ein
Musterbuch seiner Art, das den Anforde»
rungen des Unterrichtes und des geläu»
tertsten Geschmackes entsprach und wurde
von der akademischen Jugend, das dar»
aus des deutschen Vaterlandes allseitigen
Geistesreichthum kennen lernte, jubelnd
aufgenommen. Als in Folge der Stürme
des Jahres 1848 auch das alte Unter»
richiswosen einem den Forderungen der
Zeit entsprechenderen weichen mußte und
man nach Männern suchte, welche diese
Reformen durchführen sollten, fiel für
die Gymnasien die Wahl folgerichtig auf
Podlaha, Er wurde zum Director des
akademischen Gymnasiums in Wim er»
nannt. Um sich seinem Geschäfte aus»
schließlich widmen zu können, fand es P. für angemessen, aus der Gemeinschaft
seines Ordens zu treten und mit päpst.
licher Dispens in den Weltpriesterstand
überzutreten. Mit freudigster Energie
unterzog er sich nun der ihm gestellten
Aufgabe und schon im Programm des
akademischen Gymnasiums für das Schul»
jähr 1884 erstattete er Bericht über die
Durchführung derselben. Aber er war
sich der Schwierigkeiten und dessen, was
er nocb zu thun hatte, vollkommen be»
wußt. „Unsere Aufgabe, bekennt er selbst,
ist noch nicht vollendet; Sie (ruft er
seinen Schülern zu) und wir Lehrer
haben noch mit manchem Vorurtheile,
mit mancher gegen den neuen Lehrplan
vorgefaßten Meinung zu kämpfen; vieles
ist bereits erkämpft und mancher Vater
durch seinen eigenen Sohn eines bessern
belehrt worden; doch es ertönt noch
immer hie und da eine schmähende
Stimme; wir aber wollen, ob auch schon
Thatsachen für uns sprechen, nicht eher
ruhen, bis auch die letzte verstummt ist."
So arbeitete P. rüstig und mit auf»
opfernder Ausdauer an der Durchfüh»
rung der Gymnasialreform. Leider war
es ihm nicht gegönnt, die Früchte der»
felbm an der Universität zu beobachten.
Ein kurzes Leiden, das er sich in seinem
Berufe zugezogen haben mochte, raffte
ihn im Alter von erst 80 Jahren dahin,
nachdem er die Durchführung der Reform
am akademischen Gymnasium, mit wel»
cher sein Name stets verbunden bleiben
wird, vollendete. P. war auch als Volks»
schriftsteller thätig; es erschienen von
ihm die „GischlniWV deZ Ptanerz uan
Riichthlll« (Wien 1848, Beck, mit sechs
illum. Zeichnungen von Haßlwander.
8<>.), eine vortreffliche Schrift, angeregt
durch die Bildung des Thierschuh-Ver-
eins, in welcher P. nur zeigen wollte, was
der Mensch durch gute und schlechte Be»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Podlaha-Prokesch, Band 23
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Podlaha-Prokesch
- Band
- 23
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1872
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 426
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon